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Modestandort Düsseldorf: Geschäft vs. Glamour

Von Barbara Russ

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Mode

Bei einer Talkrunde zum Thema Modestandort Düsseldorf sprachen gestern Abend im NRW Forum Klaus Brinkmann, Vorstand Fashion Net; Uwe Kerkmann, Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt; Andrea Greuner, Chefredakteurin bei TM Textilmitteilungen; Roland Schweins, Geschäftsführer Styleranking und Marion Strehlow, Modedesignerin, anlässlich der Start-Up Woche darüber, wie Düsseldorf als Modestandort aufgestellt ist und wie die Branche dem Standort weiter helfen kann.

Stärken und Schwächen des Standortes

Klaus Brinkmann, der mit seiner Bugatti Holding Brinkmann GmbH und Co. KG über langjährige Erfahrung im Modehandel verfügt, gab seinen Einstieg zur Situation des Handels und des Standortes Düsseldorf: „Es ist festzustellen, dass die deutsche Modeindustrie und der deutsche Modehandel vor einem Strukturwandel steht. Die Beschaffungsmärkte müssen mit einem sehr starken Dollar leben, also kosten die Kleindungsstücke mehr. Die Preise müssten darum eigentlich erhöht werden, aber der Handel kann es sich nicht leisten, weil Mode aktuell noch einmal günstiger wird und die Kunden nicht mehr den vollen Preis zahlen wollen. Gerade in solch einer Situation der Strukturveränderung, brauchen wir berechenbare Plattformen. Da zählt noch immer das Face-to-Face-Gespräch. Das schätzen wir an Düsseldorf: Düsseldorf ist wieder berechenbar, und die Branche will das. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, Düsseldorf national und international interessant zu halten.“

Andrea Greuner war der Ansicht, dass die Akteure am Standort derzeit weiter zusammenwachsen. „Das hat sich während der letzten Modemesse gezeigt. Gemeinsam mit der Stadt, dem Fashion Net, Platform Fashion, der Igedo, die Modeschulen, die anderen Messen und der Start-Up Plattform Fashion Sparkle sind wir schon gut aufgestellt. Es ist auch schön zu beobachten, dass sich die Stadt und das Stadtmarketing hier stark engagieren. Ich sehe da aber noch weiteres Potential. Die Modemesse findet ja streng genommen bereits in Meerbusch statt, auch Neusser Unternehmen wie Euromoda und Imotex sind weitere starke Partner.“

Kritik an der starken Handelsfokussierung Düsseldorfs übte Designerin Marion Strehlow. Es müsse mehr für den Nachwuchs getan werden, fand sie. „Düsseldorf fehlen die Modemacher.“ Platform Fashion sei ein wichtiges Sprachrohr nach außen und ein Schritt in die richtige Richtung. Man werde außerhalb Düsseldorfs erstmals anders wahrgenommen. Beifall erntetet sie für ihre Aussage, dass Düsseldorf sich auf das 'Kerngeschäft' konzentrieren sollte: „Wenn wir gute Mode machen, dann kommt der Glamour von ganz allein.“

Zahlengestützt konnte Uwe Kerkmann für den Standort Düsseldorf die Werbetrommel rühren: „Die Branche will Düsseldorf und Düssedorf will die Mode. Düsseldorf steht umsatztechnisch sehr gut da: die Stadt nimmt mit dem B2B-Modegeschäft etwa doppelt so viel ein wie München und Berlin zusammen. Die Zahlen sprechen also eine deutliche Sprache. Laut unserer Erhebungen macht der Mode- und Beautybereich hier 18 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Da muss es auch möglich sein, das sich diese Akteure gemeinsam für den Standort stark machen und sich an solchen Aktivitäten wie dem Fashion Net beteiligen. Ich stimme Frau Strehlow zu: Wir dürfen den Teil des Modemachens sicherlich stärker in den Fokus nehmen. Da denke ich, aus diesen Umsätzen kann ein wenig Geld hängen bleiben für Nachwuchsförderung. Das kann nicht alleine Aufgabe der Stadt und des Steuerzahlers sein“

Die Stimme der Digitalisierung bildete Roland Schweins: „Düsseldorf als Standort muss sich mit Online beschäftigen, wenn es nicht abgehängt werden will“, war seine zentrale These. Als Influencer-Marketer sah er auch ganz klar eine Abwanderung von Bloggern und jungen Influencern nach Berlin und Hamburg, auch wenn die Kunden in Düsseldorf säßen. Auf die Frage, warum dies so sei, antwortete er: „Der Glamour-Faktor. Da ist mehr los.“

Der Glamour-Faktor

Den Glamour nach Düsseldorf zu bringen, könne aber nicht durch gekaufte Promis erreicht werden, fand Uwe Kerkmann. „Glamour ist sehr teuer, wenn man ihn kaufen muss.“ Die Vogue Fashion's Night Out sei ein Beispiel für ein gelungenes glamouröses Event in Düsseldorf, das auch Vogue Chefredeakteurin Christiane Arp begeistere. Man habe in der Vergangenheit schon einiges versucht: „Wir haben schon großartige Veranstaltungen gemacht, unter anderem mit Patricia Field. Das war aber lausig besucht und hat nicht eine einzige Schlagzeile gebracht. Auch deshalb gebe ich Marion Strehlow recht. Wir müssen unsere Designer stärken und das Image von Düsseldorf verbessern, damit sich auch junge Menschen mit der Stadt identifizieren können und nicht in andere Städte abwandern. Wir können auch cool.“

Den Abschluss fand Klaus Brinkmann mit seinem Plädoyer für den gut gehenden Handelsstandort Düsseldorf. „Wir sind nicht Modestandort für zwei mal zwei Wochen im Jahr. Den Touch des Glamours in dieser Stadt können wir durch gute Events erreichen. Aber: Wir sprechen hier vom Modebusiness. Unsere Hauptaufgabe sollte sein, den Handelsstandort Düsseldorf zu stärken. Es gibt keinen vergleichbaren Standort, an dem fast alle Marken dieser Welt ständig, 365 Tage im Jahr, ihre Kollektionen ausstellen.“ Und auch Uwe Kerkmann stimmte ihm zu: „Wir blicken von einem relativ hohen Niveau weiter nach oben.“

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