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Fashion Council Germany: Deutsche Mode kann alles

Von Barbara Russ

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Mode|INTERVIEW

Am heutigen Montag beginnt die aktuelle Ausgabe der Berlin Fashion Week. Sie zeigt sich diesmal in neuem Gewand: Der Fashion Council Germany (FCG) die Kalenderführung übernommen und sich mit Mercedes-Benz zu einem neuen Event-Format zusammengetan - Fashion Hab. Auch darüber hinaus erwartet das Fachpublikum viele Veränderungen rund um die BFW. FashionUnited hat mit FCG-Geschäftsführer Scott Lipinski über die neue Ausrichtung und die Pläne des FCG für die deutsche Mode und die Berlin Fashion Week gesprochen.

FashionUnited: Das vergangene Jahr hat viele Veränderungen für den FCG gebracht. Fassen Sie bitte zusammen, welche das sind und wie es dazu kam.

Scott Lipinski: Der Fashion Council Germany wächst und gewinnt an Bedeutung. Wir bauen das operative Team aus, meine Position als Geschäftsführer des FCG wurde geschaffen und wie man sieht auch besetzt. Wir haben im Bikini Berlin ein neues Zuhause mit Büro und Showroom finden können. Neue Mitglieder sind dem Fashion Council beigetreten. Wir haben mit Mercedes Benz einen starken Partner an unserer Seite gewinnen können. Wir haben die erste Aufmerksamkeit der Bundesregierung – insbesondere durch das persönliche Interesse unserer Bundeswirtschaftsministerin Frau Zypries am Thema Nachwuchs und Technologie. Auch mit dem Auswärtigen Amt konnten wir erste Projektideen diskutieren, wovon ein Projekt bereits zur London Fashion Week im Februar umgesetzt wird. Ein wichtiger Meilenstein war die Erweiterung unseres Präsidiums.

Sie konnten einige wichtige neue Partner und Präsidiumsmitglieder willkommen heißen, was ändert sich hierdurch?

Scott Lipinski: Das war ein wichtiger Schritt für den Council. Mit John Cloppenburg (Mitglied der Unternehmensleitung Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf), David Fischer (CEO & Publisher Highsnobiety), Inga Griese (Editorin- Chief Icon/Iconist), Sung-Joo Kim (CEO & CVO MCM), Christina Oster-Daum (Geschäftsführende Gesellschafterin Cosnova GmbH) und Dirk Schönberger (Creative Director Adidas AG) gewinnen wir neue Gesichter. Das ist wichtig, denn der Council versteht sich nicht nur als Institution, die einer Ausrichtung dient, sondern die gesamte Branche repräsentieren möchte. Mit ihrer repräsentierenden und vor allem beratenden Funktion verändert sich nicht nur der Council in seiner Außenwirkung, sondern auch im Inneren. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei Veränderung des Inputs, sich auch der Output verändert. In unserem Fall ist das ähnlich. Durch unser neues Präsidium bekommen wir neue Ideen, Impulse und Meinungen, die sehr wertvoll für unsere Weiterentwicklung sind.

Der FCG war anfangs ein mehr oder minder von den Gründungsmitgliedern finanzierter Verein. Was hat sich seither finanziell getan?

Scott Lipinski: Es ist kein Geheimnis: Der Fashion Council Germany ist ein Verein. Ein Verein kann nur mit Mitgliedern und Partnern funktionieren. Sportvereine sind ähnlich aufgebaut. Sowohl inhaltlich betrachtet wie auch finanziell. Die Organe Präsidium, Vorstand und Operations dienen dieser Sache. Die Sache ist sowohl ein gesellschaftspolitisches Thema, dass Mode als Kultur- und Wirtschaftsgut wahrgenommen wird, aber vor allem auch Themen die von den Mitgliedern in den Council herangetragen werden. Zurück zur Frage, die erste Finanzierung ermöglichte die Gründung des Councils. Im zweiten Schritt ermöglichten Partner (z.B. H&M und der Berliner Senat) unsere ersten Förderprogramme. Im dritten Schritt, in dem wir uns aktuell befinden, ermöglichen unsere neuen Mitglieder und Partner das bevorstehende Wachstum. Durch die Teamerweiterung und finanzielle Stärkung können wir weitere Förderprogramme und Projekte initiieren. Wir sind noch längst nicht angekommen, aber auf einem guten Weg. Ich kann jeden nur auffordern sich mit dem Council zu beschäftigen und aktiv mit uns ins Gespräch zu gehen.

Bekommt der FCG finanzielle oder andere Unterstützung von Seiten der Politik, der Stadt Berlin oder dem Bund?

