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Mode im Zeitalter der KI: Vom Design zum Einkaufserlebnis

Von Rachel Douglass

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Mode|Hintergrund
Field Skjellerup, KI-Design - @ai_clothingdaily. Bild: Field Skellerup

In der Welt der sich ständig weiterentwickelnden Metaverse- und Web3-Technologien ist Künstliche Intelligenz (KI) derzeit eine der meistdiskutierten und zugleich rätselhaftesten Formen. Ihre rasante Entwicklung hat Debatten darüber entfacht, was als Kunst oder Design angesehen werden kann.

Was genau ist KI?

KI ist eine Kombination aus Informatik und Daten sowie maschinellem Lernen. Algorithmen erstellen auf der Grundlage der eingegebenen Daten ein System von Vorhersagen und Analysen. Programme, die diese Technologie nutzen, ahmen den menschlichen Verstand nach und können mit der Zeit lernen und Prozesse verbessern.

In der Kunst- und Designbranche kann KI ständige neue Inhalte erzeugen. Der eigentliche Prozess der Erstellung von KI-Bildern ist jedoch auch mit Fehlschlägen verbunden. Bei der Verwendung einer KI-Plattform werden Nutzer:innen aufgefordert, eine Aufgabe zu stellen, die allgemein oder spezifisch sein kann. Während die Maschine lernt und versteht, was von ihr verlangt wird, nähern sich die produzierten Bilder immer mehr dem gewünschten Ergebnis an. Die kleinste Anpassung der Eingabeaufforderung kann die Bilder verändern, und je mehr sie erforscht wird, desto detaillierter wird das fertige Produkt.

Nun werden auch Musik, Kunst, Modedesign und andere kreative Bereiche von KI-Technologien erschlossen. Expert:innen auf diesem Gebiet erforschen derzeit auch, ob KI ohne menschliches Zutun kreativ sein kann.

Das Thema KI nahm vor allem Ende letzten Jahres an Fahrt auf, als Technologien wie ChatGPT, Lensa AI und Midjourney bekannt wurden und eine Debatte über den Einsatz von KI in der Kreativbranche entfachten. Während einige argumentieren, dass die Technologie als eine Form des Kopierens wahrgenommen werden könnte und andere ethische Fragen aufwirft, wie die Förderung der Massenproduktion, sehen andere sie als eine neue Form kreativen Ausdrucks, die Designer:innen und Künstler:innen neue Werkzeuge bietet, um ihre Kreationen weiterzuentwickeln.

Field Skjellerup, KI-Design - @ai_clothingdaily. Bild: Field Skellerup

Eine ähnliche Diskussion wurde kürzlich über NFTs geführt, nachdem der Künstler Mason Rothschild von Hermès verklagt wurde. Die Luxusmarke beschuldigte ihn, ihre Designs zu stehlen, um digitale Assets zu erstellen, mit denen er über eine Million US-Dollar Umsatz gemacht hatte. Letztendlich entschied eine Jury zugunsten der französischen Luxusmarke und stellte fest, dass Rothschild tatsächlich von ihrem Namen profitiert hatte. In den Augen von Expert:innen ist das Urteil ein Präzedenzfall dafür, wie ähnliche Streitfälle zwischen Technologie und Mode in Zukunft gehandhabt werden könnten. Es weist Parallelen zur aktuellen KI-Diskussion auf. Aber könnte die Weiterentwicklung der Technologie der Branche denn nicht auch Vorteile bringen?

KI als kollaborativer Ansatz für Design

Für Kreative hat die Künstliche Intilligenz eine Tür geöffnet, in einer Branche Fuß zu fassen, die bekanntlich hohe Zugangsschwellen hat. Es gibt zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Online-Tools, die fast jedem den Zugang zu dieser Technologie ermöglichen. Diese Produkte werden sowohl von der Öffentlichkeit als auch von einer neuen Generation von Künstler:innen und Designer:innen genutzt, die neu definieren, was es bedeutet, in der heutigen Zeit kreativ zu sein. Field Skjellerup, der KI-Künstler hinter dem Instagram-Account @ai_clothingdaily, macht genau das, was der Name seines Profils sagt – er kreiert täglich KI-Kleidung. Seine Entwürfe sind so realistisch, dass viele Menschen in den Kommentaren darunter fragen, wie man die Stücke bestellen kann. Die Looks reichen von KI-Varainten von Nike-Schuhen, inklusive Verzierungen und komplizierten Stickereien, bis hin zu kompletten Laufsteg-Outfits, die von künstlich geschaffenen Models getragen werden.

