Futuristische nachhaltige Mode mit Algenkleidern und Pilz-Sneakers
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Von Kleidern aus Algen bis hin zu Schuhen aus Pilzen – immer mehr Innovationen werden in der Hoffnung entwickelt, die miserable Umweltbilanz der Modeindustrie zu verbessern.
Änderungen sind in der Branche längst überfällig: Laut der Ellen MacArthur Foundation verbraucht die Modeindustrie jährlich 93 Milliarden Kubikmeter Wasser, leitet 500 Millionen Tonnen Plastik-Mikrofasern in den Ozean und ist für 10 Prozent der globalen Kohlenstoffemissionen verantwortlich.
Die New Yorker Designerin und interdisziplinäre Forscherin Charlotte McCurdy nutzt Algen, die auf natürliche Weise Kohlenstoff absorbieren, um einen wasserdichten Mantel aus einem plastikähnlichen Gewebe herzustellen. Ihre Zusammenarbeit mit dem Designer Phillip Lim resultierte in einem grünen Pailletten-Kleid. Im Moment werden solche Stücke nicht in Kaufhäusern verkauft. Sie sieht sie eher als einen Weg, um zu zeigen, dass kohlenstoffnegative Kleidung möglich ist.
„Ich versuche nicht, sie zu Geld zu machen. Ich möchte einfach einen Samen pflanzen“, so McCurdy, die sich auf die Schaffung eines Zentrums für Innovation und Bewusstsein konzentriert, gegenüber AFP.
Bakterielle Farbe
Als Teil ihres Living Color-Projekts erforschen die niederländischen Designerinnen Laura Luchtman und Ilfa Siebenhaar das Färben mit Bakterien. Bestimmte Mikroorganismen setzen bei ihrer Vermehrung natürliche Pigmente frei und können – auf Stoffen eingesetzt – Kleidung ohne giftige Chemikalien und intensiven Wasserverbrauch färben. Sie veröffentlichen die Ergebnisse ihrer Forschung kostenlos im Internet.
Laura Luchtman, die früher in der Fast Fashion-Branche gearbeitet hat, hat „aus erster Hand die negativen Auswirkungen dieser Industrie“ gesehen und will nun im kleinen Maßstab produzieren. Ähnliche Innovationen beginnen nun auch bei großen Unternehmen aufzutauchen.
Das kalifornische Start-up Bolt Threads hat sich kürzlich mit Adidas, Lululemon, Kering und Stella McCartney zusammengetan, um Mylo zu entwickeln – Leder, das aus Pilzwurzeln hergestellt wurde. Stella McCartney stellte im März seine erste Mylo-Kollektion vor, und Adidas hat Pilz-Sneakers für Ende des Jahres versprochen.
Business Imperative
Einige Experten bezweifeln, dass solche Initiativen zu einer groß angelegten Transformation führen können. „Vielleicht werden sich einige in der Industrie durchsetzen, aber die Messlatte liegt dort sehr hoch“, warnt Mark Sumner, Nachhaltigkeitsexperte an der University of Leeds School of Design.
„Diese Industrie hat Tausende von Fabriken und Betreibern. Es ist nicht wie in der Autoindustrie, wo man nur sechs oder sieben große Unternehmen davon überzeugen muss, etwas Neues auszuprobieren.“ Doch der Druck, der von Verbrauchern und Verbänden ausgeht, beginnt zu wirken. „Verantwortungsbewusste Marken sehen Nachhaltigkeit jetzt als geschäftlichen Imperativ“, sagt er gegenüber AFP.
Für Celine Semaan, Gründerin der Slow Factory Foundation, die mehrere Initiativen für soziale und ökologische Gerechtigkeit rund um die Mode unterstützt, „wird Technologie allein keine Probleme lösen. Wir brauchen Politik, Kultur und Ethik.“
Baumwolle zurückverfolgen
Ein Bereich, den viele als Priorität sehen, ist die Transparenz, und hier hat die Technologie eine klare Rolle zu spielen. Die Lieferketten sind so komplex, dass "viele Unternehmen keine Ahnung haben, woher ihre Rohstoffe kommen", betont Delphine Williot, politische Koordinatorin der Aktivistengruppe Fashion Revolution.
Die jüngste Kontroverse, die durch Berichte ausgelöst wurde, dass Baumwolle aus Xinjiang, einer von Uiguren bewohnten Provinz in China, von Zwangsarbeitern gepflückt wurde (was die Regierung in Peking bestreitet), hat die Schwierigkeit deutlich gemacht, herauszufinden, wo diese Baumwolle gelandet ist.
Fibretrace, das dieses Jahr einen Nachhaltigkeitspreis des Magazins Drapers gewonnen hat, bietet eine Lösung an, indem es ein unzerstörbares biolumineszentes Pigment in Garne implantiert. Jedes Kleidungsstück, das aus dieser Baumwolle hergestellt wurde, kann wie ein Barcode gescannt werden, um die Herkunft des Stoffes zu ermitteln.
Dieses Know-how geht Hand in Hand mit Datenseiten wie SourceMap und Open Apparel Registry, die Unternehmen die Möglichkeit bieten, ihre Lieferketten nachzuvollziehen, wodurch es für Marken immer schwieriger werden wird, sich auf Unwissenheit zu berufen. (AFP)
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