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Fashion Resale, ein boomender Markt: Interview mit Charles Gorra, CEO von Rebag

Von Marjorie van Elven

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Mode|CEO INTERVIEW

Vorbehalte gegenüber Second-Hand-Bekleidung und -Schuhe gehören der Vergangenheit an: Laut einem aktuellen Bericht der Resale-Plattform ThredUp ist der Markt für Vintage-Mode in den letzten drei Jahren 21-mal schneller gewachsen als der Mode-Einzelhandel aus erster Hand und er soll in den nächsten fünf Jahren allein in den USA von 24 Milliarden US-Dollar auf 51 Milliarden US-Dollar wachsen.

Das bedeutet, dass der Secondhand-Markt bis 2028 1,5 mal größer sein wird als die Fast Fashion, und dass Vintage-Artikel durchschnittlich 13 Prozent der amerikanischen Kleiderschränke ausmachen werden.

Der Markt ist so vielversprechend, dass einige Startups, die in diesem Bereich arbeiten, erhebliche Investitionen erhalten haben. StockX, eine Online-Plattform, auf der Ausschussware und ungetragene gebrauchte Turnschuhe, Uhren, Handtaschen und Streetwear wie Aktien gehandelt werden, wurde im Juni zum neuesten Unicorn (Startup im Wert von einer Milliarde US-Dollar) in der Modebranche, nachdem 110 Millionen US-Dollar in einer Förderrunde der Serie C eingesammelt wurden. Anfang des gleichen Monats hat eine weitere Wiederverkaufsplattform für Modeartikel, The RealReal, im Rahmen des Börsengangs 300 Millionen US-Dollar eingesammelt. Der Wettbewerber ThredUp kam im August auf 175 Millionen US-Dollar.

FashionUnited hat einige der prominentesten Akteure im Bereich des Wiederverkaufs von Mode befragt, um einen Blick hinter die Kulissen des Segments zu werfen. Heute lesen Sie das Interview mit Charles Gorra, Gründer und CEO von Rebag, einer Online-Plattform für gebrauchte Luxushandtaschen, die 2014 in den USA lanciert wurde und weltweit versendet. Mit bisher über 50 Millionen US-Dollar an Investitionen betreibt Rebag derzeit sieben Filialen in den USA: drei in New York City, drei in Los Angeles und eine in Miami. Ziel ist es, die Präsenz im Einzelhandel auf 30 Standorte im ganzen Land auszuweiten, darunter sowohl eigenständige Läden als auch die Präsenz in Luxus-Einkaufszentren. Auch eine internationale Expansion ist geplant.

Mit welchen Herausforderungen sahen Sie sich bei der Gründung von Rebag im Jahr 2014 konfrontiert?

Vor vier Jahren war der Wiederverkaufsmarkt noch nicht so beliebt wie heute, so dass es auf der Investorenseite definitiv schwerer war, zu überzeugen. Ich denke, die größte Herausforderung für uns war, dass wir Einkäufer von Lagerbeständen sind. Rebag ist kein Peer-to-Peer-Marktplatz, es ist kein Konsignationslager, wir kaufen tatsächlich Produkte. Wir übernehmen das Bestandsrisiko, was für die Verkäufer sehr interessant ist, aber aus geschäftlicher Sicht eine ziemliche Herausforderung darstellt.

Was macht Sie als Unternehmer besonders stolz?

Wir haben jetzt 110 Mitarbeiter in diesem Unternehmen, und einige unserer ersten Mitarbeiter sind auch heute noch bei uns, darunter die Mitarbeiter Nummer 1, 2 und 3. Für mich ist das sehr wichtig. Ich bin sehr stolz auf unsere Mitarbeiterbindung und darauf, dass die Menschen, die früh zu uns gekommen sind, immer noch da sind.

Sie haben gerade erwähnt, dass der Wiederverkauf von Mode vor fünf Jahren noch nicht zum Mainstream gehörte. Seitdem ist der Markt stark gewachsen und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich noch erstarken. Was sind Ihrer Meinung nach die Faktoren, die zu diesem Wachstum beitragen?

Ich denke, darin spiegelt sich ein viel größerer Trend wider, der weit über den Wiederverkauf hinausgeht. Der wichtigste Faktor ist das Streben nach Nachhaltigkeit. Vor einigen Jahren haben Unternehmen noch Produkte verbrannt, jetzt ist das nicht mehr akzeptabel. Marken veröffentlichen Pressemitteilungen, in denen sie sich verpflichten, das nie wieder zu tun, weil es in den sozialen Medien so viel Kritik gegeben hat. Jeder ist darauf bedacht, seinen Fußabdruck zu reduzieren, insbesondere in der Modebranche, die einer der größten Abfallverursacher im Allgemeinen ist, so dass der Wiederverkauf wächst, weil er den Lebenszyklus des Produkts verlängert und mehr Zirkularität schafft.

