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Fashionistas im Irak setzen auf klimafreundliche Vintage-Kleidung

Von AFP

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Mode
Bild: Murtaja Lateef / AFP

In einem Palmenhain nördlich von Bagdad schauen irakische Schafhirten verwirrt zu, wie Models Secondhand-Kleidung auf einem improvisierten Laufsteg vorführen, um das Bewusstsein für die Umweltauswirkungen der Modebranche zu schärfen.

Haute Couture hat den Weg für Upcycling-Outfits freigemacht und die Models auf dem Laufsteg stolzieren in komplett aus gebrauchten Kleidungsstücken gemachten Kreationen einher - ein Zeichen für die wachsende Beliebtheit von schicker, umweltfreundlicher Vintage-Kleidung bei jungen Iraker:innen.

„Wir wollen keine Überproduktion von Kleidung, wir müssen sie wiederverwenden“, sagt Mohamed Qassem, 25, Friseur und Organisator der Modenschau in der Nähe des Dorfes Al-Hussainiya.

Nach Angaben des World Resources Institute war die Modeindustrie im Jahr 2019 weltweit für zwei Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Kampagnen und eine wachsende Zahl klimabewusster Social-Media-Influencer:innen haben einen Vorstoß in Richtung nachhaltige Mode unternommen, darunter auch viele junge Menschen im klimabedrohten Irak, wie Qassem, die sich für Vintage-Kleidung begeistern.

Auf der Veranstaltung im Palmenhain wurden fluoreszierende grüne Pufferjacken, lange schwarze Ledermäntel, weite zweireihige Blazer und moderne Varianten traditioneller Kleidung präsentiert.

In vielen Teilen Iraks, die von jahrzehntelangen Konflikten gezeichnet sind, kehren allmählich friedliche Rhythmen in den Alltag zurück, und Secondhand-Kleidung bietet angehenden Fashionistas eine erschwingliche Möglichkeit, sich auszudrücken.

Klima-Bedrohungen

Während auf den Straßen Bagdads immer mehr „Fast Fashion“ und importierte Marken zu sehen sind, weisen die Outfits auf der Al-Hussainiya-Veranstaltung überwiegend grüne Elemente auf - ein Hinweis auf die Umweltbotschaft der Show.

Der Irak, ein Synonym für die Dattelproduktion, sieht seine ikonischen Dattelpalmen durch die Auswirkungen des Klimawandels und jahrelangen Konflikten unter Druck geraten.

„Das Ziel ist es, sich nicht nur auf Kleidung zu konzentrieren, sondern auch auf verlassene Obstgärten und Palmen, die jeden Tag verschwinden“, so Qassem.

Nach Angaben der Vereinten Nationen gehört der ölreiche Irak zu den fünf Ländern, die den Auswirkungen des Klimawandels am stärksten ausgesetzt sind. Er leidet bereits jetzt unter extremer Sommerhitze, häufigen Dürren, Wüstenbildung und regelmäßigen Staubstürmen, die sich mit der Erwärmung des Planeten noch verschärfen werden.

Die auf der Modenschau gezeigten Kreationen werden nicht zum Verkauf angeboten. Die Organisator:innen hoffen vor allem, dass die symbolische Parade das Bewusstsein schärfen wird.

Ahmed Taher, ein 22-jähriger Stylist, der die Kulissen für die Modenschau zusammenstellte, sagt, dass Secondhand-Kleidungsstücke „von hervorragender Qualität“ seien. „Wenn man sie trägt, hat man den Eindruck, Luxuskleidung zu tragen. Das ist etwas anderes als das, was man in den Geschäften findet.“

Wirtschaftsstudent Taher bietet Bagdads Hipstern auf Instagram - wo er rund 47.000 Follower hat - Vintage-Kleidung an und verkauft Stücke für rund 20 US-Dollar (rund 18 Euro). „Wir wollen einzigartige Kleidung tragen und nicht wie alle anderen aussehen“, erklärt er.

Hält ein Leben lang

Safaa Haidar, eine Studentin, die für einen Tag zum Model wurde, sagt, dass sie sich zu Vintage-Kleidung hingezogen fühle, da sie „meiner Persönlichkeit entsprechend“ einkaufen könne.

Doch im Irak, wo nach Schätzungen der Vereinten Nationen fast ein Drittel der 42 Millionen Einwohner:innen in Armut lebt, tragen viele aus der Not heraus gebrauchte Kleidung.

In den verwinkelten Gassen des Secondhand-Kleidermarktes im Zentrum von Bagdad quellen die Stände jeden Freitag über mit Hemden, Schuhen und Jeans, und die Käufer:innen prüfen vor den Augen der Verkäufer:innen die Größen.

Hier kann ein Hemd kaum 2 US-Dollar (rund 1,83 Euro) kosten, während andere Stücke für 60 (rund 55 Euro) oder sogar 200 US-Dollar (rund 183 Euro) verkauft werden.

Mohamed Ali, ein 20-jähriger Ingenieurstudent, kam, um Schuhe zu kaufen. „Es ist nicht so, dass wir es uns nicht leisten können, neue zu kaufen, aber hier finden wir bessere Qualität und einzigartige Stücke“, sagt er.

Ali erzählte die Geschichten seiner Eltern aus dem Leben in den 1990er Jahren, als die Sanktionen des Westens gegen den Irak dazu führten, dass sie ihre Kleidung „so gar auf links trugen und so lange, bis sie verschlissen war, weil sie sich keine neue leisten konnten“. Heute kaufen die meisten seiner Freunde und er laut Ali Vintage-Kleidung wegen ihrer Langlebigkeit und ihres Stils.

Händler Hassan Refaat, 22, verkauft importierte Secondhand-Kleidung, die in irakischen Kleiderschränken ein neues Leben findet. Er importiert auch Waren aus der nordirakischen autonomen Region Kurdistan, die an den großen Textilproduzenten Türkei grenzt.

„Secondhand-Kleidung ist von besserer Qualität als die auf dem Markt erhältliche neue Kleidung“, sagt er. „Sehr oft handelt es sich um Markenware, und die Marken halten ein Leben lang.“ (AFP)

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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