Nina Ricci: Harris Reeds Debüt beweist, dass Luxus keine Kleidergröße hat
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Harris Reed zählt zu den Vorreiter:innen der genderfluiden Mode und so erwarteten viele, dass Geschlechtsneutralität auch im Mittelpunkt seines Debüts als Kreativdirektor für das französische Modehaus Nina Ricci stehen würde. Für seine erste offizielle Show während der Pariser Modewoche fokussierte sich der Designer jedoch auf eine andere Form von Inklusion und zelebrierte Körperformen aller Art.
Das Debüt des Designers war Anlass für einige Kritiker:innen sich auf den Sozialen Netzwerken negativ über die Diversifizierung von Körpern in der Modebranche zu äußern. Die Kommentare kommen vor allem von jenen Menschen, die sich von der Evolution von Körperformen auf den Laufstegen gestört fühlen, oder besser gesagt, Menschen, die denken, dass Marken unter dem Vorwand, verschiedene Körpergrößen zu berücksichtigen, Fettleibigkeit fördern. Kommentare wie „Größe 50 ist schlecht für die Gesundheit. Das Problem ist nicht das Outfit, es hat einfach keinen Stil“ und „Gérard Pipart, der ehemalige Künstlerische Leiter, würde sich die Haare raufen, denn er mochte schlanke, feminine Mädchen, die gut aussehen“ waren vereinzelt zu lesen.
Dabei vergessen sie allerdings einen wichtigen Faktor. Der Zeitgeist – ein Wort, das essentiell für Nina Ricci ist – hat sich geändert. Nachdem spindeldürre Models jahrelang den Laufsteg prägten, wollen junge Modeschaffemde – Reed ist 26 Jahre alt – mit Klischees aufräumen. Bei anderen Nutzer:innen in den Sozialen Netzwerken kommt diese Vision gut an. Die Kollektion Herbst/Winter 2023/24 wird dort als „atemberaubend“ gelobt. „Als homosexuelles Kind, das in Arizona aufgewachsen ist, war die französische Mode mein Fluchtweg“, erklärte Harris Reed in einer Mitteilung. „Nina Ricci entsprach meiner Vorstellung von Paris: traumhafte Romantik und ein tiefer Respekt für die Weiblichkeit."
Feminität und Frivolität
Precious Lee, ein Curve-Model mit 432.000 Follower:innen auf Instagram eröffnete die Modenschau in einem bauschigen, transparenten Cocktailkleid aus schwarzem Taft mit Punkten. Darauf folgte eine Explosion von Farben – Türkis, Fuchsia, Grün, Orange und Zitronengelb – sowohl als Farbakzent für schlichte Hosenanzüge als auch in Form von extravaganten Abendkleidern. Lee verlieh Disney-Bösewicht Cruella de Ville, jetzt mit einer Vorliebe für Synthetik anstelle von Welpen, mit einer luftigen Jacke aus schwarz-weißen Kunstpelz neuen Glamour.
Einige Drucke der Kollektion, sowie auch eine Abbildung eines Hasen auf der Einladung, basieren auf Gemälden der deutschen Künstlerin Jeanine Brito. Die figurativen Werke der Künstlerin beschwören eine gewisse weibliche Sinnlichkeit, nicht unbedingt in den Rundungen der Modellen, sondern in ihrer sehnsuchtsvollen Haltung.
Besonders viel Begeisterung riefen jedoch vor allem die Plateau-Schuhe der Models hervor. Sie erinnern an die Schuhe von Drag Queens und sorgten vor allem auf TikTok für einige „Wow“-Rufe und das könnte womöglich ein Revival der kommerziellen Begeisterung für Nina Ricci signalisieren.
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr.