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Nachhaltige Umstandsmode von Emilia George: “Wir wollten Umstandsmode cool machen”

Von Simone Preuss

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Mode |INTERVIEW

Angenommen, es ist Hochsommer, und im Kleiderschrank befinden sich nur Kleidungsstücke aus Polyester oder anderen Synthetikfasern, keine natürlichen, atmungsaktiven Materialien. Trotzdem muss man sich jeden Tag fürs Büro kleiden. Schon bald juckt die Haut, ist gerötet und gereizt und man selbst ist es auch, was die Zusammenarbeit zum Alptraum macht. So weit, so schlecht. Angenommen, man ist zudem auch noch schwanger, die Körpertemperatur von Natur aus etwas höher und die Haut etwas empfindlicher. Ein Alptraum? Auf jeden Fall. So schlimm, dass die Unternehmerin Elle Wang beschloss, Emilia George zu gründen, die allererste zu 100 Prozent nachhaltige Linie für Umstands- und Stillkleidung aus den USA.

Zur Zeit der Gründung war Wang selbst schwanger und hatte genug von sieben Monaten heißem, juckendem Elend. Sie hatte auch mit vielen anderen werdenden Müttern gesprochen, und alle waren sich einig, dass Schwangerschaftskleidung etwas ist, mit dem man "durch ist und zurecht kommt" und dann nie wieder zurückblickt. Da die Schwangerschaft eine relativ kurze Zeit im Leben einer Frau ist, sind Frauen oft nicht bereit, in eine neue Garderobe zu investieren. Doch hier ist Wang anderer Meinung.

Schwangerschaft sollte gefeiert, nicht vergessen werden

"Die Schwangerschaft ist eine ganz besondere Zeit im Leben einer Frau und für viele eine einmalige Erfahrung in ihrem Leben. Dennoch fühlen Frauen sich nicht schön, wenn sie sich doch verwöhnen und in gute, bequeme Kleidung investieren sollten, die sie selbst und ihre Haut nicht reizbar macht. Man sollte eine Schwangerschaft wirklich feiern. Deshalb machen die Leute schöne Fotos; sie wollen sich an diese Zeit erinnern und nicht die alten Hemden ihres Mannes tragen", sagt sie. So wurde Emilia George geboren (George ist der Name ihres Sohnes und Emilia ist ein Mädchenname, den sie sehr mag).

Von Anfang an war sich Wang sicher, dass sie bei der Qualität der Materialien keine Kompromisse eingehen wollte. Heute verwendet das Label in seinen Kollektionen drei umweltfreundliche Stoffe: Bambus, Cupro und Tencel-Luxe. Während Bambus von Natur aus kühlend und atmungsaktiv ist, handelt es sich bei Cupro um ein Baumwoll-Nebenprodukt, das eine beliebte Alternative zu Seide ist, da es weich ist und einen dezenten Glanz aufweist, und Tencel-Luxe ist eine umweltfreundliche Faser, die aus der Zellulose von Eukalyptusbäumen gewonnen wird.

Angesichts dieser hochwertigen und damit teuren Stoffe sowie der geringen Mengenanforderungen von Emilia George schien der Gedanke, ein kommerzielles Label gründen zu wollen, fast unmöglich. Doch Wang blieb hartnäckig und überzeugte die Menschen mit ihrer Vision, Entschlossenheit und der Qualität ihrer Produkte.

Produktion hochwertiger Umstandsmode in kleinen Mengen schien unmöglich

Anfänglich ließ Wang ganz in der Nähe ihrer Wohnung in Manhattan produzieren, direkt im Garment District, in einem kleinen Boutique-Laden, der ihre Stücke nähte. Obwohl bequem und kostengünstig in Bezug auf den Transport, war die langfristige Produktion in New York weder nachhaltig noch erschwinglich. Deshalb streckte Wang ihre Fühler auch nach China aus, ihrem Heimatland. "Es gibt so viele Wege, wie man ein Ziel erreichen kann - zum Beispiel in den USA zu produzieren oder die Lieferkette zu erforschen", erklärt sie.

Schon bald traf sie auf der Texworld in New York eine chinesische Firma, die ihr zusagte, aber sie wollte nicht mit ihr zusammenarbeiten. “Ich habe kein Büro und keine Website - werden Sie mir helfen?", fragte Wang. Die Antwort war ‘nein’: "Wir arbeiten nur mit hochwertigen Damenmodemarken", hieß es. Aber Wang blieb in Kontakt, schickte Presseberichte über ihre Marke, als sie an Fahrt gewann und wuchs, und überzeugte die Firma schließlich, einen Probelauf mit ihr zu starten.

Dann flog Wang selbst nach China, um die Fabriken in Augenschein zu nehmen - glücklicherweise noch vor dem weltweiten Lockdown - und jetzt kommt bald die erste Sommerkollektion heraus, die in China hergestellt wurde. "Für die Fabriken, die ich mir schließlich in China ausgesucht habe, habe ich meine Hausaufgaben gemacht und geschaut, mit welchen Marken sie zusammenarbeiten. Man muss die Menschen in den Fabriken treffen", rät sie und fügt hinzu, dass sie jeden Tag mit ihren Produktionskontakten spricht, normalerweise, sobald ihr 13 Monate alter Sohn eingeschlafen ist.

