‘Menschen vor Produkt’: Woodbird-CEO Chung W. Cheung über Erfolg von Streetwear durch Community
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In einer Branche, in der Branding oft hinter kommerziellem Erfolg zurücktritt, beweist Woodbird, dass Authentizität, kulturelle Fusion und gemeinschaftsgetriebenes Storytelling eine Modemarke einzigartig machen können. Das in Dänemark gegründete Label verbindet skandinavischen Minimalismus mit der Street Culture Hongkongs und schafft so zeitgenössische Mode, die weltweit Anklang findet. Für Mitgründer und CEO Chung W. Cheung ist die Marke jedoch mehr als nur Kleidung – sie verkörpert einen Lifestyle und eine Geschichte, die tief in Tradition und bedeutungsvollen Verbindungen verwurzelt sind.
In einem exklusiven Interview mit FashionUnited erklärte Chung, wie Woodbird Streetwear neu definiert, indem kulturelle Einflüsse integriert werden, ein starkes Gemeinschaftsgefühl gefördert wird und die Marke in neue Lifestyle-Bereiche expandiert.
Von unternehmerischer Vision zur modischen Identität
Chungs Weg in die Modewelt war keineswegs konventionell. Mit einem Hintergrund im Vertrieb und nicht in Design oder Produktion wurde seine Karriere von einer unternehmerischen Denkweise und einem Verständnis für die Marktnachfrage geprägt. „Ich wollte immer etwas aufbauen, etwas schaffen, das über reine Produkte hinausgeht“, erinnert sich Chung. Nachdem er das Potenzial von Woodbird erkannt hatte, sich von einer kleinen Private-Label-Initiative zu einer international anerkannten Streetwear-Marke zu entwickeln, stieg er 2013 in das Unternehmen ein.
Anstatt sich sofort auf Exportmärkte zu stürzen, konzentrierte sich Chung zunächst auf den Aufbau eines soliden Fundaments, indem er sicherstellte, dass das richtige Team, Management und eine funktionierende Lieferkette vorhanden waren, bevor er die Marke skalierte. Die erste internationale Expansion fand 2017 auf dem niederländischen Markt statt, und seitdem ist Woodbird organisch gewachsen und hat in Schlüsselmärkten wie Schweden, Deutschland und Italien an Bedeutung gewonnen. Trotz der aktuellen Herausforderungen im Einzelhandel expandiert die Marke weiter und hat kürzlich mit einem durchdachten strategischen Ansatz in Kanada Fuß fassen können.
Community-Fokus: Der Kern von Woodbird
Während sich viele Modemarken stark auf Produktlinien konzentrieren, dreht sich die Philosophie von Woodbird um Gemeinschaft und Werte. „Menschen vor dem Produkt – das ist unser Mantra“, sagt Chung. Diese Einstellung spiegelt sich in jedem Aspekt des Unternehmens wider, von der Förderung enger Beziehungen zu Einzelhändler:innen bis hin zur direkten Interaktion mit Endverbraucher:innen durch immersive Markenerlebnisse.
Woodbirds jüngste Aktion auf der dänischen Modemesse CIFF, darunter ein vollwertiger Pop-up-Nudelshop, zeugen von dieser Philosophie. „Es geht nicht nur darum, Kleidung zu vertreiben, sondern eine emotionale Verbindung herzustellen“, erklärt Chung. Die zunehmende Betonung des Hongkonger Erbes der Marke – sichtbar durch asiatisch inspirierte Schnitte, Grafiken und sogar die Esskultur – hat die Identität der Marke weiter gestärkt. „Die Dumpling-Grafiken, das Nudelshop-Konzept – das sind keine bloßen Spielereien. Sie sind eine Erweiterung dessen, was wir sind.“ Ein Ansatz, der sich auszahlt. Während viele Modemarken mit der Unterscheidung kämpfen, hat sich Woodbird einen eigenen Platz auf dem Markt geschaffen, indem die Marke ein Erlebnis rund um ihre Kleidung aufbaut.
Über die Messeaktivitäten hinaus hat Woodbird wichtige Schritte unternommen, um das Zugehörigkeitsgefühl seiner Kund:innen und Partner:innen zu fördern. Im Modemekka Paris veranstaltete die Marke ein “Family Dinner”, bei dem Branchenexpert:innen, Kreative und Woodbird-Fans zusammenkamen, um gemeinsam zu essen und sich auszutauschen. Die vielleicht ehrgeizigste Erweiterung des Community-Ansatzes ist der Plan, eine Reihe von Pasta-Restaurants zu eröffnen. „Wir planen, in den nächsten Jahren fünf oder sechs Restaurants zu eröffnen“, verrät Chung. „Für uns soll Woodbird etwas sein, das man tragen, schmecken und erleben kann.“
Kommerzieller Erfolg im Einklang mit kultureller Tiefe
Woodbird lebt von der Balance zwischen Kreativität und kommerzieller Attraktivität. „Wir streben eine Mischung an – 80 Prozent kommerzielle Teile und 20 Prozent ausdrucksstarke Designs, die unsere Geschichte erzählen“, sagt Chung. Das gilt auch für den Einzelhandel, wo die stationären Geschäfte eine Schlüsselrolle bei der Präsentation der Markenästhetik spielen. „Die Haptik, das Gefühl – das macht unsere Stücke aus“, sagt Chung. Der Online-Bereich gewinnt an Zugkraft, unterstützt durch ein verstärktes Marketingteam. Individualität und Authentizität stehen im Mittelpunkt der Philosophie von Woodbird. Zum Engagement der Marke gehört es, kulturelle Trends aufzugreifen und mit gleichgesinnten Kreativen zusammenzuarbeiten. Auch Social Media spielt eine wichtige Rolle. Spezielle Visuals und Kampagnen unterstreichen die Storytelling-Elemente der Marke – sei es durch Kochrezepte, Behind-the-Scenes-Content oder immersive Event-Erlebnisse.
Gezielte Skalierung
Mit starken Standbeinen in Dänemark, Schweden und den Niederlanden hat Woodbird bereits eine solide Präsenz aufgebaut und nimmt nun weitere Schlüsselmärkte ins Visier. „Deutschland ist schwierig, aber wir machen Fortschritte“, sagt Chung. „Italien hingegen reagiert bereits gut auf unseren Ansatz, mit rund 70 Händler:innen, die unsere Kollektionen führen.“ Trotz des schnellen Wachstums bleibt die Marke ihren Grundprinzipien treu. „Es geht nicht darum, um jeden Preis zu expandieren – es geht darum, die Authentizität zu bewahren. Wir haben eine interne Vision: Wir wollen weltweit bekannt sein, aber auf unsere Weise.“