Riga Fashion Week 2025: Lettische Mode steht vor geopolitischen Herausforderungen
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Die Riga Fashion Week, die vom 7. bis 10. April 2025 in der lettischen Hauptstadt stattfand, zeigte die Widerstandsfähigkeit der Modedesigner:innen einer kleinen europäischen Nation, die sich auf den lokalen Markt konzentrieren.
Der Gesamteindruck, den die Kollektionen lettischer Designer:innen auf der Riga Fashion Week 2025 hinterließen, ist der eines freien Ausdrucks. Ein Anliegen, das viele internationale Designer:innen teilen – in Lettland jedoch erhält es durch die historische, geografische und politische Lage des Landes eine besondere Tiefe.
Lettlands Geschichte ist geprägt von 51 Jahren sowjetischer Besatzung (bis 1991), unterbrochen nur von der nationalsozialistischen Besetzung zwischen 1941 und 1944. Die gegenwärtige Lage wird zusätzlich durch geopolitische Spannungen verschärft: Der Wegfall russischer Kundschaft infolge der EU-Sanktionen sowie die latente Bedrohung durch imperiale russische Bestrebungen beeinflussen auch die Modebranche.
In diesem Spannungsfeld wirkt die Riga Fashion Week wie ein Akt der Selbstbehauptung. Elena Strahova, Gründerin und CEO der Riga Fashion Week, die das Format seit 21 Jahren leitet, bringt es auf den Punkt: „Diese Saison war besonders herausfordernd zu organisieren“, erklärte sie beim Eröffnungsdinner am 8. April gegenüber FashionUnited.
Im Editorial des offiziellen Katalogs heißt es entsprechend: „Trotz aller geopolitischen Herausforderungen wächst unsere Plattform weiter und unterstützt Talente und Kreativität in Lettland und darüber hinaus.“ Die Zahlen belegen dies: eine reibungslose Organisation, elf Laufstegshows, drei Präsentationen, rund 20 internationale Journalist:innen – überwiegend aus Osteuropa – und volle Veranstaltungsräume sowohl am Dienstag, dem 8. April, in den Zunda Towers, als auch an den Folgetagen im Hanzas Perons, einem zum Kulturzentrum umgewandelten ehemaligen Lagerhaus.
Eine Premium-Positionierung in einem Markt von etwa sechs Millionen Einwohner:innen
Im Unterschied zu großen internationalen Modewochen fehlt es der Riga Fashion Week an einem unterstützenden Modeökosystem: Es gibt keine begleitenden Fachmessen oder Showrooms, keine koordinierte Branchenstruktur und – in diesem Jahr – auch keine institutionelle Unterstützung.
Tatsächlich zielen die Shows und Präsentationen in erster Linie darauf ab, lokale Kundschaft anzuziehen. Einige der präsentierten Kollektionen stammten daher auch direkt aus der Saison Frühjahr/Sommer 2025. Der Zielmarkt umfasst die drei baltischen Staaten: Lettland mit knapp zwei Millionen Einwohner:innen, Estland mit rund 1,5 Millionen und Litauen mit fast drei Millionen.
Entsprechend steht nicht der saisonale Trendgedanke im Vordergrund, sondern tragbare Mode für eine kaufkräftige Zielgruppe. Die Designer:innen entwerfen und produzieren vor Ort – das resultiert in hochwertigen Produkten zu Premium-Preisen. Zwei Brautmodenschauen am ersten Tag verdeutlichten diese marktorientierte Ausrichtung. Der Hochzeitsmarkt folgt keinem saisonalen Trendzyklus – ein klarer Hinweis auf die pragmatische Kommerzialität der Veranstaltung.
Handwerkskunst als Zeichen einer baltischen Bekleidungstradition
Glücklicherweise ist die Mode nie weit entfernt, wenn man sie sucht, besonders bei den eingeladenen ausländischen Marken: Berth (UK/Hongkong), Szczygiel (Polen) und Novaliss (Spanien). Szczygiel verfolgt einen nachhaltigen Ansatz mit der Verwendung von recycelten Materialien. Novaliss wiederum präsentierte eine faszinierende Interpretation aquatischer Fabelwesen – feminin wie maskulin –, die durch meisterhafte Strickarbeiten, Häkelmaschen, Spitzen und Guipure-Stoffe beeindruckten.
Handwerkskunst verleiht auch eine identitätsstiftende Verwurzelung. Zusätzlich zu den Häkelartikeln, die in mehreren Kollektionen zu sehen waren, erinnern die Verens-Karos daran, dass dieses Motiv häufig in traditionellen baltischen Textilien verwendet wird, insbesondere für Trachten. Sie verkörpern eine Verbindung zur Natur, die für die Bevölkerung spezifisch ist, was sich in dem Brauch widerspiegelt, den Designer:innen, die ihre Kollektionen zeigen, Blumen anzubieten.