Die sorgfältige Lieferantenauswahl zahlt sich in Krisenzeiten aus

Diese sorgfältige Auswahl und Investition in Kontakte zahlt sich gerade jetzt in Zeiten der Covid-19-Krise aus, denn die Geschäftsbeziehung hat sich organisch entwickelt und Wang kennt die Situation vor Ort. "Menschliche Interaktion ist wichtig, ebenso eine Verbindung und Vertrauen aufzubauen", bestätigt Wang. Außerdem hat sie ihre Mutter als Ansprechpartnerin vor Ort. Die inzwischen im Ruhestand befindliche Veteranin mit 15 Jahren Erfahrung in der Textilbranche besuchte kürzlich die Fabriken, um sich über die Situation vor Ort zu informieren und die Qualität anhand von Mustern zu prüfen. Das allein spart schon wertvolle Zeit, da die Muster nicht hin und her geschickt und dann angenommen werden müssen.

"Wir sind ein Mutter-Tochter-Team, wobei meine Mutter den größten Teil der Produktion und des Betriebs leitet, während ich hier bin, um mit den Frauen über meine eigenen Erfahrungen in Kontakt zu treten und die Geschichte von Emilia George zu erzählen", erklärt Wang.

Heute ist jedes Kleidungsstück von Emilia George zu 100 Prozent nachhaltig und recycelt, in kleinen Mengen produziert und fast alle sind Öko-Tex-zertifiziert, was sie sicher für das Stillen von Babys und Kleinkindern macht. Alle Emilia George-Stücke sind zudem durchdacht konstruiert und verfügen über diskrete Eingriffe für einen leichten Stillzugang. Die dauerhaft klassischen Designs eignen sich perfekt für jede Gelegenheit während der Schwangerschaft und der gesamten Mutterschaft.

Wang denkt aber auch an ihre Kundinnen in der aktuellen Coronavirus-Situation und an die Tatsache, dass das Tragen von Masken noch eine Weile zum Alltag gehören wird. Ein Stück Stoff, das direkt am Gesicht getragen wird, sollte aus bestem Material bestehen und atmungsaktiv und dennoch wirksam sein. Deshalb fragte Wang bei ihrem Lieferanten nach, der ihr beliebtes Irene-Kleid herstellt, das zu 100 Prozent aus Cupro besteht. Dieser bestätigte, dass es genug Reststücke gibt, um nachhaltige Gesichtsmasken herzustellen, und genau das tut die Fabrik derzeit. Die Resonanz war so gut, dass Wang inzwischen sogar mit Regierungsbehörden zusammenarbeitet, um bei der Massenproduktion zu helfen. Emilia George-Kundinnen bekommen derweil zu jedem gekauften Artikel eine Maske geschenkt.

"Das ist das Schöne an meinem Label, die Mission, schöne Kleidung zu schaffen", sagt Wang. "Ich startete aus der Verbraucherperspektive heraus. Ich bin Mitglied vieler Müttergruppen und liebe es, mich mit anderen Müttern auszutauschen; das ist genau die Art von Botschaft und positive Haltung, die ich verbreiten möchte. Dadurch hatte ich eine andere Herangehensweise, ich wollte Umstandsmode cool machen", sagt die vielbeschäftigte Unternehmerin, die sich selbst als Draufgängerin beschreibt.

Umstandsmode ist cool geworden - sogar für Nicht-Schwangere

Dass sie dieses Ziel erreicht hat, zeigt die Tatsache, dass die Hälfte ihrer Kundinnen Frauen sind, die nicht schwanger sind und dies auch in naher Zukunft nicht planen. Ihnen gefällt die Qualität und das Design der eleganten und dennoch praktischen Stücke, so dass sie sich perfekt fürs Büro und formelle Anlässe eignen. Auf die Frage nach einer typischen Kundin von Emilia George - falls es sie gibt - antwortete Wang, dass die Frauen, die ihre Kleidung kaufen, sie länger tragen wollen und generell weniger kaufen. Stattdessen investieren sie in langlebige Stücke.

Für die Zukunft hofft Wang, bessere nachhaltige Alternativen zu den derzeit teuren Stoffen und hohen Produktionskosten anbieten zu können. Während die USA für eine Weile der stärkste Markt bleiben werden, ist das Interesse aus Europa, insbesondere aus den skandinavischen Ländern und Großbritannien, groß. Langfristig plant Emilia George auch, auf den chinesischen Markt zu treten, behält aber im Hinterkopf, dass es sich um einen ganz anderen Markt handelt, der einen bestimmten Ansatz erfordert. Dennoch gibt es sicherlich auch dort eine neue Generation von Müttern, die sich stilvoller kleiden wollen.

Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Emilia George

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