Zweitens möchte ich die Folgen der Krise von 2008 erwähnen. Jeder sucht nach einem Schnäppchen, unabhängig davon, wie groß seine Brieftasche ist. Der Wiederverkauf ist ein erschwinglicher Weg, um an Luxusgüter zu kommen. Ich denke, der Wunsch, im Trend zu liegen, ohne viel Geld auszugeben, hat unseren Markt bis zu einem gewissen Grad beflügelt.

Abschließend möchte ich den Trend zu weniger Eigentum erwähnen. Unternehmen wie Uber und Airbnb haben neue Wege geschaffen, Eigentum zu betrachten, und sie bringen die Verbraucher - insbesondere die jüngeren Generationen - dazu, weniger auf Vermögenswerte und mehr auf Erfahrungen zu setzen. Unsere Eltern waren Sammler, es ging darum, die Produkte zu präsentieren, die man kaufen konnte, während es für die jüngeren Generationen darum geht, mit einem bestimmten Produkt auf Instagram fotografiert zu werden, aber sie müssen es nicht unbedingt für immer besitzen. Wir haben unsere Einstellung zu kurzfristigem Eigentum geändert.

Können Sie uns mehr über den Authentifizierungsprozess von Rebag erzählen? Wie verhindert das Unternehmen Fälschungen?

Das ist ein riesige Herausforderung für uns, denn Fälschungen sind überall. Wir können ein Angebot auf der Grundlage der uns zugesendeten Bilder machen, aber dann müssen die Verkäufer uns die Tasche schicken. Wir bezahlen erst, nachdem wir die Tasche physisch überprüft haben, da die Authentifizierung im Wesentlichen händisch durchgeführt wird. Im Laufe der Jahre haben wir also eine Menge Erkenntnisse darüber gesammelt, wir haben viele Authentifikationstools gesammelt, und einen sehr gründlichen Überprüfungsprozess erstellt.

Der Wiederverkaufsmarkt wird manchmal beschuldigt, dem Image der Luxusmarken von Knappheit und Exklusivität zu schaden. Die Birkin-Tasche von Hermès zum Beispiel war früher sehr exklusiv und kann heute problemlos bei Rebag und anderen Handelsplattformen erworben werden. Was halten Sie davon? Müssen Luxusmarken ihre Markenstrategie überprüfen, wenn der Wiederverkaufsmarkt wächst?

Es stimmt, dass der Wiederverkaufsmarkt einige Marken nervös macht, und ich verstehe ihre Bedenken, aber man muss sich beide Seiten der Gleichung ansehen. Wir verstehen uns als Finanzierungsinstrument - damit meine ich, dass Menschen, die ihre Taschen an uns verkaufen, bezahlt werden. Wahrscheinlich werden sie das Verdiente benutzen, um eine neue Tasche zu kaufen. Unserer Meinung nach schafft ein guter Wiederverkaufsmarkt also tatsächlich mehr Nachfrage nach dem Markt aus erster Hand.

Luxus-Taschen sind sehr teuer. Wenn man weiß, dass man sie später weiterverkaufen kann, ist man eher geneigt, diesen Kauf zu tätigen. Eine Tasche, für die Sie vor zehn Jahren 2.000 Dollar gezahlt hätten, kostet heute auf dem Wiederverkaufsmarkt etwa 4.000 Dollar.

Rebag hat einen Service namens "Rebag Infinity", bei dem Kunden, die eine Tasche kaufen, garantiert mindestens 70 Prozent des Kaufpreises als Gutschrift erhalten, wenn sie die Tasche innerhalb von sechs Monaten auf Rebag weiterverkaufen. Wie viele Kunden von Rebag nutzen das Angebot?

Wir haben Infinity vor etwas mehr als 6 Monaten gestartet. Im Grunde genommen ist es so: Wenn Sie eine Tasche für 1.000 Dollar heute kaufen, können Sie sie für bis zu sechs Monate tragen, und Sie erhalten 700 Dollar Rebag-Guthaben zurück. So haben Sie nur 300 Dollar ausgegeben, was die Barriere für den Einstieg deutlich reduziert, und Sie liegen immer im Trend. Sie können eine Tasche für den Sommer kaufen und im Winter zurückgeben. Es ist quasi ein Mietmodell, wenn Sie so wollen.

