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H&M gerät wegen zu kurzer Mädchen-Shorts in die Kritik

Von Simone Preuss

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Mode

Slimfit und skinnyfit bei Jeans, eng und kurz bei Shorts, die gerade mal den Po bedecken - wem's gefällt, sollte man meinen, aber hier handelt es sich nicht um Mode für Erwachsene, sondern für Kinder. Mädchen von Größe 92 bis 140 speziell sind beim schwedischen Moderiesen H&M schlecht bedient. Wenn sie Oberschenkel- oder gar Knielanges wollen, müssen sie sich in der Jungenabteilung bedienen. Eltern machen deshalb ihrer Empörung Luft.

„Was ist der Unterschied zwischen einem Mädchen und einem Jungen, die beide neun Jahre alt sind?“, fragt Åsa Enquist, eine empörte Mutter, im Gespräch mit der schwedischen Boulevardzeitung Expressen. Sie wollte für ihre Tochter kurze Hosen kaufen, wandte sich jedoch entsetzt von der H&M-Website ab. Kleidung soll zum Alter der Kinder passen und zu viel nackte Haut ist tabu, findet sie.

H&M bietet nur kurze Mädchen-Shorts an

Sie schaute sich die rund 30 Modelle von Mädchen-Shorts an und fand alle unangemessen. „Nicht ein einziges der Paare ging zumindest bis zur Hälfte der Oberschenkel. Dann schaute ich in die Jungsabteilung und da waren fast alle Shorts richtig lang. Wenn meine Tochter sich in den Shorts für Mädchen nach vorne beugt, sieht man ihren halben Po. Und wenn sie ihr Bein hebt kommt die halbe Pobacke zum Vorschein“, beschwerte sich Enquist auf Facebook.

Auch bei Jeans sieht es für Mädchen nicht besser aus - statt bequemer Wohlfühl-Jeans haben sie bei H&M nur die Wahl zwischen hauteng ('skinnyfit') und eng ('slimfit'). „Warum muss es in der Kinderabteilung den Begriff 'skinny' und 'slim' geben?“, fragt Lina Svensson, Mutter einer achtjährigen Tochter, die sich bereits Sorgen um ihr Gewicht machen. „Das ist schlimm“, findet sie.

H&M ignorierte die Vorwürfe nicht. „Wir versuchen, keine Kinderkleidung zu verkaufen, die als anstößig angesehen werden kann“, sagte Pressesprecher Iñigo Sáenz Maestre aus Kopenhagen auf Anfrage des Expressen. Zudem wolle das Unternehmen immer für Jungen und Mädchen modische und gemütliche Mode kreieren. „Es ist wichtig für uns, dass unsere Kinderkollektionen der Mode entsprechen und auch praktisch sind. Wenn wir neue Kinderkleider kreieren, wollen wir ein breites Angebot an Größen und Stilrichtungen anbieten, die zu den täglichen Aktivitäten von Kindern passen – sowohl für Jungs, wie für Mädchen“, erklärte das Unternehmen in einer schriftlichen Mitteilung.

Auch auf der deutschen H&M-Website sieht es jedoch nicht besser aus - ob Latzshorts aus Jeans oder Baumwollshorts, alle sind kurz. Zumindest für Mädchen. Von Rüschen und zu viel Pink gar nicht zu reden. Eltern, die ihren Kindern bei H&M bequeme Spielkleidung kaufen wollen, scheinen diese nur bei den Jungen zu finden - hier sind Shorts ausreichend lang und in neutralen Farben (s. letztes Foto). Bei den Jeans gibt es zwar auch hier überwiegend 'skinny' und 'slim' Passformen, aber jedoch auch 'relaxed'.

Wenig überraschend ist, dass es auch bei den Shorts für ältere Mädchen (Größe 134-170) kaum besser aussieht: Neben 31 superkurzen Shorts gibt es ein Modell, das die Hälfte der Oberschenkel bedeckt und als 'lang' beschrieben wird. Bei den Jungen der gleichen Altersgruppe reichen alle 45 Shorts-Modelle dagegen mindestens bis zum Knie oder darüber hinaus.

Sicher steht die Fast Fashion-Kette H&M mit ihrer geschlechtsspezifischen Kinderkleidung nicht alleine da; im Gegenteil, es ist heutzutage geradezu unmöglich, geschlechtsneutrale Kleidung speziell für ältere Kinder zu finden. Aber als einer der größten Modekonzerne der Welt hat H&M die nötige Reichweite, um zu beeinflussen, was Eltern für ihre Kinder kaufen und könnte eine positive Vorreiterrolle einnehmen. Jetzt müsste nur noch jemand den Eltern zuhören.

Fotos: Deutsche H&M-Website
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