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London Fashion Week wird von Brexit-Ängsten getrübt

Von AFP

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"CANCEL BREXIT": Katharine Hamnetts auf T-Shirts gedruckter Slogan sprach für die Stimmung vieler Modefans auf der London Fashion Week, die am vergangenen Freitag begann. Der Rückzug Großbritanniens aus der EU am 29. März belastet die Branche stark.

Die britische Designerin kreierte das Kleidungsstück als "eine Kurzschlussreaktion", wie sie der AFP sagte, auf das Ergebnis des Referendums 2016 hin - andere Slogans wie "FASHION HATES BREXIT" und "SECOND REFERENDUM NOW" sind ebenfalls Teil ihrer Reaktion.

Warum hasst sie ihn? Weil der Brexit "eine Katastrophe für das Vereinigte Königreich” sei, sowohl wirtschaftlich, sozial, bildungstechnisch, kulturell und verteidigungspolitisch als auch für die Vielfalt, Arbeitsplätze und Sicherheit, sagte sie.

Hamnett ist bekannt für ihren politischen Aktivismus, aber sie steht nicht alleine mit ihrer Meinung.

Eine Studie des Beratungsunternehmens Fashion Roundtable ergab, dass 96 Prozent der Führungskräfte in der britischen Modeindustrie für einen Verbleib in der EU stimmten. Ihre fast einstimmige Ablehnung des Brexit spiegelt wider, was in einem Großteil des britischen Kulturlebens die vorherrschende Meinung ist, aber auch die Ängste in einem Sektor, der stark vom internationalen Handel abhängig ist.

Die Angst vor “No Deal”

Wie viele andere Teile der britischen Wirtschaft fürchtet vor allem die Modebranche die Aussicht, die EU ohne Abkommen, oder mit einem schlechten Deal zu verlassen.

Bei einem "no deal" Brexit würden sich die Handelsbedingungen zwischen Großbritannien und seinem nächsten Wirtschaftspartner, der EU, über Nacht dramatisch verändern.

"Es besteht nicht nur das Risiko höherer Zölle auf importierte und exportierte Waren, sondern auch die Möglichkeit, dass sich der Warenverkehr aufgrund erhöhter Zollanmeldungen verlangsamt", sagt Samantha Dover vom Marktforschungsunternehmen Mintel.

Das bedeutet Ärger für Designer, die Flexibilität bei der Zusammenarbeit mit Paris oder Mailand benötigen - sei es beim Versand von Accessoires in letzter Minute, bei der Vorbereitung von Laufstegshows oder Showrooms oder beim Export ihrer Waren auf den Kontinent. Das britische Modehaus Burberry warnte letzten Monat, dass ein "No Deal"-Brexit zu "zehn Millionen Britischen Pfund" an zusätzlichen Zollkosten führen würde.

Umzug

“Es sind nicht so sehr die praktischen Schwierigkeiten", sagt Lulu Kennedy, Direktorin des Fashion East Kollektivs. “Es ist vielmehr die Botschaft, die [der Brexit] sendet, es ist so negativ.... diese Botschaft, nicht zu kooperieren und nicht Teil der europäischen Familie zu sein."

So ist es nicht verwunderlich, dass der British Fashion Council, der die London Fashion Week organisiert, kürzlich eine zweite Brexit-Abstimmung unterstützt hat, um einen No-Deal-Exit zu vermeiden.

Angesichts der Risiken haben einige Labels bereits beschlossen oder planen, ihre Firmensitze in EU-Länder zu verlegen, um die Vorteile des Binnenmarkts und der Zollunion zu erhalten.

"Wir haben frühzeitig und mit großem Aufwand Maßnahmen getroffen, so dass unsere gesamte Produktentwicklung, Fertigung und Logistik jetzt in Italien angesiedelt ist", sagt Hamnett.

Ähnlich sieht es bei dem Herrenmodedesigner Oliver Spencer aus. "Wenn es einen schlechten Brexit gibt, werde ich meine Produktions- und Lagerstätten in Portugal nutzen, um meinen Markt zu bedienen", sagte er gegenüber AFP. Er sieht dem Brexit entspannter entgegen als viele seiner Modekollegen - auch wenn er dagegen gestimmt hat. "Das Problem ist, nicht zu wissen, was genau kommt", sagte er. Aber er fügte hinzu: "Ich finde in Zeiten von Veränderungen, politischer Unruhen und Rezession, dass viele kreative Menschen kreativer werden."(AFP)

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.

Foto: Pure London

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