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Philos Running: neue Sportmarke versteht Laufen als spirituelle Erfahrung

Von Caitlyn Terra

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Mode |Interview

Bild: Philos Running

Die Modebranche ist um eine neue Sportmarke reicher: Philos Running. Hinter der Marke steht der in Amsterdam ansässige US-amerikanische Designer Greg Rosborough. Er ist gelernter Schneider, arbeitete bei Ralph Lauren, war Finalist beim LVMH Emerging Designer Prize und Mitbegründer der Marke Abasi Rosborough. Zusammen mit Sophie Nordenhed, die er beim Laufen kennenlernte, gründete er Philos Running.

Um mehr über die neue Marke zu erfahren, die am vergangenen Samstag auch ein Geschäft in Amsterdam eröffnete, hat FashionUnited Rosborough einige Fragen gestellt.

Was hat Sie dazu bewogen, Philos Running zu starten?

Letztes Jahr ging ich in Athen eines frühen Morgens im alten Panathinaiko-Stadion laufen. Es war leer, nur ich und das Stadion. Wenn man die Geschichte dieses Stadions liest, ist es unglaublich inspirierend, viel inspirierender als das Kolosseum in Rom. Es ist das einzige jemals gebaute Marmorstadion der Welt und seit 2.500 Jahren Austragungsort von Laufveranstaltungen, darunter die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit und der erste Marathon. Und es ist atemberaubend schön.

Als ich dorthin ging, war ich tief berührt von der klassischen Architektur, den Mythen und dem Erbe. Ich spürte im Laufe der Zeit eine Verbindung zu den Ursprüngen des Laufens, zurück zu unseren Vorfahren und unserer gemeinsamen Geschichte. Mir wurde klar, dass keine Laufmarke auf der Welt daran dachte, auf diese Weise zu laufen. Es geht nicht darum, hässliche Polyesterkleidung zu tragen und seine persönliche Bestzeit zu erreichen. Laufen ist viel intensiver und schöner. Laufen ist uralt, natürlich und intuitiv. Laufen ist unser gemeinsames Erbe als Menschen. Laufen ist ein universeller menschlicher Ausdruck. Es gehört uns allen und verbindet uns heute, aber auch im Laufe der Zeit. Der Ausdruck „Laufen als Zeremonie“ kam mir in den Sinn und das war der Zeitpunkt, an dem ich beschloss, eine Laufmarke zu gründen, die auf einer ganz neuen Philosophie basiert, und das ist Philos.

Philos Running Laden. Bild: Philos Running

Und Sie haben Ihre Mitgründerin beim Laufen kennengelernt?

Wir haben uns über die Laufgruppe kennengelernt, in der Sophie bereits Mitglied war. Ich bin früher allein gelaufen und wollte mich einer Gruppe anschließen. Ich traf Sophie beim Laufen im Vondelpark und sie lud mich ein, ihrer Gruppe, dem Sunday Run Club, beizutreten.

Ich sah ihre Fähigkeit, eine Gemeinschaft von Läufer:innen aufzubauen und zu leiten. Sie hat einen frischen und modernen Ansatz mit einem fürsorglichen Anstrich, und das passte zu dem, wie ich Philos aufbauen wollte. Sie ist in Schweden aufgewachsen, sie ist Marathonläuferin und ihre Mutter ist Ultramarathonläuferin; das Laufen ist also ein Teil von ihr. Sie hat auch eine klare Vision, einen unternehmerischen Geist und ist eine natürliche Führungspersönlichkeit. Wir kamen bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch und schon nach wenigen Monaten war klar, dass wir zusammenarbeiten würden.

Wie haben Sie die Erfahrungen, die Sie in der Modebranche gesammelt haben, bei Philos nutzen können?

Mit der Zeit, dem Reisen und der Erfahrung bekommt man ein Gefühl für die Rolle des Designs in der Welt. Kleidung ist eine psychologische Angelegenheit, wie wir uns selbst präsentieren, basierend auf kulturellen Erwartungen, unseren individuellen Überzeugungen und anderen Faktoren. Sie ist auch emotional. Trotz der Kommerzialisierung von Kleidung in den letzten zehn bis 15 Jahren glaube ich immer noch an die Kraft von Geschichten, Ästhetik und Schönheit, die uns inspirieren. Und ich glaube, dass Inspiration eines der wichtigsten Geschenke ist, die ein Mensch einem anderen machen kann. Ich habe mich von so vielen Schöpfer:innen durch Kleidung, Architektur, Kunst, Film und Musik inspirieren lassen, und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, diese Fackel weiterzutragen.

