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Mode als Schutzschild: Sind antivirale Ausrüstungen im Kommen?

Von Regina Henkel

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Mode
HeiQ

Im Gesundheitsbereich und im Sport sind antivirale Funktionen schon lange bekannt. In der Mode hielt man sie bisher für überflüssig. Das hat sich seit der Pandemie verändert.

Bereits 2020, ganz zu Beginn der Pandemie, ging ein Bild von Naomi Campbell um die Welt: Das Model wurde in einem weißen Ganzkörperanzug, mit Mundschutz und Gummihandschuhen auf einem Flughafen abgelichtet. Was damals vielleicht übertrieben wirkte, beinhaltet doch eine ganz naheliegende Idee: Kleidung lässt sich als Schutzschild gegen unsichtbare Feinde wie Viren und Bakterien instrumentalisieren. Die Technologien dafür gibt es längst. Regelmäßig zum Einsatz kommen sie in der Berufsbekleidung für den Gesundheitssektor und in Sportkollektionen, wo sie das Wachstum von Bakterien und damit unangenehme Gerüche verhindern.

Neue antivirale Ausrüstungen

Angesichts von Covid-19 wurden diese Technologien in den letzten Monaten weiter verbessert und angepasst. Mehrere Unternehmen aus der Textilchemie haben in einem enormen Tempo neue oder weiterentwickelte antivirale Ausrüstungen auf den Markt gebracht, beispielsweise Polygiene aus Schweden mit der „ViralOff“-Ausrüstung, HeiQ aus der Schweiz mit der „Viroblock“-Technologie, Affix Labs aus Finnland mit „Si-Quat“, Devan aus Belgien mit „Bi-Ome AV“ und Toray aus Japan mit „Makspec V“. Alle Hersteller versprechen von ihren Produkten, dass sie viele verschiedene Viren und Bakterien innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden zuverlässig abtöten können. So ausgerüstete Kleidung schützt also nicht nur ihren Träger vor dem Eindringen schädlicher Keime, die Keime werden durch die Kleidung aktiv eliminiert und macht sie für alle unschädlich.

Mode als Schutzschild

Nach einer ersten Welle von antiviralen Gesichtsmasken, die beispielsweise von Maloja, Mammut oder Burberry herausgebracht wurden, begannen einige Modefirmen, antivirale Produkte in ihre Kollektionen zu integrieren oder gleich ganze Kategorien damit zu behandeln. Nur wenige Wochen nach dem Ausbruch der Pandemie launchte die italienische Denimmarke Diesel die erste antivirale Jeans für die Saison F/S 2021. Diesel verwendete dafür die „ViralOff“-Ausrüstung von Polygiene. In ähnlicher Weise haben sich die Denimmarken DL1961 und Warp + Weft mit HeiQ zusammengetan, um alle künftigen Denim-Modelle mit HeiQ Viroblock antiviral zu behandeln. Gleiches gilt für den Herrenmodeanbieter Monobi Fashion aus Italien, der damit Jacken und Jumpsuits antiviral ausrüstet. Im Oktober 2020 startete in den USA zudem ein Start-up namens BioRomper mit einem einzigen Produkt: einem antimikrobiellen Overall, der die Kontamination von Oberflächen auf Reisen verhindern soll. Auch in der High Fashion gibt es erste Anwender: Designer Phillip Lim präsentierte im November seine antivirale Live Free Kollektion. Sein Ziel: sie soll das Leben der Menschen einfacher machen.

Diesel

Antivirale Kollektionen - ein neuer Trend?

Ob uns diese Ausrüstungen künftig tatsächlich häufiger begegnen werden, ist noch lange nicht entschieden. HeiQ belieferte zu Beginn des Jahres bereits um die 500 Kunden damit. Polygiene meldete im ersten Quartal 2021 einen Umsatzsprung von 141 Prozent, angetrieben durch die anhaltende Nachfrage nach ViralOff. „Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, mit der Bedrohung durch Virusinfektionen zu leben, was bedeutet, dass die Verwendung von Schutzkleidung zu einem Teil unseres täglichen Lebens werden muss“, erklärt Chief Marketing Officer Hoi Kwan Lam von HeiQ. „Diese Tatsache ist auch den Marken nicht verborgen geblieben, die nun in wachsender Zahl auf den Zug aufgesprungen sind und ihre Textilerzeugnisse mit einer antiviralen Schutzausrüstung versehen.“

Gegen ein breites, internationales Roll-out antiviraler Mode sprechen im Moment noch die unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen von Land zu Land. Nicht jedes Produkt ist international zugelassen. Die antivirale Ausrüstung Makspec V von Toray ist bislang beispielsweise nur in Japan zugelassen, soll aber bald auch in internationalen Kollektionen verwendet werden können. „Wir haben positive Reaktionen von japanischen Bekleidungsherstellern erhalten, hauptsächlich für Uniformen, die vom Personal in Krankenhäusern, Hotels, Restaurants und anderen Gastgewerbebetrieben sowie Bildungseinrichtungen getragen werden“, sagt Taira Kurosawa von Toray. „Wir glauben, dass die Verwendung von antiviralen Materialien in Uniformen für das Dienstleistungs- und Gaststättengewerbe in Zukunft zunehmen wird.“

Neue Anwendungsgebiete

Rund 30 Wäschen überstehen die meisten Ausrüstungen, danach verliert sich ihre Wirkung, wenn sie nicht aufgefrischt wird. Damit Konsumenten dies selbst durchführen können, haben Hersteller wie HeiQ und Affix Sprays entwickelt. In dieser Form können sie auch für Modehändler interessant werden: „Studien zeigen, dass Viren bei Raumtemperatur zwei Tage und länger auf der Textiloberfläche aktiv bleiben können“, erklärt Carlo Centonze, Mitgründer und CEO von HeiQ. „Das ist auch der Grund, warum es in einigen Ländern, wie beispielsweise in Großbritannien, mittlerweile vorgeschrieben ist, die Kleidungsstücke nach jeder Anprobe in ‚Quarantäne‘ zu stellen. Auf Wunsch vieler unserer Kunden haben wir HeiQ Viroblock in ein Spray umgewandelt, das sie in ihren Geschäften verwenden können, um die Produkte nach dem Anfassen oder Anprobieren zu ‚reinigen‘.“ Die Sprays haften auf vielen Oberflächen, nicht nur auf Kleidung. Ihre Anwendungsbereiche gehen damit weit über die Bekleidungsbranche hinaus - von der Innenausstattung von Autos bis hin zu Matratzen, Bettwäsche, Gardinen und Tischdecken im Gastgewerbe. Fakt ist: Die Pandemie hat unser Schutzbedürfnis maßgeblich verändert. Der Kampf gegen Viren und Bakterien findet inzwischen auch auf Textilien statt.

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