• Home
  • Nachrichten
  • Mode
  • Fair Wear Foundation: "Offenheit ist die neue Norm"

Fair Wear Foundation: "Offenheit ist die neue Norm"

Von Tessa Guntlisbergen

Wird geladen...

Scroll down to read more
Mode

„Vor sieben Jahren war es noch ein Tabu, transparent über die Lieferkette zu sprechen, aber jetzt sehen Marken es als Norm.“ Dies ist die Aussage von Hendrine Stelwagen, Verification Specialist bei der Fair Wear Foundation ( FWF). Die Non-Profit-Organisation organisierte an diesem Fashion Revolution Day, der zum Gedenken an die Opfer der Rana Plaza Fabrik Katastrophe vor fünf Jahren stattfindet, einen Facebook-Staffellauf, ein Livestream bei dem Labels wie Claudia Sträter, Kings of Indigo und Nudie Jeans über ihre Nachhaltigkeitspolitik und ihre Bemühungen im Bereich der Arbeitsbedingungen bei Bekleidungsherstellern wie Indien, China und Bangladesch sprachen.

Claudia Sträter und Expresso Fashion arbeiten nachhaltiger

Die Modelabels Claudia Sträter und Expresso Fashion traten bei den Livestream zusammen auf. Interessierte Konsumenten konnten jede halbe Stunde live Fragen an ein anderes teilnehmendes Label oder einen Mitarbeiter des FWF stellen. Claudia Sträter und Expresso Fashion, die der belgischen FNG-Gruppe gehören, gaben letzte Woche die Ergebnisse ihrer "sozial verantwortlichen Aktivitäten" im Jahr 2017 bekannt. So haben beispielsweise beide Marken im vergangenen Jahr verstärkt auf nachhaltige Materialien gesetzt, darunter Tencel, Bio-Baumwolle und Recycling-Polyester. 1,5 Prozent aller von Expresso Fashion verwendeten Materialien waren nachhaltig. Bei Claudia Sträter waren es 6 Prozent. Darüber hinaus engagieren sie sich in sozialen Aktivitäten durch Kooperationen mit den Organisationen WerkSaam und Leviaan sowie dem Pilotprojekt "Living Wages" mit einem Lieferanten in Mazedonien.

Obwohl die Marken Fortschritte machen, sagen sie, dass es schwierig sein kann, den Verbraucher zu sensibilisieren. „Das Schwierigste ist, die Verbraucher dazu zu bringen, darüber nachzudenken, warum es notwendig ist, nachhaltig zu arbeiten", sagt Jana Heuer, Nachhaltigkeitskoordinatorin bei der FNG Group während des Livestreams. Dieser zog durgehend um die fünfzig Zuschauer an. Die Verbraucher sind kritisch und fragen insbesondere nach spezifischen Maßnahmen, die Marken im Bereich Löhne und nachhaltige Materialien ergreifen.

"Marken nehmen Schritt für Schritt Verbesserungen vor", sagt Hendrine Stelwagen. Stelwagen erzählt, dass sie im Laufe der Jahre viele Verbesserungen im Bereich der Fabrikbedingungen gesehen hat. Zum Beispiel sah sie in Indien, dass ArbeiterInnen zunehmend eine Stimme haben und ManagerInnen in Fabriken offen ihre Meinungen hören wollten. Stelwagen sagt, dass es für Marken schwierig sein kann, Probleme zu lösen, weil die Art dieser Probleme je nach Produktionsland unterschiedlich seien. „Überstunden sind ein großes Problem in China und in der Türkei gibt es Probleme mit den Gewerkschaften, während es in Mazedonien weniger nach Löhnen und Sicherheit aussieht.“

"Es besteht nicht immer Interesse, Dinge schnell zu ändern"

Später spricht Tony Tonnaer, Gründer und Besitzer von Kings of Indigo. Tonnaer wird unter anderem zu nachhaltigen Innovationen befragt, die das Label verwendet. „Wir verwenden nachhaltige Materialien wie Tencel und recycelte Baumwolle und verbrauchen weniger Wasser, Energie und Chemikalien", sagt Tonnaer. Ihm zufolge sind nicht nur diese Innovationen wichtig, sondern auch das Engagement der Verbraucher und transparente Beziehungen zu den Fabriken. „Durch langfristige Beziehungen wissen Hersteller, wie wir als Marke arbeiten und Vertrauen schaffen wollen. Ich denke, das ist eine gute Art zu arbeiten. „Fabrikbesitzer haben jedoch noch einen langen Weg vor sich“, sagt Tonnaer. „Sie sind offen, aber aufgrund von Druck und Konkurrenz besteht nicht immer das Interesse daran, die Dinge schnell zu ändern."

Transparenz ist ein Thema, das von Verbrauchern häufig in Frage gestellt wird. Von Nudie Jeans möchte ein Zuschauer zu Beginn des Nachmittags wissen, ob die Marke überhaupt vollständige Transparenz realisieren kann. „Wir versuchen das, indem wir den gesamten Weg zurück in die Lieferkette gehen. Wir besuchen sogar die Baumwollfelder, damit wir alle Lieferanten kennen lernen und Probleme leichter sehen können. Eine Herausforderung der totalen Transparenz kann sein, dass es so viele Lieferanten gibt, dass sie nicht mehr überblickt werden können. Das gilt vor allem für Marken mit größeren Kollektionen“, sagt Sandya Lang, CSR-Managerin des Labels. Nudie Jeans ist auch das Label, das nach dem Desaster in Rana Plaza zu Veränderungen befragt wird. „Nudie Jeans produziert nicht in Bangladesch, das Unglück hatte also keinen direkten Einfluss auf uns. Wir achten aber auf Sicherheit, wenn wir Fabriken besuchen. Dabei sehen wir, dass viele Marken ihren Ansatz angepasst haben, also ist das positiv. "

Die Fair Wear Foundation (FWF) ist eine Non-Profit-Organisation, die mit Bekleidungsmarken, Fabriken, Gewerkschaften und manchmal Regierungen arbeitet, um die Arbeitsbedingungen in elf Produktionsländern in Asien, Europa und Afrika nach acht international vereinbarten Standards zu überwachen und zu verbessern. Gegenwärtig sind mehr als 80 Unternehmen mit der FWF verbunden, die rund 120 Modelabels vertritt. Die Organisation konzentriert sich auf die Produktionsphase, in der das Nähen stattfindet, weil es „eine der arbeitsintensivsten Phasen ist, in der viele Sicherheitsprobleme auftreten". Mitglieder des FWF sind Claudia Sträter, Acne Studios, Anna van Toor, Filippa K, Expresso Fashion, Mayerline und Nudie Jeans.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: Fair Wear Foundation

Fair Wear Foundation