Tokyo Fashion Week: Internationale Marken finden ein Zuhause in Japan

Während die Modewoche in New York allmählich die US-amerikanische Stadt eroberte, befand sich Tokio auf der anderen Seite des Globus bereits mitten im Modetrubel, denn dort fand die Rakuten Fashion Week Tokyo statt. Die Veranstaltung, die von der Japan Fashion Week Organisation (JFWO) ausgerichtet wurde, begrüßte während der sechs Tage insgesamt 33 Marken und endete am 7. September mit einer Abschlussshow des lokalen Labels Anrealage Homme.

Es war eine weitere Saison, in der die FWT ihr Image modernisierte, um die teilnehmenden Marken und das Bewusstsein des globalen Publikums zu erweitern. So lautete das Konzept der Saison Frühjahr/Sommer 25 „Fashion Fanfare“, das sowohl die Marken als auch die Zuschauer:innen ermutigte, den „Spaß“ und die „Emotionen“ der Mode zu entdecken. Solche Konzepte sind zu einem Synonym für die Modewoche geworden und haben dazu beigetragen, eine feste Identität zu schaffen.

Diese Bemühungen scheinen zu fruchten, denn jede Saison nimmt die Modewoche mehr und mehr Marken in ihren Kalender auf, insbesondere internationale Namen, die sie aktiv dazu ermutigt, Japan zu ihrer zweiten Heimat zu machen. Dies war bereits bei der taiwanesischen Marke Seivson der Fall, die im Land durch verschiedene Auszeichnungen unterstützt wurde und sich bei den japanischen Kund:innen einen guten Namen gemacht hat. So sehr, dass der Gründer Tzu Chin Shen Anfang dieses Jahres die erste japanische Niederlassung von Seivson in Kyoto eröffnete und plant, die Marke zu einem späteren Zeitpunkt nach Paris und auf andere europäische Märkte zu expandieren.

Internationale Marken erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei den japanischen Verbraucher:innen

Shen selbst hat weiterhin japanische Designqualitäten in ihre eigenen Projekte einfließen lassen, so auch bei dieser neuesten Kollektion, für die sie traditionelle Materialien aus Kyoto wie Nishijin-Brokat verwendete. Unter dem Motto „Traces“ (Spuren) untersuchte Shun die charakteristische Oberbekleidung der Marke durch neue Rekonstruktionen. Sie war eine der sieben Designer:innen aus Übersee, die an der diesjährigen Rakuten FWT teilnahmen, neben Wisharawish aus Thailand, Global Fashion Collective aus Kanada, Yueqi Qi aus Shanghai, PH Mode x Tyo by MFF aus den Philippinen, Wilsonkaki aus Hongkong und dem italienischen Label House of Muamua.

Viele dieser Labels erfreuen sich bei den einheimischen Verbraucher:innen in Japan zunehmender Beliebtheit, wie bei der Laufstegshow von Yueqi Qi im New National Stadium deutlich wurde. Hier strömten die Fans mit einer Reihe von Looks der Marke zum Veranstaltungsort und sorgten für eine ausgelassene Stimmung im und um das Stadion. Bei Qis zweiten Auftritt auf der Rakuten FWT präsentierte die Designerin eine Linie mit dem Titel „Gilded Speed“, bei der Rattanmöbel, Zäune und Athleisure als Hauptinspiration dienten. Um die Begeisterung noch zu verstärken, wurde auf dem Laufsteg eine Reihe von Kooperationen bekannt gegeben, darunter vor allem eine Partnerschaft mit dem Herzogenauracher Sportartikler Adidas, die in Unterwäsche-Camisolen und Trainingsjacken eingearbeitet wurde. Auch eine Zusammenarbeit mit Schuhhersteller Ugg wurde enthüllt.

