Label to Watch: vegane Luxushandtaschen von Luckynelly
Wird geladen...
Luckynelly ist ein Slow-Fashion-Label, das 2012 in Berlin gegründet wurde. Alle Artikel sind handgefertigt und vegan und konnten bereits auf Laufstegen in New York, Paris und Berlin gesehen werden. FashionUnited sprach im Interview mit Gründerin Christine Rochlitz über nachhaltige Materialinnovationen, wie es zur Gründung von Luckynelly kam und die Arbeit, Transparenz und die Versprechen, die hinter jedem Artikel stecken.
Schon seit 2012 experimentieren Sie für Luckynelly mit veganen Materialinnovationen. Könnten Sie beschreiben, was die Motivation dahinter war und wie es zur Gründung von Luckynelly kam?
Da ich schon immer sehr an Mode, Design, Interieur, Malerei, Farben, neuen Trends und dem Erschaffen einzigartiger und exklusiver Dinge interessiert war, habe ich Mode-Design an der Fachhochschule Bielefeld mit erfolgreichem Abschluss studiert und mein eigenes Brand Luckynelly im Jahr 2012 in Berlin etabliert.
Der Markenname ist von meinem geliebtem Bearded Collie Nelly und meinem Kaninchen Lucky inspiriert und kreiert, welche meine Musen waren und auch für die Entscheidung standen, nur gewaltfreie und vegane Materialien zu verwenden und auf jegliche Tierhaut, Leder, Fell, Wolle und Ähnliches zu verzichten.Natürlich auch auf Grund meiner großen Liebe zur Natur und zu Tieren, und um die Mode Welt ein bisschen besser und nachhaltiger zu machen. Zu dieser Zeit war das Thema vegan in der Modeindustrie noch weitgehend unbekannt. Deshalb sehen wir uns als Visionäre und Pioniere veganer und nachhaltiger Luxus Handtaschen.
Zu den genannten Materialien gehören solche aus Erdbeeren, Äpfeln, Kokosnüssen, Ananas, Kork und mehr. Was ist Ihr Lieblingsmaterial und warum?
Als ich dem Material Kork begegnete, begann ich sofort, dieses tolle Material für unsere Kollektionen zu verwenden, weil Kork wie echtes Leder aussieht und sich wie solches anfühlt und sogar mit Prägungen versehen werden kann, so dass es aussieht wie echtes Schlangen- oder Krokodilleder. Zudem ist es ein nachhaltiges und ganz natürliches Material. Also ist Kork auf jeden Fall eins meiner Lieblingsmaterialien. Aber es gibt immer noch so viele weitere innovative ökologische vegane Materialien zu finden.
Als enthusiastische „Materialstalkerin“ habe ich schon vor vielen Jahren die innovativsten ökologischen veganen Materialien der Welt, wie nähbares Holz, nähbaren Schieferstein, Piñatex (aus Ananasfasern), Muskin (aus Pilzen), Malai (aus Kokosnüssen), Fruitleather Rotterdam, Desserto (Kaktus„leder“), waschbares Papier, faltbare Keramik, die mit einer Schere geschnitten werden kann, um Schmuck herzustellen und Apple Skin (aus Apfelabfällen) für unsere Marke eingesetzt, welche heute in größerem Maßstab für Modeprodukte verwendet werden.
Meine beiden niederländischen Professoren, die mich während meiner Studienzeit betreut haben, hatten vorher mit der wohl bekanntesten Trendforscherin Li Edelkoort zusammengearbeitet und uns immer vermittelt, dass Materialien die Trends der nächsten Jahrzehnte sein werden, da sich Schnitte und Kleidungsstücke immer wiederholen werden, Trends der 20er, 70er, 90er, Future et cetera. Also war ich schon in meiner Studienzeit total auf den Einsatz besonderer Materialien fokussiert. Für mein Diplom habe ich meine Stoffe selbst per Siebdruck bedruckt auch die ersten Taschen entwickelt und gefertigt.
Für Ihre Luxushandtasche aus Erdbeeren gewannen Sie jüngst den Green Product Award als Pubkikumsliebling. Wie genau wird Berriestex hergestellt und planen Sie, dass dies auch von anderen Marken genutzt werden kann?
Ja, darüber haben wir uns sehr gefreut und waren sehr stolz darauf, da wir dieses Material selbst entwickelt haben. Wir haben allerdings das Material Berriestex erstmal auf Eis gelegt, da wir uns gerade mit der Entwicklung anderer, spannender Materialien beschäftigen, wie zum Beispiel Plantfur, ein veganes Pelzmaterial, welches zu 100 Prozent aus Pflanzen besteht und kein Plastik dafür verwendet wird. Und „Haare“, die zu 100 Prozent aus Pflanzen hergestellt sind, mit denen ich gerade einige Handtaschen designed habe. Denkbar wäre auch der Markt für plastikfreie Hair-Extensions.
Die Zusammensetzung unseres Materials Berriestex ist natürlich unser Betriebsgeheimnis, aber es wird aus überreifen Erdbeeren hergestellt, und zusammen mit pflanzlichen Ölen, Wachsen und Harzen zu diesem veganen Leder vereint.
