Guccis doppeltes Lottchen lässt sich nicht trennen
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Bei der SS23-Präsentation von Gucci sahen die Gäste einen geteilten Laufsteg, auf dem scheinbar zwei Shows gleichzeitig stattfanden, bis nach etwa der Hälfte der Show eine Trennwand hochgezogen wurde, um ihr Identikit zu enthüllen.
Bei Guccis 'Twinburg'-Kollektion wurde identische Looks von eineiigen Zwillingen getragen. „Symmetrie wird gesucht und gesehen, auch wenn sie nicht da ist. Die Existenz wird nicht durch die sichtbare Welt definiert, sie wird durch das, was in den Zwischenräumen liegt, schattiert und nuanciert", teilte Gucci mit.
Kreativdirektor Alessandro Michele ist der Spross eines eineiigen Zwillings - seine Mutter und seine Tante sind Zwillinge - und in eine Verbindung eingeweiht, die undurchdringlich, angeboren und vielleicht unerklärlich war. Wenn der Gucci-Laufsteg das wahre Leben widerspiegeln würde, gäbe es keinen Platz für Trennungen.
Kein Platz für Spaltung
Am Vorabend der neu gewählten rechtsextremen Regierung Italiens stand die Entwicklung von Individualität und Vielfalt noch nie so auf dem Spiel. Daher die knallroten Glitzerjacken mit dem Schriftzug 'Fuori!!!', was auf Englisch so viel wie "out" bedeutet und auch die Abkürzung einer Zeitschrift für Gay-Rights (Fronte Unitario Omosessuale Rivoluzionario Italiano) ist. Nach der Show sagte Michele: „Wir haben ein Recht auf Freiheit. Wir haben gekämpft, um zu sagen, dass das Thema Freiheit ist."
Als die Models Seite an Seite und Hand in Hand gingen, war der Gedanke, dass die Menschen gemeinsam stärker sind, spürbar. Bei den Looks gab es die üblichen Gucci-Merkmale: die geschlechtslosen Schleifenblusen, die kaleidoskopischen Zweiteiler (mit Blumen, Jacquard oder in leuchtenden Farben im Sportswear-Look; mit Leopardenmuster, Chinoiserie oder einfach nur glitzernd) mit vielschichtigen Details, abstrakten Anspielungen und einer berauschenden Dosis eklektischer Accessoires wie Sonnenbrillen mit Ketten. Die Kombination aus all dem war ein Schmelztiegel, der an die Achtzigerjahre erinnerte. Die Gremlins, die fiesen Kreaturen aus Steven Spielbergs berühmtem Film von 1984, kehrten auf Taschen und Stickereien zurück.
Ihre seltsame Präsenz lenkte nicht von Micheles humanistischer Vision ab, der Freiheit zu träumen, sich zu kleiden und zu sein, wer auch immer man zu sein wagt.
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk.