Rein in die gute Stube: Zwei von Heim und Haus inspirierte Modelabels
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Die Sprache der Architektur inspiriert seither Modeschaffende, wenn sie Kollektionen entwerfen. Mit der Zeit übertrugen Modehäuser ihren Stil auch auf eigene Home-Kollektionen. Aber selten gründet sich das gesamte Konzept einer Marke ganz auf Heim und Haus, wie bei den Labels Maxime und Francon, die während der Pandemie entstanden – einer Zeit, in der die eigenen vier Wände für viele neue Bedeutung gewannen.
Maxime
„Die Hauptprämisse jeder Ausgabe von Maxime ist es, die vielen Elemente zu erforschen, die ein Zuhause ausmachen, und die Gefühle von Gelassenheit, Komfort und Sicherheit, die damit einhergehen”, sagt Gründer und Creative Director Maxime Fruit. „Ein Zuhause, das man überallhin mitnehmen kann.”
Während seiner Arbeit für Labels wie Damir Doma, Vetements, Yang Li und A-Cold-Wall wusste Fruit schon immer, dass er sein “eigenes Ding” machen wollte. Neben der Arbeit als Head of Production bei A-Cold-Wall reiften die Ideen für das eigene Menswear-Label weiter, als er während der Pandemie mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbrachte. Obwohl er die vielen Reisen wegen seines Jobs in der Modeindustrie genieße, sei es ein unvergleichliches Gefühl, wieder zu Hause zu sein, sagt Fruit. Und genau dieses Gefühl will er mit seiner Kleidung vermitteln – “damit sich die Menschen darin so wohl fühlen, als ob sie zu Hause wären.” In das Konzept fügt sich auch das Logo der Marke in der abstrahierten Form eines kleinen roten Hauses ein.
Auf der Pitti Uomo in Mailand und während der Pariser Männermodewoche stellte Maxime die ‘Edition 4’ vor. Die Kollektion erkundet das Leben in einem Landhaus, nach der Flucht aus der Stadt. Das Ergebnis ist eine entspannte und bequeme Garderobe in erdigen Tönen mit farbigen Akzenten wie ein tiefes Pfauenblau. Die Materialien sind von Tapisserien alter Landhäuser inspiriert oder von den Häkeldecken seiner Großmutter – und reichen von Raschelwirkwaren, 3D-Jacquards bis zu Broderie Anglaise mit Details aus gehämmerten Nieten oder Metallknöpfen.
Das Label Maxime arbeitet auch hauptsächlich mit Restbeständen. Die Edition 4 bestehe zu 90 Prozent aus vorhandenen Stoffen, erzählt Fruit. „Zu Beginn eines jeden Design-Zyklus schauen wir uns an, was verfügbar ist und wie wir es in die Geschichte, die wir erzählen wollen, einfügen können – das ist manchmal eine Herausforderung, aber auch unglaublich lohnend.”
Über Maxime:
- Bestseller: Edition 4 (SS23) derzeit auf dem Markt
- Kollektionsgröße: 20 Styles, aus Kategorien wie Outerwear, Strick, Jersey, Tailoring, Accessoires und Schuhe
- Zielpublikum: Luxus- und designaffine Männer, mit einem Faible für Inneneinrichtung, Möbel und Architektur
- Verkaufsstellen: Web + Mukta (JP)
- Vertrieb: Untitled Showroom
- Preise: UVP 160 Euro für Trikots bis zu 2000 Euro für Oberbekleidung
- Produktion: Maxime hat einen verantwortungsbewussten Designansatz und verwendet bestehende Stoffe von Lieferanten und Herstellern in Frankreich, Italien und Portugal.
Francon
May Kaan ist die Gründerin des Rotterdamer Damen-Modelabels Francon, das sie zusammen mit ihrem Partner und Architekten Kees Kaan seit 2021 aufgebaut hat. Sie hat ein Modestudium absolviert und dann eine Zeit lang im Bereich PR und Marketing gearbeitet, unter anderem beim französischen Modehaus Yves Saint Laurent. Aber dann wollte sie nach Rotterdam zurück und etwas Eigenes machen, nicht nur Marketing für andere.
May Kaan ist selbst keine Architektin, aber bekommt ihre Inspirationen aus der Arbeit mit ihrem Partner Kees, mit dem sie auch ein eigenes Haus am Wasser in der niederländischen Provinz Zeeland gestaltet hat. Kaan dachte, dass es interessant sein könnte, Kleidung zu entwerfen, die zum Haus passt. So entstand auch das Konzept für die erste Kollektion, als Kaan einen luxuriösen Pyjama-artigen Kimono zum Tragen in dem Haus am See entwarf. Auch vom modischen Erbe der Provinz Zeeland ließ sich das Label inspirieren. Francon bietet zwar je eine Kollektion für Sommer und Winter an, aber diese richten sich weniger nach der Jahreszeit als dem Ort, wo sie getragen werden.
„Eigentlich ist es verrückt, dass sich die Mode nach Jahreszeiten richtet. Jede Saison muss es etwas Neues geben”, sagte Kaan in einem Interview mit FashionUnited. „Warum? Für uns ist es sinnvoller, darüber nachzudenken, wo und wie man etwas trägt, als zu welcher Jahreszeit. So kamen wir auf die Idee, das architektonische Denken auf die Mode zu übertragen.”
Der Startpunkt für die erste Kollektion war das Haus am See, die anderen folgten Archetypen wie dem Turm, der Hütte, dem Chalet oder dem Palazzo. „Wir denken über diese Orte nach, wie man dort lebt, wie man sich dort verhält”, erklärt Kaan. Daraus entsteht eine Liste mit Anforderungen an die Kollektion. Diese Haus-Archetypen schreiben aber nicht vor, was an welchem Ort zu tragen ist. Sie dienen hauptsächlich zur Inspiration und dazu, Geschichten zu erzählen.
Über Francon:
- Bestseller: Alexis Pants, Saskia Dress, Georgia / Mehtap Set, Daria Rollneck, Kate T-Shirt, Billy Tanktop mit Stickerei
- Kollektionsgröße: Etwa 20 bis 25 Styles pro Kollektion, manchmal in verschiedenen Farbvarianten.
- Zielpublikum: Die Kundin von Francon ist eine Frau zwischen dreißig und sechzig, die meist berufstätig ist und Familien- und Berufsleben miteinander verbindet.
- Verkaufsstellen: 10 Modeboutiquen in den Niederlanden, Deutschland, Belgien und der Schweiz, wie zum Beispiel Wendela van Dijk in Rotterdam und Sois Blessed in München, und bald auch Avart in Lugano.
- Vertrieb: in der DACH-Region mit der Agentur Melagence und in den Niederlanden und Belgien mit der Agentur Soledad Senlle. Für andere Länder geht der Kontakt direkt über Francon (wholesale@francon-editions.com)
- Preise: UVP 110 Euro für ein T-Shirt, 500 Euro für ein Kleid, bis zu 1100 Euro für eine Jacke
- Produktion: Alle Kleidungsstücke werden in Europa in kleinen Stückzahlen hergestellt, um eine verantwortungsvolle Produktion zu gewährleisten und den Abfall zu minimieren.
Dieser Beitrag entstand mithilfe von Nora Vreeman.