Scott Lipinski: Ja, wir bekommen Zweckgebundene Mittel. Wie schon eingangs erwähnt haben wir mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie einen wichtigen Partner. Die Bundeswirtschaftsministerin, Frau Zypries hat uns im Sommer bei ihrer Eröffnungsrede auf der Premium die Unterstützung des BMWi zugesichert. Am 15.1 übernimmt das Ministerium die Schirmherrschaft des von der Premium Group, Messe Frankfurt und dem FCG initiiertem Empfang „Industry Insights“ im Kraftwerk. Das hat wichtige Signalwirkung. Mit dem Auswärtigem Amt und der deutschen Botschaft in London haben wir weiteren offizielle Unterstützung und veranstalten im Februar zur London Fashion Week ein Empfang in der Residenz der Botschaft. Hierbei präsentieren wir 15 deutsche Brands und Designer dem Fachpublikum. Der Berliner Senat ist schon von der ersten Stunde an unser Partner. Zuletzt gemeinsam mit der Messe Frankfurt im „Sustainablility“ Programm, in dem wir unsere Talente Benu Berlin und Philomena Zanetti unterstützt haben. Verglichen mit dem Support die Councils in anderen Ländern erfahren, haben wir als Industrienation noch Luft nach oben.

Gemeinsam mit Mercedes-Benz veranstalten Sie den Fashion Hab. Was dürfen wir da erwarten?

Scott Lipinski: Der Fashion Hab presented by Mercedes Benz ist ein neues und innovatives Eventformat, das Designtalenten eine neue Bühne bieten wird. Unter der Schirmherrschaft des Fashion Councils und in Zusammenarbeit mit der Camera Nationale della Moda sind wir erstmalig auch Veranstalter auf der Fashion Week. Der deutsche Designer Damir Doma präsentiert seine Männer- und Damenkollektion erstmalig in Berlin und nicht Mailand oder Paris. Das zeigt wie wichtig ihm unser Standort ist. Zusätzlich präsentieren sich die deutschen Designer Benu Berlin und Last Heirs gemeinsam mit den in Italien ansässigen Brands Bav Tailor und Davide Grillo mit einer Installation,

Wie nehmen Sie allgemein die Veränderungen rund um die BFW wahr?

Scott Lipinski: Positiv. Ich nehme die Veränderungen als Fortschritt und Weiterentwicklung wahr. Ich kenne kein Konzept oder Projekt was sich nach 10 Jahren nicht weiterentwickeln, verändern oder innovativer positionieren muss.

Was kann Mode aus Deutschland international beisteuern?

Scott Lipinski: Betrachtet man die Modebranche in Deutschland muss man zugeben: wir können alles. Das klingt überheblich – ist es aber nicht. Diese Bandbreite und Vielseitigkeit ist eine Stärke, die wir als Standort zu wenig nutzen. Andere Modestandorte und Fashion Weeks überlegen, wie man Men & Womenswear in einem Termin vereinheitlichen kann. Berlin macht das von Beginn an. Wir müssen lernen stolz sein zu dürfen. Unsere Kreativität, Verlässlichkeit und Qualitätsbewusstsein sind bekannte Tugenden, aber eine Grundsubstanz an Stolz, wie es die Franzosen, Italiener, Dänen oder Briten haben, dürfen wir uns ruhig auch aneignen. Als gebürtiger Schotte habe ich diesen Unterschied in der Gesellschaft seit meiner Schulzeit festgestellt.

Was ist Ihr Ausblick für die kommenden Saisons?

Scott Lipinski: Denken wir noch in Saisons? Ich bin davon überzeugt, dass der Standort Berlin zu den kommenden Fashion Week Terminen an Relevanz gewinnen wird. Unsere Messen wachsen und bieten eine große Vielfalt, die Showformate passen sich der Zeit an – allen voran hat der Berliner Salon einen ersten Kickstart hierzu seit Gründung geliefert – und die Veranstalter stehen in einem guten Dialog miteinander. Mit den kommenden Terminen wird der Council einige gelernte Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten übernehmen. Hierzu gehört nicht nur die Kalenderführung und Kommunikation oder eigene Veranstaltungen, sondern auch die Moderation der Gespräche mit den Beteiligten.

Woran arbeitet der FCG als nächstes?

Scott Lipinski: Das wäre Stoff für ein neues Interview. Ein Ausblick: Wir arbeiten an neuen Formaten für Juli, führen Gespräche mit Partnern über neue Förderprogramme und Möglichkeiten, veranstalten in London zur Fashion Week einen Empfang, stehen kontinuierlich im Dialog mit Politik, launchen unseren neuen Webauftritt (mit interaktiver Kalenderfunktion, Vorstellung unserer Mitglieder & Talents und online Mitgliedsanträge), begrüßen neue Mitglieder, veranstalten in unserem Showroom Workshops für und mit Mitglieder, entwickeln Content und Vorteile für unsere Mitglieder, planen die Umsetzung von Networking Veranstaltungen deutschlandweit, planen Pop Up Shops, beteiligen uns an der Gründung der European Fashion Federation (EFF – ein erster Europäischer Fashion Council).

Foto 1: Fashion Council Germany Facebook Page, Foto 2: Scott Lipinski, Credit: Nele König.

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