LuisaViaRoma Buying Director: „Wir müssen Luxus als einen Traum neu denken“

Von Ole Spötter

vor 10 Stunden

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Mode|Interview
Marta Gramaccioni Credits: LuisaViaRoma

Die Fashion Week Saison für Herbst/Winter 2025 neigt sich dem Ende. Die großen Schauen von New York bis Paris sind gelaufen und nun ist es an der Zeit zu schauen, welche Trends den Sprung vom Laufsteg in den Laden schaffen. Marta Gramaccioni rekapituliert die Saison.

Im Interview verrät die Buying Director von LuisaViaRoma ihre FW25-Highlights, wie der italienische Modehändler auf die Kaufzurückhaltung im Luxussegment reagiert und welche Pieces aktuell gut laufen.

Was nehmen Sie aus der Womenswear-Saison FW25 mit?

Diese Saison fühlte sich für viele Marken wie ein Moment des Übergangs an. Wir sahen viele Debüts, ebenso wie Marken ohne klare kreative Richtung oder sogar ohne Präsentationen. Viele Designer:innen konzentrierten sich darauf, ihre Markenidentität zu festigen, anstatt Trends hinterherzujagen. Sie legten einen Schwerpunkt auf Handwerkskunst und zeigten eine raffinierte Interpretation der Weiblichkeit. Es gab eine Balance zwischen Modernität und Tradition, was diese Saison zu einer Saison der Reflexion und Transformation machte.

Was waren Ihre Highlights?

Mit Blick auf New York, Mailand und Paris gab es in jeder Stadt herausragende Momente. In New York war das Debüt von Veronica Leoni bei Calvin Klein schick und gut umgesetzt, während Khaite eine seiner bisher stärksten Shows lieferte. Mailand faszinierte uns mit Prada, Jil Sander und Ferragamo, aber in Paris sahen wir die eindrucksvollsten Präsentationen.

Haider Ackermanns Debüt bei Tom Ford war ein großes Highlight, Miu Miu definierte einmal mehr, was cool ist und wie wir uns kleiden sollten, während Valentino seine Entwicklung mit einer unglaublich anspruchsvollen Show fortsetzte.

Welche Trends bestimmen die Saison?

Diese Saison brachte klassische Schneiderei mit einem 60er-Jahre-inspirierten Twist zurück – eher figurbetonte Silhouetten und strukturierte Mäntel. Pelz bleibt ein Schlüsselfaktor, ob in Form von Kunstpelz, geschorenem Shearling oder Oversize-Mänteln. Es gab auch ein starkes Spiel mit Texturen, dekonstruierten Formen und Pyjama-inspirierter Kleidung mit übertriebenen Volumen. Weitere wichtige Elemente sind Wildleder-Pieces, ultraflache Stiefel, Statement-Brillen und Total-Looks aus Leder.

Sind bestimmte Farben herausgestochen?

Die Saison wurde von neutralen Tönen dominiert, dennoch verliehen herausragende Akzente von tiefem Rot, warmem Karamell und eisigen Blautönen den Kollektionen Kontrast und Energie.

Es wird derzeit viel darüber diskutiert, ob die Zeit der großen Trends vorbei ist. Was denken Sie?

Während es in der Mode immer mehr um Individualität und persönlichen Ausdruck geht als um einzelne Trends, gibt es immer noch Schlüsselelemente – ob in Materialien, Silhouetten oder Styling –, die sich in den Kollektionen wiederholen. Diese können nicht ignoriert werden und entwickeln sich natürlich zu prägenden Trends der Saison.

Was war für Sie der letzte “große Trend”?

Die „Quiet Luxury“-Bewegung war der letzte große Trend, der eine weitreichende Wirkung hatte – zeitlose, dezente Stücke mit makelloser Qualität. Jetzt sehen wir jedoch eine Rückkehr zu ausdrucksstarker Mode, bei der der persönliche Stil im Mittelpunkt steht.

Haben Sie auch neue Talente entdeckt?

Absolut. Diese Saison wurden mehrere aufstrebende Designer:innen mit frischen Perspektiven vorgestellt, wie Recto für Kleidung, Jude für Schuhe, Maeden für Taschen.

Werden Sie neue Marken in Ihr Portfolio aufnehmen?

In dieser Saison haben wir mehr denn je in neue Marken investiert und fast jede Womenswear-Kategorie gestärkt. Wir sind immer auf der Suche nach frischen Perspektiven und Designenden, die etwas Einzigartiges bieten.

Gab es Veränderungen in Ihrer Budgetplanung?

Der Markt entwickelt sich ständig weiter, und wir passen unsere Strategie entsprechend an. Insgesamt bleibt unser Budget im Einklang mit FS25, wurde aber im Vergleich zu HW24 reduziert. Unser Fokus liegt darauf, die Investitionen über verschiedene Marken, Kategorien und Preispunkte neu auszubalancieren, um ein kuratiertes und kommerziell starkes Angebot zu gewährleisten.

Welche Stücke laufen derzeit gut bei LuisaViaRoma?

Im Moment befinden wir uns mitten im SS25-Sale. Anfangs konzentrierten sich die Kund:innen auf Übergangsstücke wie Übergangs-Mäntel, Lederjacken und Workwear-inspirierte Oberbekleidung. Jetzt verlagert sich der Fokus auf Daywear von neuen Marken, Ballerinas, ultraweiche Wildledertaschen und Kleider.

Wie ist die allgemeine Stimmung Ihrer Kundschaft?

Unsere Kund:innen lieben es, verschiedene Marken und Preispunkte zu kombinieren und so einzigartige und unerwartete Kombinationen zu kreieren. Es gibt ein starkes Verlangen nach Individualität, wobei persönliche Styling-Entscheidungen den Look definieren, anstatt einer einzigen Ästhetik zu folgen.

Gibt es auch eine spürbare Kaufzurückhaltung im Luxussegment?

Derzeit hat der Luxussektor etwas von seiner Anziehungskraft verloren – Exklusivität ist nicht mehr unbedingt wünschenswert. Wir müssen Luxus als einen Traum neu denken und ausrichten, als etwas, das aufstrebend und dennoch im Rahmen seiner neuen Preisdynamik zugänglich ist. Es geht darum, die Magie zurückzubringen und sich gleichzeitig an die heutige Realität anzupassen.

Dieses Interview wurde schriftlich geführt und aus dem Englischen übersetzt.

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