Der Umschwung in der Unterstützung der Kund:innen für Yueqi Qi und Seivson könnte ein Beweis dafür sein, dass sich die Bemühungen von Rakuten FWT, seiner Modewoche einen globaleren Charakter zu verleihen, auszahlen. Doch damit sind die Bemühungen noch nicht zu Ende. In dieser Saison wurde die erste Ausgabe der Tranoï Tokyo ins Leben gerufen, die die ursprünglich in Paris stattfindende Messe auf die neue japanische Bühne der Bellesalle Shibuya First verlegt. Es nehmen rund 175 Marken aus Asien, Europa und den USA teil, die alle nach einem „strengen“ Auswahlverfahren ausgewählt wurden. Nach Angaben von JFWO war bereits am ersten Tag der Veranstaltung ein bunt gemischtes Publikum aus Einkäufer:innen, Pressevertreter:innen und anderen Modefachleuten aus Japan und dem Ausland anwesend. Die Veranstaltung wird bis zum 5. September stattfinden.

Förderprogramme für lokale Marken ermutigen zur internationalen Erkundung

Während die Verbindungen zwischen der internationalen Modewelt und Rakuten FWT immer enger werden, hat die Organisation bereits Plattformen für ihre lokalen Marken eingerichtet, die in der Regel darauf abzielen, ihre Präsenz außerhalb Japans zu verstärken. Sulvam war eine von denen, die in diesem Jahr eine solche Unterstützung erhielten. Sie wurde als „By R“-Empfängerin für die Saison ausgewählt, was bedeutet, dass Rakuten sowohl ihre Show in Tokio als auch einen Platz auf dem Programm der Pariser Modewoche vor der Eröffnung des Pariser Flagship-Stores der Marke sponsern würde.

Die Show während der FWT war eine Art Heimkehr für die japanische Marke und fand im Bunka Fashion College statt, wo der Designer Teppei Fujita früher studiert hatte. Studenten der Hochschule wurden als Models für eine Show ernannt, die ausschließlich für Fachleute aus der Branche veranstaltet wurde, was Fujitas Mission widerspiegelt, „den Staffelstab an die Zukunft weiterzugeben“. Der Laufsteg stand ganz im Zeichen des zehnjährigen Bestehens der Marke und spielte damit auf die Elemente an, für die sie bekannt geworden ist, darunter die im letzten Jahr eingeführte Kategorie der Damenschneiderei, experimentelle Muster und asymmetrische Schnitte.

Paris wird auch weiterhin Gastgeber für andere Marken sein, die im Rahmen verschiedener Zeremonien während der Modewoche als Gewinner gekürt werden. Für die 10. Ausgabe des Tokyo Fashion Award wurden Kanemasa Phil, Tamme, Tokio, Hatra, Riv Nobuhiko, Satoru Sasaki und Tan ausgewählt, um an der kommenden Veranstaltung Showroom.Tokyo in Paris teilzunehmen, die im März 2025 stattfindet. Die Initiative, zu der auch eine Vorab-Ausstellung und eine Eröffnungsparty für Rakuten FWT gehören, zielt darauf ab, in Tokio ansässige Designer bei der Ausweitung ihres Geschäfts auf der globalen Bühne zu unterstützen.

Sstein wurde während einer Veranstaltung am offiziellen Veranstaltungsort der Modewoche, Shibuya Hikarie, auch zum Gewinner des Fashion Prize of Tokyo 2025 ernannt. Als Teil des Preises wird der Designer Kiichiro Asakawa sein Label bei den Schauen der Pariser Modewoche im Januar und Juni 2025 präsentieren können, um sich internationale Sichtbarkeit zu sichern, sowie eine Veranstaltung zur Rückkehr der Rakuten FWT im März abhalten. Auf die Auszeichnung angesprochen, sagte Asakawa: „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung zu einem Zeitpunkt, an dem ich jede Saison Veranstaltungen in Übersee durchführe und hoffe, das eine oder andere Hindernis zu überwinden."

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.com