Für Skjellerups ist es nicht der erste Ausflug in die Welt der Mode. Er betreibt auch die Forschungsplattform und den Marktplatz Luckynumber8, auf dem er alte und archivierte Kleidungsstücke sammelt und verkauft. Dies steht in engem Zusammenhang mit seiner KI-Arbeit, für die er sich von vergangenen Designer-Laufstegkollektionen sowie von Materialien, mit denen er gerne experimentieren würde, inspirieren lässt. „Die Arbeit mit der KI ist ein sehr kollaborativer Ansatz. Man muss einen Input geben, auf das generative Bild warten und dann entsprechend reagieren", sagte er im Gespräch mit FashionUnited. „Selbst wenn ich eine erste Idee habe, kann das Ergebnis ganz anders aussehen, je nachdem, wie die KI darauf reagiert. Ich mag das Gefühl des Geheimnisvollen, das diese Werkzeuge umgibt.”

Field Skjellerup, KI-Design - @ai_clothingdaily. Bild: Field Skellerup

Der Künstler sieht in der KI ein wichtiges Design-Werkzeug, denn er glaubt, dass die Technologie den Künstlerinnen und Künstlern nicht die Arbeit wegnimmt, sondern ihre kreative Werkzeugkiste erweitert. „Die Fähigkeit, schnell große Gruppen von Bildern zu erzeugen, macht die ersten Konzeptphasen sehr produktiv und treibt unsere eigenen Ideen an, übetr sich hinauszuwachsen", so Skjellerup „Ich würde mir wünschen, dass KI-Designwerkzeuge zur Demokratisierung des Designprozesses beitragen. Dadurch wird die Rolle von Designer:innen und Verbraucher:innen zu einer Einheit. Die Modebranche wird von oben nach unten gesteuert, aber dieses Verwischen der Grenzen könnte zu spannenden neuen Möglichkeiten führen.”

Wo schwächelt die KI-Optimierung?

Die Kritik an diesem Format ist derzeit unvermeidlich, da Personen innerhalb und außerhalb der Branche ihre Meinung, was Design ausmacht, auf den Prüfstand gestellt sehen. Dessen ist sich auch Skjellerup bewusst, aber seine Überzeugung bleibt bestehen. Auf die Frage, was er von den möglichen Missverständnissen rund um das Thema hält, antwortet er „Ich habe gehört, dass die Branche [KI-Designs] als ‚unterstützte Kreativität‘ bezeichnet, und je bedienfreundlicher diese Werkzeuge werden, desto mehr wird dies zur Norm werden. Ich habe das Gefühl, dass die Leute KI-Kreativitätswerkzeuge entweder noch nicht selbst ausprobiert haben und sich ein Urteil bilden wollen oder Angst vor einem möglichen Arbeitsplatzverlust in der Branche haben. Ich denke, das ist eine berechtigte Sorge, aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Verlust von Arbeitsplätzen von Menschen in Machtpositionen abhängt, die Entscheidungen treffen, nicht von den Werkzeugen selbst.”

Yoon Kyung Lee, Professorin an der Pusan National University in Korea, untersuchte in ihrer Studie "Thinking Skills and Creativity" dieses Zögern in Bezug auf den Stellenwert von KI im Design und die praktische Anwendbarkeit von KI im kreativen Designprozess. Für ihre Studie begann Lee, mit Hilfe von KI-Software Textildesigns zu erstellen und verglich die Modelle mit den Arbeiten von Designstudent:innen. Sie stellte fest, dass die Entwürfe von beiden ähnlich waren, aber bei den von Menschen gemachten Entwürfen war eine deutliche Einzigartigkeit und Originalität zu erkennen, die oft von den Erfahrungen der Person herrührte.