Weiblichkeitsbilder im Wandel und Fokus auf Queer Culture
Das Bild der „klassisch sexy Frau“ – mit langen, gewellten Haaren, Stilettos und figurbetonter Kleidung – ist in Lettland weiterhin präsent. Ohne voreilige Schlüsse zu ziehen, scheint die anderswo bereits wieder abgeschwächte #Metoo-Bewegung die Ostsee noch nicht überquert zu haben. Die Kollektionen des estnischen Designers Ivo Nikkolo und der lettischen Designerinnen Selina Keer und Iveta Vecmane erforschen dieses Stereotyp der ultrafemininen Frau.
Als FashionUnited Una Berzina fragt, ob ihre Anzugjacken, die von der Herrenmode inspiriert sind, eine Möglichkeit sind, die Wahrnehmung weiblicher Ästhetik in Frage zu stellen, verneint sie dies: „Meine Inspiration kommt von meinem Großvater. Heute suchen Frauen Komfort. Sie sind sehr beschäftigt und können keine Stilettos und Miniröcke mehr tragen. Aber trotzdem wollen wir, wenn wir ausgehen, glänzen und hübsch sein.“
Um sich von der klassischen weiblich/männlich-Dichotomie zu entfernen, muss man sich Lena Lumelsky und ihrem neuen Projekt zuwenden: ArtisainT. Lena Lumelsky, eine Ukrainerin mit Wohnsitz in Belgien, gehört zur zweiten Generation der der Antwerpener Modeschule.
Kommerziell erfüllt sie nun die Bedürfnisse ihrer privaten Kundschaft, zu der aufgrund des Krieges in ihrem Herkunftsland keine Russ:innen mehr gehören, „mit Ausnahme von Renata Litvinova, die im Théâtre Hebertot in einem von Demna entworfenen Kostüm auftritt, ist die einzige Russin, die sich gegen den Krieg ausspricht“, erzählt sie FashionUnited. Sie entwirft in Antwerpen und produziert in Lettland, sowohl wegen der Produktionskosten als auch wegen der handwerklichen Tradition. „Mit dem Erbe der Sowjetzeit weiß jede Frau, wie man näht oder stickt, und wenn es nur darum geht, zu wissen, wie man ihre eigene Kleidung herstellt. Tatsächlich kam ich 2011 auf der Suche nach Hersteller:innen hierher.“
Gleichzeitig entwickelt sie „ArtisainT“, ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit jungen Künstler:innen und Handwerker:innen durchgeführt wird, insbesondere solchen, die sich mit Töpferei auskennen. „ArtisainT ermöglicht es ihnen, in Umgebungen sichtbar zu werden, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten, wie etwa die Pop-up-Showrooms, die ich in Aserbaidschan oder Dubai organisiert habe.“
Ihre Präsentation in ihrer Boutique ermöglichte es, ein queeres Universum zu entdecken, für das sie selbst die Inszenierung übernahm. „Selbst in einem kleinen Land kann man existieren, wenn man eine Botschaft vermittelt und talentiert ist.“
Wenn zeitgenössische Kunst die Identität einer Kollektion untermauert
Die genreübergreifende Zusammenarbeit zwischen Elina Maligina und Natalija Jansone verleiht dem Ready-to-Wear-Segment eine neue, konzeptuelle Tiefe. Besonders eindrücklich war Maliginas multimediale Performance NOME, gezeigt in der Museum Art Gallery – ein manifestartiges Statement gegen die Dominanz digitaler Algorithmen in der Gesellschaft.
Begleitet wurde die Inszenierung von einem klaren ideologischen Manifest: „Algorithmen entscheiden, was du tust, magst oder denkst. Du bist Daten. Aber was passiert, wenn wir uns aus dem System zurückziehen? Wenn du es ignorierst? NOME agiert, um die Regeln des Konsumspiels zu ändern. Deine Wahl ist Revolution, der Zusammenbruch des Algorithmus. Es wird überall wahrgenommen werden, nicht als Trend, sondern als Fehler im System, der in der Lage ist, eine neue Realität aufzubauen. Wir sind keine Produkte.“
Am darauffolgenden Tag griff Natalija Jansone dieses Narrativ in ihrer Modenschau auf: Auf einem Screen im Hintergrund wurden Bilder gezeigt, die sich mit Themen wie Robotisierung und künstlicher Intelligenz auseinandersetzten – parallel dazu lief ihre aktuelle Ready-to-Wear-Kollektion über den Laufsteg.
„Die Suche nach Identität ist in einem kleinen Land wie unserem umso stärker“, erklärt die Designerin. Jansones Designs sind international erhältlich – unter anderem in Paris, Seoul, Tokio und New York. Möglich wurde das durch ihre frühere Präsenz auf der Tranoï, durch längere Aufenthalte in Japan sowie durch einen Agent:innen, der mittlerweile im Ruhestand ist. Derzeit ist sie auf der Suche nach neuer internationaler Repräsentanz.
Bedeutet dies, dass man, um die Botschaft einer Kollektion zu verstärken, ein persönliches Statement abgeben muss? Positionen zu verteidigen? In einer Zeit, in der die Branche neue Ausdrucksformen sucht – sei es durch Lifestyle, Design, Kunst oder Hospitality – scheint die Antwort 'Ja' zu lauten. In Lettland – wie überall sonst.
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