Das Modell kommt gut an. Wir versuchen, es zum Kerngeschäft von Rebag zu machen, wir wollen nicht, dass es nur ein Feature ist. Wir können es mit Rent the Runway vergleichen. Als sie das erste Mal anfingen, haben sie einmalige Mietangebote gemacht, für Hochzeiten oder Partys. Zehn Jahre später machen Abonnements den größten Teil ihres Geschäfts aus. Das ist es, was wir mit Rebag Infinity erreichen wollen. Es ist eine Verhaltensänderung, also dauert es ein wenig.

Eine weitere Änderung in der Geschäftsstrategie von Rebag ist der Übergang von Online zu stationären Geschäften. Das Unternehmen hat in den Vereinigten Staaten stationäre Läden inmitten der sogenannten "Retail-Apokalypse" eröffnet. Warum?

Wir haben uns von anderen Marken inspirieren lassen, die einen ähnlichen Übergang vollzogen haben, wie Caspers und UntuckIt. Wie immer bei einem Startup haben wir experimentiert, also haben wir im Dezember 2017 ein Popup in SoHo (NY) gemacht, das für uns sehr gut funktioniert hat. Im April 2018 expandierten wir dann auf die Madison Avenue, die noch besser lief. Und plötzlich eröffnen wir alle sechs bis zehn Wochen einen neuen Laden.

Wir haben bemerkt, dass der Verkauf von High-End-Taschen in physischen Geschäften wirklich gut funktioniert, also haben wir eine Birkin-Wand, mit 30 bis 40 Birkin-Taschen pro Laden. Viele Kunden wollen die höherwertigen Artikel sehen, bevor sie sich für ihren Kauf entscheiden, und das können wir in den Läden anbieten. In Wahrheit ist es so, dass 91 Prozent unserer Luxuskäufe in den USA getätigt werden. Deshalb wollten wir mit diesen Kunden direkt Kontakt aufnehmen.

Zusätzlich fungieren die Filialen als Produktannahme. Unsere Geschäfte haben das, was wir die "Rebag-Bar" nennen: Sie können an sieben Tagen in der Woche ohne Termin in jede unserer Filialen gehen, damit wir uns Ihre Tasche ansehen, ihren Preis bewerten, sie authentifizieren und kaufen können. Der gesamte Prozess dauert eine Stunde, so dass Sie Ihre Luxustasche fast sofort verkaufen können.

Sie haben gerade erwähnt, dass die meisten Kunden von Rebag in den USA ansässig sind, aber die Website versendet international. Beabsichtigt Rebag, stationäre Geschäfte in anderen Ländern zu eröffnen?

Wo immer es ein florierendes Luxus-Ökosystem gibt, gibt es einen Platz für Rebag. Europa, Asien, im Mittleren Osten, Lateinamerika.... Ich denke, es macht Sinn, und es wird irgendwann passieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das in den kommenden fünf Jahren geschieht.

Derzeit sind wir sozusagen ressourcenbeschränkt. Wir haben Anfang dieses Jahres 25 Millionen US-Dollar gesammelt, aber wir stecken noch in den Kinderschuhen, was die Abdeckung des US-Marktes betrifft, so dass dies derzeit unser Hauptaugenmerk ist.

Was sind die Zukunftspläne von Rebag, neben der Eröffnung weiterer Filialen in den USA und der internationalen Expansion?

Vieles, woran wir im Laufe dieses Jahres und im nächsten Jahr arbeiten, dreht sich darum, unser Wissen zu teilen. In den letzten fünf Jahren haben wir eine ziemlich einzigartige Expertise im Bereich des Wiederverkaufs entwickelt, die wir mit der ganzen Welt teilen wollen. Sie werden viel mehr Inhalte sehen, wir haben kürzlich einen Magazinbereich eingerichtet, ganz zu schweigen von unseren Bemühungen in Bezug auf Bibliothek und Ressourcen. Wir wollen wirklich, dass Rebag eine Autorität in Sachen Luxus und Wiederverkauf ist.

Langfristig sind wir immer auf der Suche nach einer Erweiterung der Kategorie. Im Moment wollen wir Experten in dem sein, was wir tun, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass wir in den nächsten Jahren in angrenzende Kategorien expandieren werden.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bilder: Rebag, Rebag Website, Rebag Facebook

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