Lee merkte an, dass der Einsatz von KI bei sich wiederholenden Aufgaben die Effizienz verbessern könnte, während der Prozess selbst ein gutes Lernwerkzeug für diejenigen sein kann, denen es an Fachwissen in der Branche fehlt. Die Professorin schlug vor, dass die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI daher in einigen Fällen effektiv ist, vor allem bei Arbeiten, die nicht nur visuelle Aspekte, sondern auch mehrere Disziplinen betreffen. „In Zukunft wird jeder mit Hilfe von KI-Modellen Schöpfer:in oder Designer:in sein können", so Lee über ihren Bericht. „Bislang können nur Modedesigner:innen Kleidung entwerfen und präsentieren. Aber in Zukunft wird es für alle möglich sein, Kleidung zu entwerfen und ihre Kreativität unter Beweis zu stellen.“

Field Skjellerup, KI-Design - @ai_clothingdaily. Bild: Field Skellerup

Personalisierung des Einkaufserlebnisses

Lee stellte außerdem fest, dass es nicht nur das Bekleidungsdesign sein wird, bei dem KI eine Rolle spielt. Einzelhändler:innen setzen die Technologie zunehmend in ihren E-Commerce- und Online-Marketing-Strategien ein, um das Einkaufserlebnis zu verbessern und möglicherweise nachhaltigere Produktionsprozesse zu gewährleisten. Besonders beliebt ist die Technologie bei der Weiterentwicklung des E-Commerce. Sie wird häufig auf Websites eingesetzt, um genauere Produktempfehlungen zu geben und Daten zu sammeln, um die Suche und den Einkaufsprozess effizienter zu machen.

Es gibt immer mehr Unternehmen, die diese Technologie nutzen, um dem Einzelhandel Lösungen anzubieten, die das Einkaufserlebnis verbessern. Eines dieser Unternehmen ist Perfect Corp., ein Technologieunternehmen, das KI-gestützte Anproben für E-Commerce-Unternehmen anbietet, mit denen Verbraucher:innen Produkte bequem von zu Hause aus anprobieren können. Die Funktion ermöglicht eine schnelle Analyse, die den Kund:innen dann auf sie zugeschnittene Produktempfehlungen anbieten kann, die effizient auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. So wird das Vertrauen in den Kauf erhöht.

„Modemarken können ihrer Kundschaft ein personalisiertes Einkaufserlebnis bieten, das die Zufriedenheit der Kund:innen steigert und gleichzeitig die Zahl der Produktrücksendungen verringert", erklärte Alice Chang, CEO und Gründerin von Perfect Corp. im Gespräch mit FashionUnited. „Diese Lösungen ermöglichen auch einen nachhaltigeren Geschäftsbetrieb und erlauben es den Marken, ihre ESG-Ziele zu erreichen, indem sie die überflüssigen Abfälle und Emissionen, die beim Sampling und der Rückgabe von Produkten entstehen, reduzieren.“

Nach Ansicht von Chang ist die Implementierung solcher Technologien auch entscheidend, um für die Kundschaft von heute relevant zu bleiben, die sich bei ihren Kaufentscheidungen zunehmend auf personalisierte, digitale Tools verlässt. „Die Entwicklung der KI hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt und ermöglicht es Marken, ihre Einkaufserlebnisse zu verändern und gleichzeitig den Umsatz, das Engagement und die Kundenbindung zu verbessern. Die Einkaufsgewohnheiten der Verbraucherinnen und Verbraucher ändern sich, und das über verschiedene Kanäle und Einzelhandelsflächen hinweg. In Zukunft wird KI in allen Branchen eine immer größere Rolle spielen, da sie den Verbraucher:innen ein personalisiertes, interaktives Einkaufen ermöglicht.“

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Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.com veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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