Sehnsucht nach Meer: Prada lädt für SS22-Menswear zum Tagträumen ein
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Die Kreativchefs von Prada, Miuccia Prada und Raf Simons, zeigten am Sonntag während der Mailänder Männermodewoche ihre erste gemeinsame Frühling-Sommer-Kollektion für Herren. Im Mittelpunkt stand dabei das Gefühl der Sehnsucht.
Tunnel zur Freude
Die Schau des italienischen Modehauses beginnt in einem roten Tunnel, ein heller Lichtstreifen an der Decke weist den Weg nach draußen. Die Kamera folgt einem Model, das komplett in Schwarz gekleidet ist und von hinten an die Silhouette des Filmcharakters Darth Vader aus Star Wars erinnert: Ein schwarzer Fischerhut, der mit dem Kragen des Hemdes abschließt und durch einen Kinnriemen tief ins Gesicht gezogen wird, bestimmt den Look.
Weitere Models in ähnlichen Silhouetten folgen – die allerdings mit farbenfrohen Accessoires etwas Hoffnung in den düsteren Look bringen. So wechselt die Kopfbedeckung von Schwarz zu Gelb und Grün, auch bunte Taschen kommen ins Spiel. Gerade der Gelbton, der auch für eine Lederjacke und einen knielangen Mantel eingesetzt wird, erinnert an den Familienurlaub an der Nordsee, wo alle Mitglieder mit einem Friesennerz und dem passenden Hut ausgestattet sind.
Nautisch wird es aber auch in den Details. Raf Simons, der für seine Subkultur-Inspirationen bekannt ist, scheint sich in dieser Saison von den Seefahrern leiten lassen. So zeigen mehrere Hemden Drucke von Meerjungfrauen, Ankern mit Kraken und anderen Tiefseebewohnern, die aussehen als würden sie direkt von der Haut von Seeleuten stammen. An Fischer erinnern auch Rollkrageneinsätze in Farben wie Beige und Blau, die an einen grob gestrickten Pullover denken lassen, der vor Wind und Wetter schützt. In diesem Fall wurde der Kragen allerdings über eine offene Lederjacke gestylt.
Nach etwa einem Drittel der Präsentation verlässt eines der Models den “Tunnel to joy” (auf dt..: Tunnel zur Freude), wie ihn Prada in einer Mitteilung nennt, setzt einen Fuß in den Sand und befindet sich direkt am Meer.
Dringlichkeit der Gefühle
Es fühlt sich fast wie ein Ausbruch an – besonders nach dieser Corona-Zeit ohne Reisen und Abenteuer – gepaart mit einem überwältigenden Gefühl, wie wenn man im Sommerurlaub das erste Mal den Strand betritt und sich das endlose weite Blau vor einem erstreckt.
Mit dem zweiten Teil “Urgency of feelings” (auf dt.: Dringlichkeit der Gefühle) scheint sich diese Gefühlslage auch in die Looks zu übertragen. So werden die Silhouetten etwas lockerer, Models tragen leichtere Strickoberteile, Sonnenbrillen, Kapuzenpullover mit Blumedrucken und insgesamt kommen mehr farbenfrohe Prints ins Spiel. Nun sind die Models auch nicht mehr auf sich alleine gestellt und verbringen in kleinen Gruppen ihre Zeit am Wasser.
Wasser wird Teil des Soundbildes und der etwas mystische, industrielle Technobeat, der von Beginn an läuft, verschwimmt im Rauschen des Meeres…
Utopie der Normalität
…bis ein etwas langsamer aber härterer Sound einsetzt und die szenischen Wechsel schneller vollzogen werden: Models springen ins Wasser, tanzen auf einer Plattform oder lassen sich auch einfach nur treiben – es geht zurück in den roten Tunnel bis das Video schwarz wird und das Prada-Logo erscheint.
Das letzte Drittel scheint eine Art Ungewissheit darzustellen, mit der Vorfreude, zur Normalität zurückzukehren, die mit dieser Unsicherheit, die die Pandemie mit sich gebracht hat, einhergeht. In den Looks kommen so die beiden vorherigen Phasen zusammen.
Wie fühlt sich Normalität überhaupt noch an, scheinen sich Prada und Simons auch gefragt zu haben und so trägt der letzte Abschnitt den Titel “Utopia of normality”, also die Utopie der Normalität.