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Mykke Hofmann - Nächster Halt: Weltherrschaft

Von Barbara Russ

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Mode|INTERVIEW

„Laidback elegance. Cleane Silhouetten, die subtil die Weiblichkeit betonen“, so beschreiben Sedina Halilovic und Jelena Hofmann den Stil ihres Labels Mykke Hofmann. Den Namen haben Sie noch nie gehört? Kein Wunder. Bis Anfang des Jahres hieß das Label aus München noch holyGhost. Mit seinen reduzierten und geradlinigen Entwürfen, die durch starke Farben oder Details überzeugen, ergeben die Kleider und Blusen von Mykke Hofmann einen ähnlich interessanten Stilmix, wie der neue Name suggeriert. FashionUnited sprach mit den beiden Gründerinnen über den neuen Namen, ihre neue Produktionsstätte in Serbien und die Internationalisierungspläne des Labels.

FashionUnited: Wie kam es zu dem Namenswechsel?

Jelena: Wir befinden uns mit Holy Ghost seit einigen Jahren in einem Rechtsstreit. Damit gehen wir auch ganz offen um, wir wurden von einem anderen Unternehmen bezüglich der Namensrechte verklagt. Dieser Prozess läuft auch noch, aber wir haben uns Anfang des Jahres entschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wir wollten in die Marke investieren und die Internationalisierung angehen. Das wollten wir nicht mit einer Marke tun, die wir Gefahr laufen, zu verlieren. Außerdem fühlt es sich zu diesem Zeitpunkt einfach richtig an, unser Markenimage neu zu positionieren.

FashionUnited: Der neue Name ist bestimmt auch besser googlebar, oder?

Jelena: Ja, das stimmt wahrscheinlich (lacht). Wir haben definitiv ein positives Feedback auf den Namenswechsel und andere Veränderungen, die wir zeitgleich implementiert haben, bekommen. Kurzum, es war eine gute Entscheidung.

FashionUnited: Worin bestanden diese anderen Veränderungen?

Jelena: Das Label ist noch ein wenig fokussierter geworden, etwas geradliniger. Wir haben den Moment ergriffen, einen Namen zu wählen, der einen stärkeren Bezug zu uns hat. Wir haben das symbolische und mythische des alten Namens gegen einen persönlicheren Bezug getauscht.

Sedina: Auch intern hat sich einiges geändert. Wir haben das Team erweitert und in neue Bereiche investiert. Der Look ist spitzer und fokussierter geworden. Außerdem haben wir jetzt eine Pre- und eine Mainkollektion, also vier Kollektionen pro Jahr.

Jelena: Mit den neuen Kolleginnen im Design, Marketing, Art Direction und Kommunikation ist noch einmal neuer Input dazu gekommen, was die Bildsprache und die Kommunikation nach außen angeht. Die haben da alle wahnsinnig gute Arbeit geleistet, damit wir uns auf neue Themen konzentrieren können.

FashionUnited: Das klingt, als wärt Ihr ein reines Frauenunternehmen?

Jelena: Mittlerweile ja. Wir hatten einen Mann im Team, Assad, der in Teilzeit als Schneider bei uns tätig war. Leider muss er nun aber wahrscheinlich das Land wieder verlassen, er ist afghanischer Flüchtling. Wir kämpfen derzeit dafür, dass er bleiben darf. Ansonsten sind wir nur Frauen.

FashionUnited: Ihr habt mir von Eurer neuen Fabrik in Serbien erzählt: Wie geht es dort voran?

Jelena: Sedina und ich haben die Chance bekommen, in Serbien eine Produktionsstätte zu übernehmen. Die Möglichkeit bot sich durch einen Bekannten, mit dem wir bereits zusammengearbeitet hatten und wir konnten das Angebot quasi nicht ausschlagen. Wir fanden die Idee, Produktion und Produkt in der eigenen Hand zu haben und Arbeitsplätze in unserer Heimat zu schaffen, sehr spannend. Als junges Label ist es sehr schwer, von Produzenten ernst genommen zu werden. Die Qualitätssicherung wird damit hoffentlich auch einfacher. Die Produktionsstätte ist seit sieben Wochen in Betrieb und produziert in erster Linie für uns, wir sind aber noch dabei, das Team aufzubauen und zu stabilisieren.

Sedina: Der Plan ist, dass wir in Zukunft dort nicht nur unsere eigene Kollektion produzieren werden, sondern auch anderen kleinen Labels die Möglichkeit dazu bieten können.

