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Ist Size-Zero out? Mattel launcht erste Barbie mit rundlicher Figur

Von Regina Henkel

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Mode |OPINION

Nicht nur Eltern freut das: Das amerikanische Spielzeugunternehmen Mattel bringt erstmals in seiner Geschichte Barbies mit normalen Körperformen auf den Markt, darunter auch rundliche und kleine Barbies. Damit reagiert Mattel auf eine Diskussion, die auch in der Mode aktueller ist denn je.

Die Vielfalt der neuen Barbies war bislang kaum vorstellbar: Neben breithüftigen Barbies mit den typischen blonden Mähnen finden sich zierliche mit asiatischen Zügen, dunkelhäutige mit Afro-Look, Latino- oder rothaarig-blasse Barbies. Auch kurzhaarige Modelle und solche mit flachen Schuhen sind dabei. Insgesamt gibt es vier neue Körperformen mit sieben verschiedenen Hautfarben, 22 verschiedenen Augenfarben und 24 verschiedenen Frisuren. „Wir haben die Verantwortung, Mädchen und Eltern eine breitere Auffassung von Schönheit zu präsentieren“, sagt Barbie General Managerin Evelyn Mazzocco zu den neuen Puppen.

Das klingt löblich, doch es hat Sage und Schreibe fast 60 Jahre gedauert, bis das Unternehmen ein Einsehen hatte. Und es mussten offensichtlich erst die Verkaufszahlen zurückgehen, ehe Mattel am Konzept der gertenschlanken Superblondine rüttelte. Ihr Verkauf bringt Mattel in mehr als 150 Ländern auf der ganzen Welt etwa eine Milliarde US-Dollar (910 Millionen Euro) ein. In den letzten Jahren jedoch immer weniger, die Verkaufszahlen nahmen weltweit kontinuierlich ab.

Schon in den 70er Jahren riefen Feministinnen dazu auf, Barbies zu boykottieren. Sie wehrten sich gegen die viel zu dünne Körperform und erkannten darin eine Gefahr für heranwachsende Mädchen, die versuchen könnten, diesem Ideal nachzueifern. Es hat Studien gegeben, dass derart dünne Frauen mit den Barbie-Proportionen magersüchtig sein müssten, und dass sie nicht in der Lage wären Kinder zu bekommen. All das blieb lange ungehört.

In der Mode heißt das: Size-Zero

Vor allem aber führen wir die gleiche Diskussion Saison für Saison in der Mode. Da sind es die gefährlich dünnen Models auf den Laufstegen der Fashion-Metropolen, die regelmäßig Kritiker auf den Plan rufen. Zwar bekennt sich immer mal wieder ein Designer dazu, keine solchen „Size-Zero“ Models mehr zu buchen, die weitverbreitete Realität beweist jedoch das Gegenteil. Erst kürzlich verteidigte die britische Vogue-Chefin Alexandra Shulman die gängige Size-Zero Praxis mit den Worten, schließlich sei doch jeder mit seinem Körper unzufrieden und entwickle deshalb nicht gleich Essstörungen. Wer mal im Internet Size-Zero eingibt, der wundert sich zudem sehr darüber, dass dieser Begriff keineswegs negativ bewertet wird. Es gibt zig Websites, die unter diesem Begriff Diäten und Fitnesspläne anbieten, frei nach dem Motto: „Size-Zero: Abgerechnet wird am Strand“ (so heißt tatsächlich eine dieser Websites, deren Abnehmprogramm den absoluten Traumkörper verspricht). Auch die Zeitschrift Cosmopolitan verkauft Size-Zero als den neuen Megatrend aus den USA, der jetzt auch auf Europa übergreife. Wer da behauptet, die Modepraxis habe keine direkte Auswirkung auf das Verhalten junger Mädchen und Frauen, ignoriert die Tatsachen. Menschliche Schönheit ist heute mehr denn je zu einer in Zentimetern messbaren Größe geworden.

Ein weltweit führender Hersteller von Schaufenster-Mannequins hat mir einmal gesagt, die Menschen wollen träumen, wenn sie die kunstvoll dekorierten Auslagen der Modegeschäfte betrachten. Dazu gehöre eben auch ein idealisierter Körper, der mit der individuellen Wirklichkeit wenig gemein habe. Gleiches gilt wohl auch für die kleinen Mädchen, die ihre Barbies in glitzernde Abendkleider stecken und sich so das Leben als Frau vorstellen. Dennoch muss man sich fragen, warum die Bekleidungsindustrie nicht das Selbstbewusstsein aufbringt, ihre Kollektionen an „realen“ Figuren zu präsentieren. Spätestens in der Umkleidekabine fliegt der Schwindel doch auf.

Es ist also höchste Zeit, dass sich das vielgepriesene Management-Wort Diversity auch im Bereich der Schönheit durchsetzt. Die neuen Barbies sind dafür ein guter Anfang. Hoffen wir nur, dass sie nicht nur den Eltern gefallen.

Photo: Mattel

Barbie