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IamYours: Generationswechsel in der Hochzeitsbranche

Von Barbara Russ

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Mode |INTERVIEW

Mit ihrem Bridal Concept Store IamYours in Düsseldorf bieten Kristina und Philip Daniel Salomon in Düsseldorf ein einzigartiges Erlebnis. Der Shop bietet neben Brautkleidern und – accessoires auch Kleidung für den Junggesellinnenabschied sowie Hilfe bei Deko, Papeterie und der Vermittlung von Dienstleistern wie Fotografen, Floristen oder DJs. Das wirklich besondere ist aber die Liebe zum Detail, mit der IamYours seinen Rundum-Service bietet. FashionUnited traf Philip Daniel Salomon zum Gespräch über die Servicewüste Deutschland, Veränderungen im Brautmodenhandel und Trends bei Hochzeitskleidern.

Seit wann gibt es IamYours und wie hat sich die Geschäftsidee ergeben?

Unsere Geschichte startete schon Anfang 2013 mit der Hochzeit von Kristinas Schwester, die riesige Schwierigkeiten hatte, ein schönes Kleid für ihre standesamtliche Hochzeit zu finden. Sie wollte ein schlichtes, schönes und fließendes Kleid für ihre Strandhochzeit und hat verzweifelt nach einem Geschäft in Deutschland gesucht, das Kleider in dem Stil führt, den sie sich für ihre Hochzeit vorstellte. Es war für sie super schwer, auf den Webseiten der einzelnen Brautmoden-Geschäfte zu erkennen kaum Informationen zu Kleidern, Preisen oder Stilrichtungen erkennbar waren. Die Websites sahen wirklich aus wie aus den Neunzigern!

Als sie sich dann zwei Geschäfte ausgesucht hatte, die einen vergleichsweise professionellen Eindruck machten, sollte sie dort, bevor sie einen Fuß in das Geschäft gesetzt hatte, 50€ Beratungsgebühr bezahlen. In einem anderen Laden bekam sie zur Begrüßung von der Verkäuferin eine Liste an Verboten vorgelesen bekommen – keine Fotos von den Kleidern machen, keine Stoffe anfassen, nur drei Kleider maximal zur Auswahl in die Kabine, nach 60 Minuten gibt es keine weitere Beratung, nicht mehr als zwei Personen mitbringen... Bei einem Geschäft sollte sie sogar das Aufgebot vom Standesamt vorzeigen, das belegt, dass sie auch wirklich heiratet und nicht zum Spaß Kleider probiert. Absolut ohne jegliches Gespür für guten Service oder für die Atmosphäre, das die Auswahl eines so besonderen und wichtigen Kleidungsstücks wirklich ausmacht.

Servicewüste Deutschland also?

Naja, jedenfalls war ihr Weg zum Brautkleid kein schönes, emotionales Ereignis, sondern so eine Katastrophe, dass sie sich im Endeffekt ein Kleid aus Australien bestellen wollte, weil sie von dem Service und von den Kleidern hier in Deutschland so enttäuscht war. Und Kristina und ich haben uns ehrlich gesagt dabei an den Kopf gefasst und haben gesagt „das kann doch nicht sein!“. Ich meine, eine Hochzeit ist so ein schönes Lebensereignis, so ein einmaliger und so intimer, emotionaler Moment, es kann doch nicht sein, dass es kaum ein Geschäft in Deutschland gibt, das nicht in der Servicequalität oder den Produkten oder dem Marketing in der Zeit stehen geblieben ist!

Und dann kam Euer Einsatz, stimmts?

Kristina und ich waren fest davon überzeugt, dass es der Branche gut tun könnte, wenn sie mal jemand aus dem Dornröschenschlaf weckt... und wir wollten dafür sorgen, dass es einfach wird, sich online über Kleider, Trends und all die schöne Dinge rund ums Thema Hochzeit zu informieren. Wir wollten, dass sich die Besucherinnen bei der Kleiderauswahl wohlfühlen und nicht auf ihre liebsten Begleitpersonen verzichten mussten, dass es eine ehrliche Beratung gibt und keine Druckverkäufe durch übereifrige Verkäuferinnen. Und wir wollten allen Brides-to-be zeigen, dass es viel mehr Schönes anzuziehen gibt als Reifröcke, Prinzessinnenkleider und überladene Tüllberge. Damit war die Idee zu IamYours geboren.

