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Mailänder Männermodewoche entfesselt Zwänge und zeigt viel Haut

Von Don-Alvin Adegeest

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Mode

Valentino Menswear SS24 Finale. Bild: Spotlight Launchmetrics

Die Mailänder Männermodewoche, die gerade zu Ende gegangen ist, hat gezeigt, dass kommerzielle Mode, formelle Kleidung und zeitgenössischer Stil nahtlos ineinander übergehen können und die Grenzen zwischen verschiedenen Gemeinschaften und Zielgruppen überwinden.

Zu Beginn der Herrenmode-Saison wurden nicht nur neue Maßstäbe in der Konfektion gesetzt, wie weiche, dekonstruierte Schultern und extrem kurze Shorts, sondern auch eine neue Formensprache eingeführt, die sich durch weniger Zwänge, Innovation und Mut zur Haut auszeichnet.

Die Welt der Männermode in Zahlen:

  • Gemessen am Umsatz ist Menswear das zweitgrößte Segment der Modebranche
  • Das Segement wird von 2022 bis 2027 ein erhebliches Umsatzwachstum verzeichnen
  • Nach Angaben des Analysedienstleisters Statista wird für den Markt eine jährliche Wachstumsrate von 2,95 Prozent prognostiziert
  • Der Umsatz soll 2023 fast 570 Milliarden US-Dollar (etwa 520,96 Milliarden Euro) erreichen

Valentino

Unter dem Kreativdirektor Pierpaolo Piccioli hat Valentino ein Designkonzept weiterverfolgt, das ursprünglich auf der Met Gala im letzten Monat vorgestellt wurde. Dort trug der Schauspieler Pedro Pascal einen auffälligen Look aus taillierten Shorts, gepaart mit einem maßgeschneiderten Mantel, Schuljungen-Socken, einem schlichten Hemd und einer Krawatte und löste damit einen Medienrummel aus. In Mailand sorgte ein ähnliches Outfit bei der Valentino-Show für Aufsehen, allerdings in Weiß statt in dem ikonischen Valentino-Rot, das Pascal trug.

Der unverwechselbare Look tauchte in verschiedenen Varianten in der gesamten Kollektion auf, in leuchtenden Grün-, Rosa- und Azurtönen. Vor allem lange Mäntel mit überschnittenen Schultern, von denen einige auf der Vorderseite subtil mit monochromen Blumen bestickt waren, wurden über Shorts getragen. Shorts und Röcke zogen sich wie ein roter Faden durch die Kollektion von Piccioli und signalisierten ein neues Verständnis von Schneiderkunst, das die gesamte Modewoche über zu spüren war.

Valentino Menswear SS24. Bild: Spotlight Launchmetrics

Dsquared2

Eine neue Stilrichtung schlug auch Dsquared2 ein und ließ sich von den verspielten Aspekten der Mode der 90er Jahre inspirieren. Dieses Mal präsentierte die Marke jedoch eine unverfälschte Version, bei der sowohl die Kleidungsstücke, die den Körper bedecken, als auch die entblößten Teile gleichermaßen zur Geltung kamen. Die Kollektion zeigte viel Haut, von glitzernden Slips und tief sitzenden Jeans bis hin zu zerrissenen T-Shirts, die einen durchtrainierten Oberkörper enthüllen. Einige Looks bestanden lediglich aus Boxershorts, insbesondere in Kombination mit wadenhohen Socken und Turnschuhen. Während im Hintergrund Donna Summers "Love to Love You Baby" lief, demonstrierten Dan und Dean Caten, die schillernden Zwillinge und Gründer von Dsquared2, ihr Gespür für Sinnlichkeit und dafür, wie sich Sex verkaufen lässt. In dieser Saison bewiesen sie auch, dass sie wissen, wie man es verpackt.

Dsquared2 Menswear SS24. Bild: Spotlight Launchmetrics

Brioni

Brioni, bekannt für seine exquisite Maßschneiderei und hochwertige Stoffe, hat sich für den Frühling/Sommer 2024 entschieden, sich von vorübergehenden Trends abzuwenden und stattdessen die zeitlose Essenz der Mode in den Vordergrund zu stellen.

