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Ronald van der Kemp, Hollands Öko-Couturier

Von Don-Alvin Adegeest

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Mode |INTERVIEW

Ronald van der Kemp ist so etwas wie ein Nationalschatz der Niederlande. Im Juni hat er die höchste Auszeichnung des Landes für sein Engagement in der Modebranche erhalten, den “Grand Seigneur”, einen Preis, der außergewöhnliche Leistungen für die Niederlande und darüber hinaus würdigt. Seit seiner Gründung im Jahr 1984 wurde der Preis nur 28 Mal vergeben.

Natürlich gibt es keinen passenderen Empfänger als den niederländischen Designer van der Kemp und sein Label RVDK. Er ist das Musterbild eines nachhaltigen Couturiers, der auf lange bevor das Thema in Mode kam, die Lanze für die Öko-Mode brach. Der Designer, teilweise revolutionär, hat er seit der Gründung seines High-End Circular Fashion Labels vor fünf Jahren ganz seinen eigenen Weg eingeschlagen.

Im zweiten Stock seines lichtdurchfluteten Studios im Herzen von Amsterdams Kanalbezirk setzen wir uns mit Ronald van der Kemp zusammen und sprechen über Nachhaltigkeit, was er gelernt hat und wofür er immer noch kämpft.

Der Grand Seigneur ist eine unglaubliche Anerkennung dessen, was Sie als Designer zur niederländischen Mode beigetragen haben, aber Sie scheinen sich auf einer außergewöhnlichen Reise zu befinden, die gerade erst beginnt. Was sind Ihre Erwartungen an RVDK in fünf Jahren?

Ich will die Message verbreiten und unsere positive ethische Botschaft an ein größeres Publikum hertragen. Und ich möchte eine echte Wirkung haben, indem wie aufregende modische Statements setzen und verantwortungsvolle Produkte kreieren. Der Couture-Aspekt des Unternehmens ist zentral. Wir erweitern unsere Privatkundenbasis jede Saison und arbeiten mit anderen Unternehmen zusammen, um kreative Lösungen für dieses katastrophale Abfallproblem zu finden, indem wir spannende Produkte aus Resten, Nebenprodukten und Abfällen entwickeln. Wir entwickeln derzeit ein vollständig nachhaltiges Parfüm- und Hautpflegemittel, eine nachhaltige Sonnenbrille und Schmuck als Kunst. Es ist eine ständige Suche nach neuen Antworten, wie man ein profitables Couture-Haus der Zukunft wird, ohne die Welt und alles, was auf ihr lebt, zu schädigen.

Sie sind seit der Gründung Ihres Unternehmens ein Pionier und Kämpfer für ethische Mode - und das lange bevor Nachhaltigkeit zu einem Schlagwort wurde. Was ist es, was Sie sich für eine Entwicklung in der gesamten Branche wünschen?

Ich möchte, dass die großen Konzerne ihr System ändern, die volle Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen und ihre Produktionen verlangsamen. Es geht um echte Veränderungen und nicht um Nachhaltigkeit als Marketinginstrument. Der Zyklus von Modenschauen und Kollektionen muss sich verlangsamen. Marken sollten über neue und unterschiedliche Wege nachdenken, um Dynamiken zu erzeugen und Kunden zu gewinnen.

Sie sind dabei, Ihre 10. Kollektion während der Pariser Couture-Woche im Juli zu zeigen. Im Nachhinein betrachtet, was hat sich seit Ihren frühen Kollektionen geändert?

Der Fokus liegt eher auf Couture- und Statement-Teilen. Die DNA der Marke ist immer noch die gleiche, aber ich denke, die Kleidung hat sich mit mehr Details weiterentwickelt und zeigt eine echte Couture-Sensibilität. Mit unserer nachhaltigen Couture, die für mich zu Beginn ein Traum war, sind wir nun auch in den engen Kreis der Haute Couture-Kunden herangetreten.

Schildern Sie uns eine typische Woche in Ihren Amsterdamer Studios. Wie sieht Ihr Alltag im Vorfeld der Grand Seigneur Zeremonie aus?

Vorbereitung der Show, Arbeit an den letzten Teilen und Entwicklung der Accessoires. Ich denke auch an das Showkonzept, den Look der Girls, das Styling und schließlich an die Message. Wir arbeiten an unserem Parfümkonzept und haben jeden Tag Meetings, Interviews und tun alles, was wir können, um das Geschäft voranzubringen. Zusammen mit meiner Geschäftspartnerin Mirjam Bax haben wir ein Botschafterprogramm ins Leben gerufen, in dem wir eine kleine Gruppe ausgewählter Investoren ansprechen, die unsere Marke unterstützen und das Wort verbreiten. Und ich schreibe eine kleine Rede für die Auszeichnung.

Sie waren einer der ersten Designer einer Luxusmarke, der offen über Nachhaltigkeit sprach, und auch zeigte, dass ein anderer Weg möglich ist. Gab es einen Moment, in dem Sie sich der schädlichen Folgen der Bekleidungsproduktion bewusst wurden?

Nach 25 Jahren Arbeit in der Luxusmodeindustrie wurde mir klar, dass sich die Mode aus den Fugen geraten war. Luxusmarken sind genauso umweltschädlich wie Fast Fashion-Modeunternehmen und produzieren einen riesigen Überhang an neuer Kleidung und Produkten mit einem unüberschaubaren CO2-Fußabdruck. Die Mehrheit der Aktivisten konzentriert sich auf die erschwinglicheren Modeproduzenten und Einzelhändler, aber ich erkannte, dass die High Fashion die gleichen Probleme mit Überproduktion und Abfall hat.

Das große Problem ist, dass die Unternehmen zu groß geworden sind, um die notwendigen Veränderungen vornehmen zu können. Unternehmen können einfach nicht weiter wachsen und wachsen. Was vor fünf Jahren auf nachhaltige Weise geschah, wurde nicht als "echte Mode" gesehen und galt als nicht sehr sexy. Meine Mission war es, die Spitzengruppe der Modewelt mit aufregenden Entwürfen zu überzeugen, aber gleichzeitig stand unsere ethische Botschaft immer im Mittelpunkt unseres Handelns.

Ronald van der Kemp wurde am Montag, den 17. Juni, in Amsterdam mit dem Grand Seigneur Award ausgezeichnet.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bilder Marijke Aerden, mit freundlicher Genehmigung von RVDK

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