Wie ging es dann weiter?

Wir sind dann ziemlich viel auf unterschiedlichsten internationalen Messen unterwegs gewesen, um mit Herstellern und anderen Retailern zu sprechen, die mehr über die Hochzeitsbranche wussten als wir und die von denen wir super viel wertvolles Feedback zu unserer Geschäftsidee erhielten. Ein Hersteller erzählte uns damals von GI VERO, einer Brautmoden-Boutique, die sich über knapp 20 Jahre schon eine gute Reputation in Düsseldorf aufgebaut hatte. Und wie es der Zufall will, hatten wir kurze Zeit später nach dem Gespräch mit diesem besagten Hersteller eine Mail in unserem Postfach, die über unsere Website (wir hatten noch nichts! Keinen Store, kein Personal, kein einziges Kleid! Nur unsere IamYours-Website die besagte „Coming soon to Düsseldorf“) reinkam – eben von der Inhaberin von GI VERO, die uns fragte, ob wir uns nicht einfach mal zusammensetzen wollen um über die ganzen Social Media Themen zu sprechen, über Online-Marketing im Allgemeinen und über die Möglichkeit einer für beide Seiten gewinnbringenden Kooperation.

Das Ende vom Lied war dann, dass wir dann einen Abend mit den Inhabern zusammensaßen und dann innerhalb von zwei Wochen den kompletten Store und alle Mitarbeiterinnen übernommen haben. Und das war das Beste, was uns jemals passieren konnte. Wir haben jetzt ein super erfahrenes Team im Store und in unserem Atelier aus Mode-Designerinnen, Schneidermeisterinnen, Schnittdirektricen etc. – diese Kompetenz hätten wir uns nie selbst in so kurzer Zeit aufbauen können!

Nach der Übernahme von GI VERO Ende 2014 haben wir uns Zeit genommen, wirklich alle Prozesse im Store zu verstehen, da Kristina und ich ja aus komplett anderen Branchen kommen. Wir haben den Store dann ziemlich lange umgebaut, da wir ein Konzept umsetzen wollten, das modern und schick ist, aber in gleicher Weise eine gemütliche und entspannte Atmosphäre bietet. Und wir wollten, dass unsere Kundinnen in unseren Bridal Suiten genug Platz haben für ihre Gäste, die sie zu der wichtigen Brautkleid-Anprobe begleiten, aber auch genug Privatsphäre bietet, damit sie diese unvergesslichen Momente für sich genießen kann. Im November 2016 haben wir dann unter der Marke IamYours neueröffnet.

Wer ist Eure Kundin?

Unsere Kundinnen haben im Allgemeinen eine hohe Affinität für Mode und die schönen Dinge im Leben und halten sich via Social Media zu internationalen Trends rund um das Thema Hochzeit auf dem Laufenden. Viele Brides-to-be kommen zu uns, weil sie sich in dem Stil, den wir verkörpern, wiederfinden und das Ambiente, das unser IamYours Store bietet, lieben. Und weil sie unsere langjährige Expertise in der Beratung schätzen. Unsere Kundinnen möchten sich in ihrer Haut wohlfühlen und an so einem wichtigen Tag auch ein Kleid tragen, das diesem Anlass für sie persönlich auch gerecht wird. Ob es nun selbstbewusst modisch oder eher traditioneller und klassisch ist. Ein Kleid, in dem sie sich verkleidet und nicht als sie selbst fühlt, kommt für sie nicht in Frage.

Was hat sich in den letzten Jahren im Hochzeitsmarkt, insbesondere in Deutschland, verändert?

Generell ist die Hochzeitsbranche super, super spannend, weil ich das Gefühl habe, dass sich gerade dort im Moment total viel bewegt. Wir haben einen Generationswechsel – alte Stores gehen beispielsweise aus dem Markt, neue Dienstleister versuchen, sich mit neuen Geschäftsmodellen einen Namen zu machen, Kundinnen sind immer informierter und langsam kommt mehr Transparenz und mehr Modernität in die gesamte Branche, was wirklich schön ist, zu sehen! Die Brides-to-be werden mutiger und selbstbewusster in der Auswahl des Brautkleides und auch die Art zu heiraten hat sich in den letzten Jahren verändert! Eine kirchliche Trauung ist beispielsweise nicht mehr der Standard. Es werden viele Gartenparties gefeiert, es gibt viele freie, symbolische Zeremonien, oder kleine, intime Elopements. Ich habe das Gefühl, es geht mehr um das sich-zueinander-bekennen, um Persönlichkeit und Individualität – und das ist ehrlich gesagt genau das, was an unserer Arbeit so viel Spaß macht! Die Kundinnen dabei zu unterstützen, einzigartig auszusehen am Tag der Hochzeit. Mit den Brides-to-be kreativ zu arbeiten, etwas zu schaffen, was vorher noch nie jemand so getragen hat und ein wirklich persönliches Hochzeits-Outfit auszusuchen.