Man kann bei Luckynelly auch Taschen maßfertigen lassen - was waren die ungewöhnlichsten Anforderungen, mit denen Sie gearbeitet haben?
Die wohl ungewöhnlichste Anforderung war eine kleine Tasche, die ich aus einem Bananenblatt aus dem Garten von Bekannten gefertigt habe.
Jeder Artikel ist handgefertigt und damit zeitaufwendig und arbeitsintensiv. Was muss man für eine Luckynelly-Handtasche ausgeben?
Ja, das stimmt! Es dauert ein bis zwei Tage, um eine Luckynelly Handtasche herzustellen, aber es gibt nichts was ich lieber tue, als neue Handtaschen und Accessoires zu kreieren und mit neuen spannenden Materialien zu arbeiten. Luckynelly ist mein ganzes Herz und meine Seele, was in jede meiner Taschen mit einfließt. Das sieht und spürt man auch! Kleinere Accessoires und Taschen kosten um 150 bis 350 Euro, größere zwischen 900 und 1.900 Euro, dafür sind sie von Hand in höchster Qualität gearbeitet, und selbst die Kanten der Handtaschen werden per Hand bemalt. Eine Handtasche der großen Fashion Brands kostet oft um ein Vielfaches mehr, und da weiß man nicht viel über die Herstellung und die Transparenz.
Sie haben sich als Vertriebsmodell auf wenige ausgesuchte Läden spezialisiert - Gallery Malina in Berlin und Flying Solo in New York City. Was führte zu dieser Entscheidung?
Wir sind ein Slow-Fashion-Brand und bieten kleine limitierte Kollektionen an. Die meisten Geschäfte und Onlinestores wollen möglichst viele Stückzahlen verkaufen, das ist nicht unser Ziel. In unserem Preissegment macht dies auch durchaus Sinn. Unsere Taschen sind einzigartig und das wollen unsere Kund:innen; etwas, was sonst niemand hat und haben kann. Wir wollen einen sentimentalen Wert vermitteln, der über Generationen weitergegeben werden kann, ein ganz besonderes Produkt mit Geschichte und Herz. Wir sind kein Handtaschengeschäft, sondern ein Designerlabel und ich stelle die Taschen als Designerin selbst her.
Wird Luckynelly weltweit vertrieben? In welchen Märkten besteht das meiste Interesse?
In Deutschland und den USA, aber wir sind dabei, uns auch auf den kanadischen und australischen Markt und weitere zu fokussieren.
Was ist in der Zukunft geplant - ein neues Material, ein Auftritt bei einer Modenschau oder ein neues Produkt?
Unsere neuste vegane und nachhaltige Luxus-Designer-Handtaschen Kollektion 2023/24 wird aus Tee hergestellt - Wastea - Now Leather. Dieses zukunftsweisende Material ist eine Re-Upcycling-Alternative zu Leder aus der Tee-Industrie und ist 100 Prozent nachhaltig, vegan, pflanzlich und biobasiert. Die Taschen werden in unserem Atelier/ unserer eigenen Manufaktur, in Berlin von mir selbst entworfen, die Schnitte selbst erstellt und hochwertig mit äußerster Liebe fürs Detail und Sorgfalt per Hand gefertigt.
Die Shopper Tasche kann man zum Beispiel von zwei Seiten tragen, der schwarzen Seite mit den Designstreifen und auf der anderen Seite ist sie einfarbig „Tea Taupe“. Auf beiden Seiten ist unser Luckynelly – Berlin Metall Logo angebracht, also „to-wear-two-in-one“. Unser Luckynelly Co-Founders Pendant ist gleichzeitig ein Schlüsselanhänger, und den Träger unserer neuen Handtasche „Ginger“, kann man auch als Taillen Gürtel tragen. Zudem sind unsere runden Tags 24 Karat vergoldetet.
Wir gehen gerade viele neue Partnerschaften mit den aktuell innovativsten Materialherstellenden und Start-Ups ein und freuen uns sehr darauf, noch mit vielen anderen neuen Materialien zu arbeiten! Auch forschen wir weiter an plastikfreien Alternativen, die man für die Produktion von Handtaschen benötigt wie Kantenfarben, Inlays, Garne, Kleber und so weiter.
Wie Sie unserem Instagram-Profil und unserer Webseite entnehmen können, erstellen wir stetig neue, einzigartige, kunstvolle Handtaschen und andere Accessoires, welche in den wichtigsten Mode- und Kunstmagazinen rund um den Globus in Editorials veröffentlicht werden, wie der Vogue, Elle, Harper's Bazaar, Cosmopolitan, Grazia, Glamour, L'Officiel und vielen mehr. Wir waren auf den Laufstegen der New York Fashion Week und der Paris Fashion Week zu sehen und werden bei der Berlin Fashion Week als nachhaltige Designermarke präsentiert, und wurden zudem im Forbes Magazin erwähnt.
Dieses Interview wurde in schriftlicher Form geführt.