Worin bestehen die Unterschiede zwischen dem Entwerfen von Konfektionskleidung und Sportbekleidung und Schuhen?

Ich habe in New York City Ready-to-wear-Kollektionen entworfen, die auf meinem Hintergrund als Schneider basieren – alles wurde für das Leben in der Stadt entworfen: in der Stadt spazieren gehen, mit der U-Bahn fahren, zum MoMA oder Central Park gehen, einkaufen. Die Kleidung musste in diesem kulturellen Kontext und unter diesen Umständen funktionieren.

Für Philos wurden die Sportbekleidung und die Schuhe ebenfalls von der Schneiderei inspiriert, aber sie mussten bei einer der schönsten menschlichen Aktivitäten funktionieren: beim Laufen. Es war unglaublich, die Technik der Schneiderei auf Sportbekleidung und -schuhe anzuwenden, die Silhouette neu zu formen und sie vor allem aufzuwerten und schön zu machen.

Bild: Philos Running

Welche Zielgruppe möchten Sie mit Ihrer Marke ansprechen?

Philos wurde für selbstbewusste, unabhängige, moderne Frauen entwickelt. Frauen, die reisen und einen persönlichen Stil haben und auch beim Laufen keine Kompromisse in Sachen Ästhetik und Qualität eingehen wollen. Ihre Laufschuhe und -kleidung sollten so vielseitig sein, dass sie sie mit Jeans am Flughafen oder mit einem Blazer bei einem Arbeitstreffen kombinieren können und ihr ein Gefühl der Stärke geben, wenn sie morgens laufen geht.

Wir sehen auf den Fotos hauptsächlich schwarze Teile – war das eine bewusste Entscheidung?

Ja. Die Designer:innen, die mich inspirieren, sind Meister:innen von Schwarz – Rick Owens, Zaha Hadid, Miuccia Prada, Richard Serra, Yohji Yamamoto. Schwarz ist anspruchsvoll, intelligent, schick. Schwarz ist Amsterdam, New York, Paris, Tokio, London, L.A. Schwarz ist alt und modern, rein und komplex, skulptural und zeitlos.

Sie haben sich entschieden, sich auf Frauen zu konzentrieren, während sich die ursprüngliche Idee um eine Männermarke drehte. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

In den letzten Jahren habe ich viele inspirierende Läuferinnen kennengelernt. Wenn ich mit Frauen spreche und über Laufmarken diskutiere, ist es kein Geheimnis, dass Frauen immer an zweiter Stelle stehen; fast jede Laufmarke auf der Welt ist zuerst für Männer und erst danach für Frauen. Oder erst Yoga, dann Laufen. Außerdem ist die Qualität der aktuellen Laufmarken enttäuschend niedrig, alles ist aus Polyester und im Allgemeinen ziemlich hässlich. Philos ist das, was es auf der Welt noch nicht gibt: eine moderne Laufmarke für Frauen, die sich auf Qualität und Ästhetik konzentriert.

Die Fassade von Philos Running. Bild: Philos Running

Der Start fällt mit der Eröffnung eines Ladens zusammen. Können Sie uns mehr über diese Wahl sagen?

Man kann überall in Läden gehen – von New York bis Paris, London, Amsterdam, L.A. – und derzeit gibt es überall die gleiche Formel: Glas, Neonlicht, viel Metall – es ist steril, klinisch und unmenschlich. Da Philos auf einer natürlichen, philosophischen und humanistischen Ästhetik aufbaut, wollte ich diese Geschichte auch physisch mit einem Geschäft erzählen, als Brennpunkt für unsere Gemeinschaft. Die Idee war, den Philos-Lauftempel zu bauen – hohe Decken, natürliches Licht, Steine und Statuen, an einem alten Kanal – um den schönsten Laufladen der Welt zu schaffen.

Was ist der ultimative Traum von Philos?

Mehr Menschen dazu zu inspirieren, das Laufen zu einem Teil ihres Lebens zu machen, es zu einem wöchentlichen Ritual werden zu lassen. Es ist eine Möglichkeit, mit sich selbst und anderen in Kontakt zu kommen, unseren schönen Planeten auf zwei Beinen zu erkunden, und es gibt Kraft. Ich glaube, es ist ein natürliches Gegenmittel gegen die synthetische Technologie, die Einsamkeit und die Angst in unserer modernen Zeit.

Das Philos Running-Geschäft befindet sich in der Spiegelgracht 21 in Amsterdam.

Bild: Philos Running

Das Interview wurde in schriftlicher Form geführt und erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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