Können Blockchain und NFC-Chips Fälschungen und Ideenklau in der Modebranche beenden?

Die Modebranche sieht sich einer doppelten Bedrohung ausgesetzt: Einer Zunahme von Fälschungen, die ihre Gewinne schmälern, und einer Fast-Fashion-Kultur, die Designs ungestraft kopiert. Doch die Blockchain bietet einen Hoffnungsschimmer. Oder besser gesagt, eine konkrete Antwort.

Die Blockchain: Den gesamten Weg eines Modeprodukts verfolgen

Die Blockchain is im Wesentlichen „ein großes, öffentliches und gemeinsam genutztes Buch, das Transaktionen chronologisch und fälschungssicher verfolgt. Sie ist daher ideal für die komplexe Lieferkette der Modebranche, in der ein Kleidungsstück von den Rohstoffen bis in die Geschäfte über Grenzen hinweg transportiert werden kann.

Nicklas Nilsson, Berater für thematische Intelligenz bei GlobalData, sieht ein immenses Potenzial in der Blockchain, insbesondere in Kombination mit dem Internet der Dinge (IoT). Dank der Blockchain kann jeder Schritt im Leben eines Produkts – von der Baumwollbeschaffung bis zum endgültigen Verkauf – aufgezeichnet und überprüft werden. Dies ermöglicht es den Verbraucher:innen, einen „tieferen Einblick“ in ihre Einkäufe zu erhalten, einschließlich der Herkunft und des Besitzverlaufs, berichtet das Magazin Just Style.

Markenschutz über die Bekämpfung von Fälschungen hinaus

Das Unternehmen für digitale Transparenz Everledger unterstreicht die Dringlichkeit der Situation. Unter Berufung auf einen aktuellen Bericht schätzt es, dass Fälschungen die Branche jährlich fast 100 Milliarden US-Dollar kosten. Und in dieser Hinsicht kann die Blockchain das Blatt wenden, indem sie die Authentizität von Marken gewährleistet, die auf Know-how, Herkunft und Qualität basiert.

Doch die Vorteile gehen über die bloße Bekämpfung von Fälschungen hinaus. Die Blockchain kann auch Fast-Fashion-Copycats abschrecken. Durch eine transparente Aufzeichnung der Entstehung, des Eigentums und der Produktion von Designs wird es schwieriger, Ideen zu stehlen und billige Imitationen herzustellen.

Und genau das tun NFC-Chips oder „Near Field Communication“. Chips, die mit winzigen Festplatten von 2,5 Millimeter Dicke vergleichbar sind und kleine Datenmengen wie URLs oder Identifikatoren speichern können. Diese Daten können dann auf ein anderes NFC-fähiges Gerät wie ein Handy übertragen werden.

Balenciaga erkundet Web3 mit einem musikalischen Touch

Balenciaga, bekannt für seine zurückhaltende Herangehensweise an NFTs und das Metaversum, hat dennoch eine Kehrtwende vollzogen und die aufkommenden Technologien auf einzigartige Weise übernommen, indem es seine Produkte mit Musik verbindet. In Zusammenarbeit mit Eon ermöglicht Balenciaga Music, eine Abteilung des berühmten Modehauses, seiner neuesten Bekleidungskollektion, eine exklusive Playlist der Trip-Hop-Gruppe Archive freizuschalten. Die NFC-T-Shirts und -Hoodies ermöglichen Modebegeisterten den Zugriff auf einen speziellen Soundtrack und markieren damit einen neuen Schritt für die Marke im digitalen Universum, berichtet das Metavers Tribune.

Es ist das erste Mal, dass Balenciaga einen solchen digitalen Ansatz verfolgt, so der Metavers Tribune, und veranschaulicht einen wachsenden Trend in der Modebranche. Im Juli integrierte Puma seine Sneaker über NFC in ein exklusives Mixtape-Portal, während Diesel im September eine Reihe von NFTs mit Public Pressure auf den Markt brachte und ihren Besitzer:innen ein immersives Klangerlebnis bot. Für Balenciaga stärkt dieses Projekt die Verbindung der Marke zur Musik und eröffnet neue Wege der Bindung zu den Kund:innen.

Doch hinter diesem Marketing- und Markenimage-Aspekt verbirgt sich auch ein Kampf gegen Fälschungen. Denn jeder NFC-Chip enthält eine eindeutige, mit dem Produkt verknüpfte Kennung, mit der seine Echtheit in der gesamten Lieferkette, von der Herstellung bis zum Verkauf an die Endverbrauchenden, überprüft werden kann.

Tod's tritt dem Aura Blockchain-Konsortium bei

Auch Tod's, die berühmte italienische Luxus-Schuhmarke, machte Schlagzeilen, als sie dem Aura Blockchain-Konsortium beitrat und so den Digital Product Passport des Konsortiums in ihre Kollektionen integrierte, beginnend mit der Custom Di Bag. Dieser digitale Pass, der über einen im Beutel integrierten NFC-Chip zugänglich ist, bietet den Besitzer:innen Eigentumszertifikate, Informationen zum Lebenszyklus des Produkts und Nachhaltigkeitszertifizierungen. Überdies können die Besitzer:innen ein auf der Blockchain basierendes digitales Double ihrer Tasche anfordern, um ihr Eigentum nachzuweisen.

„Die wachsende Zahl der Mitgliedsunternehmen des Aura Blockchain-Konsortiums zeugt von der sich ändernden Einstellung der Luxusbranche gegenüber aufkommenden Technologien und der Blockchain“, heißt es in dem Artikel des Metavers Tribune.

Transparenz für Premium-Handelsunternehmen wird immer wichtiger, und digitale Pässe erleichtern den Verbraucher:innen den Zugang zu wichtigen Informationen und stärken das Vertrauen und die Bindung zur Marke.

Lacoste feiert seinen 90. Geburtstag in der virtuellen Welt

Auch Lacoste feiert seinen 90. Geburtstag mit einer verstärkten digitalen Präsenz. Die Marke hat einen neuen immersiven Bereich in dem auf der Blockchain basierenden Videospiel The Sandbox eröffnet, in dem Fans das legendäre sportliche Erbe von Lacoste erkunden und feiern können..

Durch die Nutzung der Möglichkeiten virtueller Erlebnisse stärkt Lacoste seine Bindung zu einem technikbegeisterten Publikum und feiert gleichzeitig einen bedeutenden Meilenstein. Diese Initiative unterstreicht die wachsende Bedeutung digitaler Räume in den Marketingstrategien von Luxusmarken und bietet einzigartige Möglichkeiten, Verbraucher zu gewinnen und an sich zu binden.

Diese Entwicklungen zeigen, wie die Luxusbranche Web3-Technologien zunehmend nutzt, um das Erlebnis der Kund:innen zu bereichern und den Wert ihrer Produkte auf innovative und authentische Weise zu steigern. ‌

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr .