In 33 Sekunden ausverkauft: Was steckt hinter dem Phänomen Fashion-NFTs?
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Nach drei Tagen ging gestern das 3D TECH Festival 2021 zu Ende und brachte internationale Experten aus dem sich immer weiter auffächernden Bereich der digitalen Mode zusammen. Am letzten Tag der Online-Veranstaltung stand ein neues Mode-Phänomen im Fokus: NFTs. Was hat es damit auf sich?
NFTs: Globaler Hype
Vor genau 14 Tagen wurden die ersten „Non-Fungible-Token” (NFT) von Modeikone Karl Lagerfeld gelauncht. Zuerst eine schwarz-weiße NFT-Figur, von der insgesamt 777 Stück über die digitale Plattform The Dematerialized zum Preis von jeweils 77 Euro angeboten wurde. Eine zweite, metallisch glänzende NFT-Figur von Lagerfeld mit nur 77 Stück kostete 177 Euro. Innerhalb von 33,77 Sekunden war die teurere Variante ausverkauft, die günstigere brauchte 49,09 Minuten, verrät Marjorie Hernandez, Mitbegründerin von The Dematerialized, während ihres Vortrags. Der Traffic der Website, über die die NFTs verkauft wurden, kam von überall auf der Welt. 16 Prozent aus den USA, 39 Prozent aus Europa und 45 Prozent aus der restlichen Welt. „Das Interesse an den Karl Lagerfeld NFTs ist global“, erklärt Hernandez weiter. Es geht weit über die klassischen Marketingkanäle der Marke hinaus und erreicht neue Zielgruppen, allen voran die jüngeren Generationen.
Fälschungssichere JPEG-Dateien
Warum dieser Hype? Was sind NFTs, und was ist das Metaverse, wofür sie geschaffen wurden? Schließlich: Was bringt die neue Technologie der Modewelt? Genau darauf versuchte das 3D TECH Festival Antworten zu finden. Denn klar ist: Die Lagerfeld-NFTs sind nur das jüngste Beispiel einer neuen Technologie-Adaption, die aktuell besonders bei High-Fashion Brands en vogue ist: Burberry, Balenciaga, Gucci, Luis Vuitton, sie alle versuchen gerade in dem neuen Gebiet Erfahrungen zu sammeln. Dabei sind NFTs nichts anderes als JPEG-Dateien. Diese Non-Fungible-Token sind gewissermaßen digitale Echtheitszertifikate, die in der Regel über die Blockchain-Technologie abgesichert werden und somit fälschungssicher sind. NFTs kommen aus der Kunst und dem Gaming-Bereich. Erst im März dieses Jahres wurde für 69 Millionen Euro ein Bild des Künstlers Beeple im Auktionshaus Christie‘s versteigert - die bislang vermutlich teuerste JPEG-Datei der Welt.
Neuer Vertriebskanal für Marken
Für Modemarken eröffnet sich mit digitaler Mode ein völlig neues Betätigungsfeld. Sie können ihre Mode nicht nur in der realen Welt verkaufen, sondern über NFTs auch in der virtuellen Welt – allen voran in der Gaming-Welt. Auch dort spielt Kleidung eine zunehmend wichtige Rolle. „Für die Kids ist die Skin, die sie in Fortnite tragen, genauso wichtig wie ihre Kleidung im realen Leben. Beides reflektiert, wer sie sind“, sagt Evelyn Mora, eine der Initiatoren der Helsinki Fashion Week und Gründerin des sozialen Metaverse „Digital Village“. In Metaversen können Spieler persönliche Avatare erstellen, einkaufen, Modeschauen besuchen, sich treffen und sogar Land und Immobilien kaufen. Die Möglichkeiten sind endlos. Anders als die meisten sozialen Medien heute, ist ein Metaverse ein kollektiver virtueller Raum, der meist dezentral gespeichert ist und oft auf Blockchains basiert, um damit beispielsweise eigene Währungen abzusichern.
Frühes Stadium
„Die Modemarken fangen gerade erst an, NFTs zu verstehen“, sagt Richard Hobbs. Er kommt selbst aus der Mode und gründete die NFT-Plattform bnv.me. Vieles ist gerade erst im Entstehen und noch ist nicht entschieden, wohin die Reise genau gehen wird. „Es war auch ein Risiko, die Lagerfeld NFTs auf den Markt zu bringen“, sagt Mirjam Schuele, Marketing-Chefin bei Karl Lagerfeld. „Es gibt nicht viele Benchmarks, an denen man sich orientieren kann. Wir haben unser Bestes gegeben, aber wir konnten im Vorfeld natürlich nicht wissen, wie der Markt unsere NTFs aufnimmt.“ Der Erfolg der ersten NFTs bestärkt sie, mit der Technik weiterzumachen. Der nächste Drop ist bereits geplant, ohne dass sie darüber mehr verraten möchte. „Wir möchten wirklich die Welt der NFTs erforschen und sehen, wie wir die Grenzen neu verschieben können“, so Schuele. Hobbs rät der Branche, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Du musst jetzt ins Wasser springen, wenn Du die Welle reiten willst, denn die Welle kommt jetzt.“