Brionis Kreativdirektor Norbert Stumpfl unterstrich die Begehrlichkeit dieser Kollektion durch makellose Schnitte und luxuriöse Materialien. Stoffe wie Seide, Kaschmir, Wildleder, Wolle und Baumwolle wurden von Strumpfl sorgfältig ausgewählt, da sie von Natur aus schön und von dauerhafter Qualität sind. Die Kunst des Schneiderhandwerks stand im Mittelpunkt, wobei das Sakko das Herzstück der Kollektion war.

Hier dominieren leichte Wolle, Baumwolle und Seide, wobei die Ärmel lässig hochgekrempelt wurden, so als wolle man die Botschaft vermitteln, dass Eleganz und raffinierte Kleidung nicht gleichbedeutend mit starren Konventionen sein müssen.

Stattdessen passen sich die Kleidungsstücke mühelos an die Anforderungen des modernen Lebensstils an und schaffen ein Gleichgewicht zwischen Relevanz und Entspannung, selbst wenn sie tagsüber getragen werden. Brioni hat mit seiner Kollektion gezeigt, dass guter Kleidungsstil über die Welt der Flaneure hinausreicht.

Brioni menswear SS24. Bild: Spotlight Launchmetrics

Emporio Armani

Als einer der am meisten verehrten – und beständigsten – Designer Italiens hat Giorgio Armani, der jetzt Ende achtzig ist, den Begriff der grenzenlosen Eleganz definiert. Es war Armani, der die Damenwelt in die Herrenschneiderei einführte, indem er die Codes traditioneller Anzüge sprengte und eine reduzierte Palette von Beige-, Marine- und Neutraltönen mit Stoffen schuf, die so fließend sind, dass sie wie für den Körper gemacht zu sein scheinen.

Das zentrale Motiv der Show war das Ginkgo-Blatt, das Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit, Erleuchtung, Gleichgewicht, natürliche Schönheit und kulturelle Bedeutung symbolisiert – Eigenschaften, die das Wesen von Emporio Armani und seinem Gründer widerspiegeln. Armani lässt sich seit langem von Asien inspirieren, wo klare Linien, schlichte Eleganz und Einfachheit für seine Entwürfe charakteristisch sind. Seine Erforschung der Yin- und Yang-Philosophie, des empfindlichen Gleichgewichts zwischen gegensätzlichen Kräften, ist ein weiterer Ausdruck seines Engagements, Harmonie durch durchdachtes Design zu finden.

Emporio Armani Menswear SS24. Bild: Spotlight Launchmetrics

Prada

Miuccia Prada ist seit langem für ihre Fähigkeit bekannt, den Zeitgeist einzufangen. Sie verknüpft politische Landschaften, künstlerische Einflüsse, akademische Überlegungen und kollektive Emotionen, um Kleidungsstücke zu kreieren, die eine feine Balance zwischen Begehrlichkeit und einer Lo-Fi Ästhetik schaffen.

Miuccia Prada und Raf Simons wollten mit ihrer jüngsten Kollektion für den Frühling/Sommer 2024 ein Gefühl der absoluten Freiheit für den Körper vermitteln, das sich in den Grundlagen der Kleidung, die ihn schmückt, manifestiert. Allerdings wirkte diese Vorstellung von Freiheit etwas aufgesetzt. Das Styling der übertrieben breiten Schultern und der eng anliegenden Taille wirkte etwas konstruiert und erinnerte mehr an andere Luxushäuser als an Prada selbst.

Prada, einst ebenso futuristisch wie zeitlos, wenn nicht sogar tonangebend in der Interpretation von Klassikern zu modernen, begehrenswerten Stücken, hat mit dem übertriebenen Styling dieser Kollektion eher den Eindruck eines Gimmicks erweckt als den einer Befreiung.

Es stellt sich die Frage, ob die Verstärkung der Schulterpartie wirklich eine Befreiung darstellt. Handelt es sich bei übermäßig detaillierten Utility-Kleidungsstücken um Dekonstruktion und Rekonstruktion, oder sind sie zu Archetypen geworden, die von oberflächlichen Trends angeheizt werden, die lediglich den Absatz ankurbeln, anstatt die Geschichte der Herrenmode zu bestimmen?

Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Kollektion als reiner Umsatzbringer erweist oder ob sie aufgrund ihres unglaublichen Bühnenbilds mit Vorhängen aus Wasser und Schleim in Erinnerung bleibt, denn Prada bewegt sich in diesem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Effekthascherei.

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk

Prada Menswear S24. Bild: Spotlight Launchmetrics
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