Welche Trends in Sachen Farbe, Material und Schnitt könnt ihr bei Brautkleidern feststellen?

In den letzten Jahren haben wir festgestellt, dass die Trends der Mode immer mehr Einfluss bei Brautkleidern finden. Während in den letzten 10 Jahren stets sehr, sehr ähnliche Brautkleider unter den Bestsellern waren, variiert dies heutzutage wesentlich mehr! Off-Shoulder Kleider, ein tiefer Rückenausschnitt mit langen Armen und fließenden Röcken sind im Moment total begehrt! Es gibt beispielsweise immer weniger Kundinnen, die nach einem klassischen Reifrock fragen, sondern eher ein schönes Spitzentop mit einem langen, fließenden Rock kombinieren wollen. Was wir auch sehen, ist, dass unsere Kundinnen bei den Materialien des Brautkleids großen Wert auf ein angenehmes Tragegefühl auf der Haut legen. Weiche, softe Stoffe werden daher im Moment absolut bevorzugt. Und auch wenn Tüll DER Hochzeitstoff schlechthin ist, ist Tüll immer noch total gefragt. Man kombiniert ihn nur anders, beispielsweise als Rock mit einem Crop Top und bevorzugt auch hier weichen, fließenden Seidentüll.

Welche Accessoires sind besonders gefragt?

Accessoires sind natürlich super spezifisch und individuell, da sie immer gut auf das Kleid und den jeweiligen Stil abgestimmt werden können. Grundsätzlich sind Headpieces total gefragt, die nicht zu auffällig und schwer sind. Leichte, filigrane Schmuckstücke in Roségold beispielsweise sind derzeit besonders begehrt. Traditionelle Blumenkränze werde auch immer mehr von Kopfschmuck mit getrockneten oder Seidenblumen abgelöst, da sich der Schmuck wesentlich besser hält und auch am Abend noch hübsch aussieht, während die meisten Blumen aufgrund der Trockenheit häufig später traurig aussehen können.

Welche bei den Anzügen für den Bräutigam?

Auf diesem Gebiet sind unsere Partner natürlich wesentlich erfahrener, aber so richtige Trendumbrüche sind man hier doch wesentlich seltener als bei den Mädels. Der Mann trägt heutzutage sicherlich häufiger als früher eine Fliege zum Anzug, anstatt zum Smoking. Das ist heutzutage kein Stilbruch mehr, sondern ist etwas relaxter als ein Smoking, aber sicherlich besonderer als ein Anzug mit Krawatte. Ein schlichter blauer Anzug passt immer! Auch hier erkennt man als Trend aber durchaus, dass es einfach auf die Persönlichkeit und den Stil des Brautpaares ankommt. Für eine Strandhochzeit muss es auch mal gar kein Anzug sein. Erlaubt ist, was gefällt!

Und bei den Brautjungfern?

Bei den Bridesmaids geht der Trend definitiv dazu, dass sich die Brautjungfern in ihrer Kleiderwahl absprechen. Auf den Hochzeitsfotos sieht es einfach umwerfend aus, wenn alle Mädels, die die Braut umringen, das gleiche Kleid anhaben, oder zumindest ein Kleid aus dem gleichen Stoff. Pastelltöne werden hier wahrscheinlich niemals out sein, denn auch wenn man möchte, dass die liebsten Mädels super hübsch aussehen, sollten sie die Braut nicht überstrahlen.

Welcher Monat ist eure bester Geschäftsmonat?