FashionUnited: Was bietet Serbien als Produktionsland?

Jelena: Die Kommunikation ist für uns sehr einfach. Wir verstehen die Sprache und die Mentalität. Außerdem verfügen wir dort über ein gutes Netzwerk, weil ich aus Belgrad komme und Sedina aus Bosnien. Was Serbien als Produktionsland spannend macht, ist die Tatsache, dass das Land noch außerhalb der EU liegt - dadurch ist es noch recht günstig und es ist trotzdem nah. Es gibt gute Zollabkommen mit der EU - andere Drittländer, wie die Türkei oder Asien sind da viel komplizierter.

Sedina: Es bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Das Fachpersonal ist gut ausgebildet und wir können den Angestellten dort als deutsches Unternehmen etwas mehr zahlen, als die lokalen Arbeitgeber. Wir kennen sie mit Namen und können nachkontrollieren, woher die Sachen kommen und wer sie gefertigt hat. So können wir voll hinter dem Produkt stehen. Dazu kommt natürlich auch noch die etwas romantische Idee, dem eigenen Heimatland etwas zurückzugeben und dort Arbeitsplätze zu fairen Arbeitsbedingungen zu schaffen.

FashionUnited: Wo verkauft ihr Eure Kollektionen bisher?

Jelena: Bisher haben wir vornehmlich auf dem deutschsprachigen Markt verkauft, also Deutschland, Österreich, Schweiz. Generell funktioniert unsere Kollektion bei kleineren Concept-Stores und inhabergeführten Boutiquen besser, weil die deutschen Kundinnen im Contemporary Segment doch noch etwas mehr Beratungsbedarf haben. Gerade entwickelt sich das Label aber sehr stark weiter. Wir wollen zukünftig unsere Handelspartner noch spitzer auswählen. Seit letzter Woche verkaufen wir in Deutschland die Pre-Fall 2018/19-Kollektion.

FashionUnited: Und international?

Jelena: Im internationalen Bereich merken wir, dass die Märkte Skandinavien, UK, Italien und in Asien Korea und China gut auf unser Produkt reagieren. Das ist aktuell noch Zukunftsmusik, wir arbeiten gerade daran, uns dort mit Hilfe von internationalen Agenturen gut aufzustellen. Wir sind gerade in Verhandlungen und holen Angebote ein.

FashionUnited: Wie geht es weiter mit Mykke Hofmann?

Sedina: Weltherrschaft! (lacht)

Jelena: Ja, genau (lacht) Nein, ernsthaft. Zum einen haben wir unser Produktportfolio noch ein bisschen erweitert. Neben den vier Kollektionen soll ab 2018 eine Basic-Linie, eine All-year-long oder Never-out-of-stock-Kollektion, egal wie man es nennen will, auf den Markt kommen. Der Fokus auf die internationalen Märkte ist unsere nächste große Hürde, die wir meistern wollen. Wir wollen letzten Endes das Produkt dorthin bringen, wo es hingehört und strategische, langfristige Partnerschaften aufbauen.

FashionUnited: Eines Eurer Shirts aus der neuen Kollektion trägt den Schriftzug ‚Listen to your mother‘ - wann hättet Ihr auf Eure Mütter hören sollen?

Sedina und Jelena lachen.

Jelena: Schöne Frage. Wir sind ja auch selbst Mütter und wollen, dass unsere Söhne auf uns hören. Familie, Zusammenhalt, Loyalität und Respekt sind Werte, die wir als wichtig empfinden. Wenn man selbst Mutter ist, fängt man auch an, die eigene Mutter anders zu betrachten. Ich hätte sicherlich sowohl im Privaten, als auch im Geschäftlichen öfter auf meine Mutter hören sollen.

Sedina: Meine Mutter hat oft zu mir gesagt: Eines Tages wirst du dir wünschen, du hättest auf mich gehört. Mama ist dein bester Freund. Deswegen sollte man eigentlich immer auf seine Mutter hören. Aber manchmal muss man auch den Mut haben, nicht auf seine Mutter zu hören. Wer weiß, ob wir sonst das Label gegründet hätten.

Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von Mykke Hofmann. Bild 1: Campaignimage SS18; Bild 2: Sedina Halilovic und Jelena Hofmann; Bild 3 & 4: Fabrikimpressionen; Bild 5: Campaignimage SS18

holyGhost
Mykke Hofmann