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GVO in Bio-Baumwolle gefunden: Ist GOTS ein Schwindel?

Von Reinhold Koehler

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Mode

Nachhaltige, fair gehandelte Mode aus zertifizierter Bio-Baumwolle ist derzeit nicht nur schwer angesagt, sie gilt vielen als Zukunftsversprechen der Branche. Auch das deutsche Textilbündnis, zu dem sich Politik, Nichtregierungsorganisationen und Modeindustrie zusammengeschlossen haben, um sich für eine nachhaltigere, umwelt- und sozialverträglichere Textilproduktion einzusetzen, vertraut auf den verstärkten Einsatz von Bio-Baumwolle.

Wichtig für die Glaubwürdigkeit ist dabei vor allem eine verlässliche, weltweit gültige Zertifizierung des Rohstoffs, die durch eine unabhängige Institution und nach klaren, allgemein gültigen Richtlinien erfolgt. Im Textilbereich ist dies der Global Organic Textile Standard (GOTS), der die Verwendung kontrolliert biologisch angebauter Baumwolle garantiert. Hierbei wird die gesamte Lieferkette von der Faserherstellung bis zum Händler nach Umwelt-, sozialen- und technischen Kriterien überprüft und zertifiziert.

GOTS-zertifiziert wird beispielsweise nur, wer komplett auf den Einsatz von Gentechnik beim Baumwollanbau verzichtet. Ganz genau scheinen die GOTS-Verantwortlichen jedoch nicht immer hinzuschauen, wenn es um die tatsächliche Belastung von Garnen aus Bio-Baumwolle geht.

Betrugsfälle gigantischen Ausmaßes befürchtet

Es besteht bereits seit einigen Jahren der Verdacht, dass zertifizierte Bio-Baumwolle aus Indien den hohen Ansprüchen der Textilstandards nicht immer genügt. Schließlich wird in dem Land zu fast 90 Prozent genmanipulierte Baumwolle angebaut, nur schwach durchsetzt mit einigen Bio-Feldern. So gelangen manipulierte Gene über Pollenflug auch in nicht-manipulierte Pflanzen derselben Art und damit in deren Saatgut, das die genmanipulierten Organismen (GVO) weiterträgt.

Die staatliche indische Export-Organisation Apeda mutmaßte bereits 2009, dass zertifizierte Bio-Baumwolle GVO enthält. Deren Direktor, Sanjay Dave, sprach seinerzeit von Betrugsfällen „gigantischen Ausmaßes". Dutzende Dörfer hätten zusammen mit westlichen Zertifizierungsfirmen große Mengen gentechnisch veränderter Baumwolle in den Handel gebracht, hieß es in einem Artikel der Financial Times Deutschland. Damals ging man davon aus, dass die Bio-Textilbranche sich nicht den Ast absägen würde, auf dem sie sitzt und sie deshalb fortan die Produktionsabläufe stärker selber überwachen würde. Anscheinend mit keinem großen Erfolg.

Nun wurden nämlich tatsächlich GVO-Verunreinigungen in GOTS-zertifiziertem Baumwollgarn aus Indien gefunden. Das Schweizer Magazin Saldo hat in Indien recherchiert und GOTS-zertifiziertes Bio-Garn testen lassen. Ergebnis: Das mit der Untersuchung beauftragte Labor hat hohe GVO-Verunreinigungen nachgewiesen. Damit konfrontiert, wehrt sich eine GOTS-Sprecherin, man könne GVO nur in der Rohbaumwolle, nicht aber im Garn nachweisen.

Problem erledigt? Mitnichten. Mittlerweile fühlen sich nämlich die ersten Unternehmen wie der Naturtextil-Anbieter Cotonea geprellt und fordern von GOTS, den jetzt im Raum stehenden Vorwürfen umgehend gewissenhaft nachzugehen. „Der Ruf der gesamten Bio-Textilbranche steht auf dem Spiel“, so Cotonea. Bis man GOTS wieder vertrauen könne, lasse man Saatgut und Baumwolle daher durch ein Speziallabor in Bremerhaven selbst auf GVO-Rückstände testen.

Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

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