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Frankfurt Fashion Week unterstützt “Form follows Planet” für mehr Nachhaltigkeit in europäischer Modebranche 

Von Simone Preuss

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Mode

Eine jüngst vom Fashion Council Germany organisierte Konferenz mit dem Titel “The New European Bauhaus - Werkstatt der Zukunft” brachte internationale Experten und Expertinnen im Rahmen der Frankfurt Fashion Week zusammen, um die Zukunft der europäischen Mode- und Textilindustrie neu zu definieren.

Inspiriert wurde die Konferenz von der Initiative “The New European Bauhaus” der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die sie erstmals in ihrer Rede zur Lage der Nation im September 2020 vorstellte. “Fast Fashion ist Gift für unseren Planeten. Sie sollte durch Slow Fashion ersetzt werden, die zirkulär ist”, sagte von der Leyen am Dienstag in ihrer Eröffnungsrede.

Die interdisziplinäre Bewegung will den Menschen den “Green Deal” näherbringen und “einen Raum der Begegnung einberufen, um nachhaltige Praktiken aufzufrischen und neu zu betrachten, die inspirierendsten Praktiken von heute zu stärken und zukünftige Lebensweisen zu entwerfen, an der Schnittstelle zwischen Kunst, Kultur, sozialer Integration, Wissenschaft, Digitalisierung und Technologie”. 

Lucie und Luke Meier äußern sich zum Thema nachhaltiges Design

In einer der Veranstaltungen ging es um nachhaltige Mode, in der Christiane Arp, Vorsitzende und Gründungsmitglied des Fashion Council Germany, mit Lucie und Luke Meier, Kreativdirektoren bei Jil Sander, über die nachhaltige Zukunft der Branche sprach.

Lukas Meier sagte zu Beginn, dass man beim Entwerfen nie den Menschen vergessen dürfe, “Objekt, Mensch und Design arbeiten zusammen, es muss dem Menschen dienen und zum effektiven Design werden.”

Das Ehepaar lebt im kanadischen Vancouver, das sehr naturverbunden ist, und verbringt so viel Zeit im Freien wie möglich. “Die Natur war schon immer eine Inspirationsquelle; wir haben großen Respekt vor der Natur und versuchen, viel Zeit im Freien zu verbringen. Dort entstehen auch die Ideen, und wir versuchen immer, auf Nachhaltigkeit zu drängen, was sich in unserem Design und unserer Wertschätzung für Funktionalität widerspiegelt”, erklärte Lucie Meier.  

Auf die Frage, wie ihre ideale Modebranche der Zukunft aussehen würde, ist dem Kreativ-Duo klar, dass Kleidungsstücke besser gemacht werden müssen, damit sie länger halten und die Leute sie nicht wegwerfen. “In Bezug auf Nachhaltigkeit würden die ersten Schritte bei den Materialien beginnen und alles neu überdacht werden, von der Faser bis zum Stoff, Färben, Spinnen, Transport, Verpackung, alle Teile der Lieferkette”, sagte Luke Meier. “Das kann designgetrieben sein, aber es muss auch industriegetrieben sein. Es muss in der gesamten Lieferkette Transparenz herrschen, aber das ist schwierig. Oft wissen wir einfach nicht, woher ein bestimmtes Material stammt.”

Diskussionsrunde debattiert, ob Mode und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können

Eine anschließende Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit der Frage, ob Mode und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Jonas Eder-Hansen, zuständig für Public Affairs bei der Global Fashion Agenda, wies darauf hin, dass 100-prozentig Nachhaltigkeit nicht möglich sei und dass es vor allem in einigen Bereichen noch viel zu tun gäbe. “Transparenz ist der Schlüssel, wie Lucie und Luke Meyer sagten”, stimmte er mit den Designern überein. “Es ist extrem wichtig, als Branche zusammenzuarbeiten.” 

Katrin Ley, Geschäftsführerin der globalen Nachhaltigkeitsinitiative Fashion for Good, stimmte zu, dass Nachhaltigkeit ein (langer) Weg mit verschiedenen komplexen Bereichen sei. “Unternehmen tun sich immer noch schwer damit, sie umzusetzen, weil es teurer ist und sie unter anderem ihre Risikofähigkeit einschätzen müssen”, sagte sie. Fashion for Good ist einen Schritt voraus und arbeitet mit Innovatoren zusammen, wobei es um die Verteilung des Risikos und das Teilen von Lernen und Innovationen geht. Sie nannte recycelte Polybeutel zum Einpacken von Kleidungsstücken von einem spanischen Innovator als eine solche Innovation, die jetzt skaliert wird. 

Tina Lutz Morris, Gründerin der Accessoire-Marke Lutz Morris, wies darauf hin, dass neue Produkte unweigerlich einen Fußabdruck hinterließen. Deshalb spreche sie lieber über Verantwortung und verantwortungsvolle Produkte und Produktion als über Nachhaltigkeit. Mit ihrem eigenen Handtaschenlabel geht sie derzeit der Frage nach, ob ein wirklich verantwortungsvolles Produkt außerhalb der Nische möglich sei. “Man muss wissen, wer sein Produkt herstellt, wie und wo”, betont sie.   

Für Markus Löning, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Löning Human Rights, war Rana Plaza der Wendepunkt, an dem die Arbeiter und Arbeiterinnen sichtbarer wurden. Auf die Frage, ob sie tatsächlich zu sichereren Arbeitsplätzen zurückkehrten, verwies Löning auf Fabriken in Sri Lanka, die die Einhaltung von Sozial- und Umweltrichtlinien als Wettbewerbsvorteil sehen. “Die EU-Einkäufer ändern ihre Beziehung zu den Lieferanten. Es gibt so viele positive Veränderungen”, sagte er. “Der Druck [das Verantwortungsvolle zu tun] ist jetzt so viel höher.”

Zum Schluß fragte Moderatorin Bianca Lang, Chefredakteurin des S-Magazins, die Diskussionsteilnehmer, was sie an diesem Tag trugen, und es war erfrischend, ihre Worte in Aktion zu sehen: Ley liebt ihr Secondhand-Victoria-Beckham-Kleid, während Eder-Hansen auf sein zehn Jahre altes Hemd schwört, das auf seine Größe maßgeschneidert wurde. Lutz Morris trug ein Original Helmut-Lang-Hemd und -Sakko, beide 20 Jahre alt, während Löning darauf achtet, auf das Etikett zu schauen, bevor er etwas kauft. 

Bilder: Frankfurt Fashion Week / Fashion Council Germany

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