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Neu ausgemessen: Der deutsche Plus-Size-Mann

Von Regina Henkel

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Die Deutschen werden immer dicker und passen zunehmend nicht mehr in die Standard-Konfektionsgrößen der Industrie. Das ist nicht nur ärgerlich für die Konsumenten, auch die Industrie stellt das vor ein schwieriges Problem, denn die Standardmaße lassen sich nicht auf große Größen hochrechnen, dafür sind die individuellen Körperformen im Bereich Plus-Size zu verschieden. Sie müssen komplett neu ermittelt werden. Deshalb haben die Hohenstein Institute im Rahmen des Forschungsprojekts „Große Größen Männer“ die speziellen Körperausprägungen und thermophysiologischen Voraussetzungen von Männern mit Umfangsmaßen und Volumen oberhalb gängiger Konfektionsgrößen analysiert. Entwickelt haben die Wissenschaftler neue Größentabellen für große Größen, definierte Körpertypen, optimierte Grundschnitte sowie bekleidungsphysiologische Erkenntnisse. Diese sollen die Bekleidungsindustrie künftig bei der zielgruppengerechten Produktentwicklung unterstützen.

Körperdaten zur Entwicklung von Bekleidung in großen Größen fehlen

Die Nachfrage nach Plus-Size-Mode im Handel steigt. Die Anteile großer Männerbekleidung im Markt haben deutlich zugenommen. Das zeigte ein Ergebnisvergleich der HAKA-Reihenmessung 1980 mit SizeGermany 2009, die beide von den Hohenstein Instituten durchgeführt wurden. Die Bekleidungsindustrie hat bei der Produktentwicklung jedoch zu kämpfen, da entsprechende Größentabellen nicht existieren. Um Lösungen für die deutsche Bekleidungsindustrie zu finden, haben die Hohenstein Institute das Forschungsprojekt „Große Größen Männer“ initiiert. Dieses lehnt sich an das Projekt „Starke Figuren“ aus dem Jahr 2009 an. Das Vorhaben löste die gleiche Größenproblematik bereits für Frauen und liefert der Industrie seitdem wichtige Körperdaten, um einheitliche Konfektionsgrößen erstellen zu können.

Neu: Größentabelle für die HAKA-Größen 60 bis 78

Im Rahmen des Forschungsprojekts führten die Hohenstein Experten eine Reihenmessung mit moderner 3D-Scannertechnologie durch. Erstmals soll damit die Bekleidungsbranche von repräsentativen Körpermaßen für Männer mit großen Größen profitieren können. Auf dieser Grundlage haben die Wissenschaftler eine HAKA-Größentabelle für fünf Größenreihen und Figurtypen der Größen 60 bis 78 entwickelt. Diese basiert auf der Größensystematik von SizeGermany, um eine möglichst breite Akzeptanz im Markt zu erreichen. Neu sind in die Untersuchungen zielgruppenspezifischen Körpermaße eingeflossen, wie z. B. der Bundumfang.

Optimiert: 3D-Körpermodelle und körperkonforme Grundschnitte

Die Forscher haben auf Basis der neuen Körperdaten mittlere virtuelle 3D-Körpermodelle entwickelt. Sie zeigen die durchschnittlichen Körperformausprägungen, insbesondere die Bauchform für die einzelnen Größen auf. Die Bekleidungsindustrie kann die Ergebnisse bei der Entwicklung von Büsten, 3D-Konstruktionen und Simulationen nutzen. Neu erstellten die Textilexperten optimierte Grundschnitte für Hosen und Jacken. Dabei setzten sie einen neuen 3D-basierten Lösungsansatz ein.

Bekleidungsphysiologische Erkenntnisse

Um Hinweise auf mögliche Optimierungen des Tragekomforts zu erhalten, wurde im Projekt auch die Thermoregulation von Männern mit großen Größen erforscht. Anhand von Trageversuchen in der Klimakammer konnten die Forscher erstmals Unterschiede zwischen dem physiologischen Verhalten des „Standard-Manns“ und dem mit großer Größe darlegen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass letztere stärker und schneller schwitzen. Jedoch zeigen sich große Unterschiede zwischen den Probanden und daher sind weitere Untersuchungen notwendig, um Männer mit großen Größen beurteilen zu können.

Fotos: Hohenstein Institute

Der deutsche Plus-Size-Mann
Hohenstein Institute