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Freitag stellt ersten vollständig recycelbaren Rucksack vor

Von Simone Preuss

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Credits: Der neue [Mono]PA6 Rucksack von Freitag. Detailbilder veröffentlichte das Label noch nicht. Bild: Elias Bötticher

Das Schweizer Taschenlabel Freitag hat am Mittwoch seinen ersten vollständig recycelbaren Rucksack aus nur einem Material vorgestellt; jetzt soll der erste zirkuläre Rucksack, der ganz ohne LKW-Plane auskommt, in die Produktion gehen.

„Es reicht nicht, Produkte zu entwickeln, die rezykliert werden können. Wir müssen Produkte ganzheitlich, mit ihrem Lebensende im Blick, konzipieren und dafür sorgen, dass alles, was kreislauffähig ist, auch tatsächlich in den Kreislauf zurückkommt“, erklärt Anna Blattert, Circular Technologist bei Freitag, in einer Mitteilung.

[Mono]PA6 aus nur einem Material

Um den Recyclingprozess möglichst einfach zu gestalten und die reale Recyclingquote maximal hoch zu halten, hat sich Freitag entschieden, den neuen Rucksack aus nur einem Material zu machen, womit die LKW-Plane ausschied. Die Wahl fiel „nach einer intensiven Material- und Marktanalyse“, so Freitag, auf Polyamid 6 - kurz PA6 genannt, und auch als Perlon oder Nylon 6 bekannt.

Der Vorteil des Kunststoffs ist, dass er vielseitig einsetzbar ist, sich gut für belastbare Produkte eignet und sich besonders gut recyceln lässt. Alles aus demselben Material zu machen, war für Freitag aber einfacher gesagt als entwickelt und beschafft.

„Es ging uns nie um simple Tragetaschen, sondern um funktionale, langlebige und nicht zuletzt auch wasserabweisende Freitag-Produkte aus nur einem Material. Dass die Reduktion von Materialien die Komplexität dieses Projektes – vor allem bei der Beschaffung – derart erhöhen würde, hatten wir nicht erwartet“, verrät Blattert.

Freitag musste - zusammen mit einem Partner aus Taiwan - selbst erfinderisch werden, denn einen wasserdichten Stoff aus Polyamid 6 gab es auch nach langer Forschung noch nicht. Statt also einen bestehenden Stoff wasserdicht zu beschichten, wurde versucht, einen dreilagigen, laminierten Stoff herzustellen, bei dem das Lining, die wasserdichte Membrane sowie der Außenstoff aus PA6 bestehen.

Credits: Freitags neuer zirkulärer Rucksack im Test. Bild: T-Space Studio

Neuer Stoff aus Polyamid 6 ist wasserdicht

„Nach etwas mehr als zwei Jahren und vielen Testrunden, unter anderem mit der Ingenieurfakultät der Hochschule für angewandte Wissenschaften Albstadt-Sigmaringen, war es dann soweit: Der Freitag-Stoff aus PA6 vermochte in Tests auf Langlebigkeit und Wasserundurchlässigkeit zu überzeugen“, so Freitag.

Um auch die Produktgestaltung kreislauffähig zu machen, arbeitete das Taschenlabel mit dem britischen Designer Jeffrey Siu zusammen, der die Zweiradkultur im Hinterkopf behielt. „Das Material Polyamid 6 kann sehr unterschiedliche Formen annehmen; es kann robust oder weich sein, zu einem Mesh oder einem wasserdichten Textil werden. Diese Vielfalt eines einzigen Materials in einem Rucksack zu vereinen und gleichzeitig den Kern von Freitag mit velotauglichen Produkten weiterzutragen, war unglaublich spannend und herausfordernd“, so Siu.

Wichtig war auch, dass der funktionale und langlebige Rucksack als Ganzes und ohne aufwendiges Auseinandernehmen recycelt werden kann. Die Anteile anderer Materialien wurden so gering gehalten, dass mechanisches Recycling möglich sein wird, etwa die Klebepunkte der Laminierung, die Druckfarbe des Innenlabels und der Schieber des Reissverschlusses wurde mit Glasfasern verstärkt.

Beim KATZ Aarau, der Kunststoff-Technologie-Plattform der Schweiz, wurden die kompletten Prototypen zunächst in einer Schneidmühle zerkleinert und anschließend zu hochwertigem PA6-Granulat extrudiert. „Diese Tests bestätigen, dass aus Freitag- Mono[PA6]-Rucksäcken wieder Neues entstehen kann“, ist das Fazit. 

Credits: Die Kreisläufe von Freitag. Bild: Data-Orbit

Aus einem alten Rucksack entsteht wiedervendbares Roh-Polyamid 6

Die Bestätigung der mechanischen Recycelbarkeit war für Freitag Grund genug, jetzt die Produktion der ersten 1500 Exemplare des Mono[PA6] in Auftrag zu geben. Sie werden aus Virgin-PA6, also aus nichtrecyceltem Material, bestehen und voraussichtlich im Frühling 2024 zusammen mit einem Reparaturkonzept und einem Take-Back-Prozess verfügbar sein.

Erst wenn alle „lebensverlängernden Services wie Repair und Reuse ausgeschöpft sind und das Produkt das Ende seines Lebenszyklus erreicht hat, gelangt es über den Freitag Take-Back-Service wieder in den offen geführten Materialkreislauf zurück und kann mechanisch zu wiederverwendbarem Roh-Polyamid 6 rezykliert werden“, schließt Freitag. 

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