Die frühen Sommermonate sind nach wie vor bei den Paaren als Hochzeitsdatum sehr, sehr beliebt. Daher hat gerade unser Atelier mit allen Änderungen und Anpassungen im Moment extrem viel zu tun. Aber auch im September und Oktober finden mittlerweile sehr viele Hochzeiten statt, da das Wetter in den letzten Jahren im Spätsommer oder frühen Herbst oft noch wunderschön war. Generell kommen die meisten Brides-to-be circa 6-8 Monate vor der Hochzeit zu uns, um sich bei uns ihr Kleid auszusuchen, was ein guter Zeitraum ist. Aber gerade durch die ganzen internationalen Destination Weddings, die ja wettertechnisch losgelöst sind von unseren Sommertagen und auch durch unseren Online-Shop, in dem wir ja Produkte führen, die sowohl bei der Vorbereitungszeit der Hochzeit, als auch danach noch Spaß machen, haben wir ehrlich gesagt gar keine klassische High Season mehr.

Welche Durchschnittssumme geben Paare bei Euch aus und was kaufen sie meistens?

Wir sind unbedingt Fans davon, mit den Paaren ein Budget für das Brautkleid zu ermitteln oder zumindest einen transparenten Richtwert, anhand dessen wir gemeinsam etwas schönes für sie finden können. Jedes Paar muss individuell entscheiden, wie wichtig den Partnern einzelne Bestandteile der Hochzeit sind und wie viel Budget für diesen Baustein investiert werden darf. Wir bieten unseren Bräuten coole Outfits ab ca. 800€ bis 3.000€ an, von kurzen Kleidern bis zur Maßanfertigung. Und da die Hochzeiten immer individueller werden, werden dies natürlich auch die Outfits. Zum Glück dürfen wir sagen – denn wir finden für jede unserer Brides-to-be immer wieder das neue, für sie perfekte Outfit. Neben Kleidern werden aber verstärkt auch Zweiteiler, also beispielsweise Rock und Top, für standesamtliche Trauungen oder symbolische Zeremonien gekauft und auch unsere Bridal Shirts und Sweater, sind super begehrt.

Was war der bisher ausgefallenste Wunsch eines Paares?

So total ausgefallene oder verrückte Wünsche, die wir nicht lösen können, gibt es in der Regel nicht. Unser super erfahrenes Designer-Team hat da schon so manche Wünsche möglich gemacht. Aber es gab bisher schon einige Herausforderungen, die es für uns wirklich spannend gemacht haben! So kam eine unglückliche Kundin im letzten Sommer vier Tage vor ihrer Hochzeit in unseren Store und suchte ein neues Brautkleid, weil sie mit ihrem bisherigen Kleid einfach super unglücklich war! Wir haben es dann geschafft, in weniger als 72 Stunden das Kleid, das sie sich neu ausgesucht hatte, direkt aus Paris overnight zu bestellen und perfekt auf ihre Maße anzupassen, dass sie ihr neues Brautkleid am Freitag abholen konnte für ihre Trauung am Samstag. Das war schon eine super spannende Geschichte. Aber genau bei solchen Herausforderungen bin ich total stolz auf unser Team, das wirklich zu unfassbaren Leistungen in der Lage ist. Und wenn wir am Ende damit einer Braut die Hochzeit gerettet haben, sie sich wohlfühlt und glücklich unseren Store verlässt war es wirklich alle Mühen wert.

Plant ihr weitere Stores in deutschen Städten?

Wir sind davon überzeugt, dass Brides-to-be nicht nur in Düsseldorf an ihrem größten Tag schön aussehen und sich dabei nicht verkleidet vorkommen sollten, und dies auch in einem akzeptablen Preisrahmen möglich ist! Durch unseren Online-Shop erreichen wir unsere Kunden bereits jetzt schon international, jedoch derzeit noch mit einer recht begrenzten Produktauswahl. Daran arbeiten wir mit Hochdruck und erweitern unseren Online-Shop Tag für Tag. Aber unsere Kundinnen bestätigen uns darin, dass wir sowohl online als auch offline ins Schwarze treffen – was uns natürlich anspornt weiter zu wachsen und am Ende unseren Kundenservice vor Ort auch in anderen Städten anbietet zu können. Konkret können wir aber noch nichts verraten.

Im Hochzeitsmonat Mai konzentriert sich FashionUnited ganz auf das Thema Hochzeitsmode. Für all unsere Artikel zum Thema Hochzeitsmoden, klicken Sie bitte hier.

Fotos: Violeta Pelivan

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