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Mode und Politik mischen: eine gute Idee?

Von FashionUnited

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Mode |HINTERGRUND

Gerade in den letzten Wochen konnte man immer häufiger feststellen, dass sich Mode und Politik miteinander vermischten. Insbesondere die New Yorker Designer setzten auf der New York Fashion Week politische Statements. Von der pinken Mütze, die für Planned Parenthood steht, über Anstecker und T-Shirts mit Slogans wurden die Laufstege mit politischer Ideologie geradezu überschwemmt. Schon oft wurde der Laufsteg für politische Statements genutzt, aber gerade jetzt erhält die Frage neue Relevanz: Ist es gut, Mode und Politik zu mischen?

Politisches Engagement: Der neueste Modetrend?

Darüber gehen die Meinungen in der Branche auseinander. Die einen sind sehr offen, was politische Statements angeht, andere hüllen sich lieber in Schweigen. Die Amtseinführung Donald Trumps gab den Anlass, in der Branche die Frage zu stellen: Wer wird die First Lady einkleiden? Viele Designer nahmen Abstand von der politischen Gesinnung Donald Trumps und weigerten sich, Kleidung für seine Gattin Melania zur Verfügung zu stellen. Die französische Designerin Sophie Theallet schreib einen offenen Brief, in dem sie ihre Position bekanntmachte: “Als jemand, der sich für Diversity einsetzt, individuelle Freiheit und den Respekt vor allen Lifestyles zelebriert, werde ich auf keine Weise für die Garderobe der First Lady bereitstehen. Die Rhetorik von Rassismus, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit, die ihr Ehemann in seinem Wahlkampf angeschlagen hat, ist mit den Werten, nach denen wir leben, unvereinbar.“ Humberto Leon von Kenzo, Marc Jacobs und Zac Posen stellten sich ebenfalls auf die Seite von Theallet.

Auch auf den Laufstegen fanden sich politische Referenzen: Die Designer des Labels Public School, Dao-Yi Chow und Maxwell Osborne, sandten ihre Models mit roten Kappen und Sweatern mit dem Slogan Make America New York auf den Laufsteg und spielten dabei auf die Multikulturalität du liberale Grundstimmung der Stadt an. Designer Christian Siriano zeigte ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift People are people. Das Modelabel LRS setzte ein Statement, indem es den Slogan: No ban! No wall! auf Unterhosen druckte.

Raf Simons entschied sich für eine subtilere Form des Kommentars. Bei der Show seines gleichnamigen Labels zeigte er eine Punk-inspirierte Kollektion. “In den 70ern war Punk eine Reaktion auf das, was in der Gesellschaft vor sich ging,” erklärte Simons der Washington Times. “Es ging darum, dass die jüngere Generation sich eine eigene Kleiderordnung schuf, aber vor allem ging es um politischen Protest.” Auch bei The Row gab es unterschwellige politische Statements: Die Zwillinge Ashley und Mary-Kate Olsen präsentierten strahlen weiße Oversize-Shirts mit den Worten hope und freedom aufgestickt.

Dass Politik in der Mode nichts zu suchen hat, widerlegte kürzlich Diesel. Am Valentinstag lancierte die italienischen Marke ihre Kampagne mit dem Slogan “Make Love Not Walls“. “Bei Diesel beziehen wir klar Position. Wir möchten unsere Stimme dazu nutzen, Gutes, Liebe und Zusammenhalt zu propagieren. Das ist entscheidend für die Art von Gesellschaft, in der wir alle leben wollen“, so Artistic Director Nicola Formichetti.

Lagerfeld: “Mode ist Mode, nicht Politik”

Das Zusammenspiel von Mode und Politik ist nicht so weit hergeholt, wie es vielleicht scheinen mag. Manche sehen Mode als eine Kunstform. Über die Jahrhunderte wurden Künstler immer von dem inspiriert, was um sie herum geschah. Von Protestsongs bis hin zu politisch geladenen Gemälden—Kunst hat auch die Aufgabe, die Gesellschaft zu reflektieren.

Heutzutage sind Designer aber nicht nur Künstler, sondern auch Geschäftsmänner und-frauen. „Mode ist Mode, nicht Politik“, sagte Karl Lagerfeld gegenüber dem The Wall Street Journal. „Angela Merkels Gefühl für Mode ist vielleicht schrecklich, aber sie arbeitet ja auch nicht in der Mode, oder?“ Andersherum verhält es sich ebenso. Modedesigner bleiben Designer, bleiben Designer. Sie sind keine Aktivisten und schon gar keine Politiker.

Wie dem auch sei: Das bedeutet nicht, dass sich Modedesigner komplett von der politischen Bühne verabschieden müssen. Aber wenn es die verkaufszahlen der Company, für die sie arbeiten negativ beeinflusst, dann sollten sie es vielleicht besser sein lassen. Christopher Bailey, Vivienne Westwood und Christopher Kane taten ihre Meinung über den Brexit kund, auch wenn ihre Sorge vielleicht eher finanzieller denn politischer Natur war „All diese wunderbaren Näherinnen aus Italien, von überall aus Europa, die schon lange für uns arbeiten... was würde es kosten, für sie Visa zu organisieren?“, fragte Kane in einem Interview der New York Times. Unter diesem Blickwinkel hat wohl auch das wachsende Angebot an muslimischer Mode wahrscheinlich mehr mit cleveren Marktentscheidungen, als mit einer Geste der Inklusion zu tun. So schätzte eine Studie des Dinar Standard den Markt an muslimischen Modekonsumenten im Jahr 2014 auf 230 Milliarden Dollar. Dieser Wert soll bis 2020 auf 327 Milliarden Dollar anwachsen.

Ein Beweis dafür, dass Mode und Politik zwar gemischt werden können, aber das Resultat nicht immer ernst genommen werden sollte, zeigte die Chanel-Show im Jahr 2015, bei der Karl Lagerfeld einen feministischen Protestmarsch inszenierte. „Meine Mutter war eine wahre Feministin“, erzählte er Fashionista. „Ich genieße es, Feminismus auf eine leichtherzige Art und Weise zu zeigen, nicht zu schwerfällig oder pushy.“ Die Medien feierten ihn damals für seine positive Message. 2017 sieht Lagerfeld die Mischung von politische Aussage und Mode als schwierig an. Wie sagte er einst: . „Es tut mir Leid. Was ich sage ist nur gültig, wenn ich es gerade sage.“ .

Fotos: Dior, Facebook, Diesel store by FashionUnited

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