Slow-Fashion-Marktplatz Upconic möchte Wertschätzung für Bekleidung zurückbringen
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Was sind nachhaltige Labels und wie kann man sie finden? Wie kann man die Marken bündeln, die viel gemeinsam haben und gemeinsame Zielgruppen ansprechen? Diese und andere Fragen stellte sich Isabell Conrad, nachdem sie viel Zeit und Energie mit der Suche nach nachhaltiger Designermode und Slow Fashion verbracht hatte. Für die BWLerin war die Sache klar - einen Business Plan erstellen und mal schauen, ob ein Marktplatz für nachhaltige Mode Sinn machen würde. Er machte. FashionUnited sprach mit Conrad über die Gründung von Upconic, einen Online-Marktplatz für Slow Fashion, nachhaltige Designerkleidung und Accessoires.
Frau Conrad, was hat Sie bewogen, einen Marktplatz für nachhaltige Designermode für Damen zu gründen?
Ich war eigentlich gar nicht auf Gründung fokussiert, der Ansatz war eher „was stört mich im Leben, wo möchte ich etwas verändern?“ Ich hatte den Wunsch, etwas mit Impact zu machen, auch wenn es nur ein kleiner Impact ist. Ich mochte den Dresscode im Büro, aber ich stellte fest, dass ich immer die gleichen Marken kaufte - Max Mara, Boss und Strenesse. Modemarken sind aber auch sehr schädlich, was den Umwelteinfluss angeht.
So fing ich dann an, nach nachhaltigen Marken für Premium-Damenmode zu suchen; die Onlinesuche ist aber sehr mühsam und ich dachte, „warum gibt es nicht den einen Ort, wo man coole, nachhaltige Mode finden kann?“ Und so entstand die Idee für Upconic.
Wie kamen Sie zu dem Namen und was bedeutet er?
Ich wollte etwas, das kurz und einprägsam ist, aber auch international. Also habe ich mit ein paar Wortkombinationen herumgespielt, und bei „upwards“ und „iconic“ hat es gefunkt und sich zu „Upconic“ verschmolzen. Eine Anlehnung an Recycling oder öko habe ich bewusst vermieden.
Wer ist Ihre Zielgruppe?
Es sind junge, urbane Frauen zwischen 25 und 50, die einen bestimmten Lebensstil suchen. Ich wollte einen Lifestyle-Ort erschaffen, der nachhaltig ist. Und wo die Wertschätzung für Mode wieder kommen kann, weg von der Wegwerftendenz.
Wie wird die Plattform angenommen?
Die Resonanz ist positiv, viele sagen „so etwas habe ich gesucht“.
Welche Marken sind derzeit dabei und woher kommen sie?
Da ist Katharina Funke-Braun mit ihrer Marke Limo, was für „less is more“ steht, aus Frankfurt. Sie bietet hochwertige, minimalistische und leicht zu kombinierende Mode für Frauen durch Upcycling von ausrangierten Materialien aus erster Hand an.
Charlotte Piller und Nhu Ha Dao stecken hinter der Berliner Marke Lotta Ludwigson, die einen zirkulären Ansatz für ihre Anzüge für Frauen verfolgen. Setery aus München von Hanna Greis bietet eine nachhaltige Büro-Garderobe an, die sich auch für andere Anlässe eignet.
L’amour est blue von Thien Huynh aus Berlin spezialisiert sich auf nachhaltige und zeitlose Slow-Fashion-Damemode, während Bogdana Nuß mit Iva Rych genau den Zeitgeist trifft. Julia Ickert bietet mit ihrer Marke Nina Rein Fair Fashion an und Wote produziert minimaliste Damen- und Herrenmode in Italien und Portugal. Bei Suitition gibt es, wie der Name schon andeutet, Power Suits für Damen.
Was sind die Kriterien, um aufgenommen zu werden?
Alle Marken müssen nachhaltig sein und zeitlose Damenmode anbieten oder Accessoires. Die menschenwürdige und faire Produktion ist unabdingbar; bei den nachhaltigen Materialien gibt es mehrere Ansätze, also etwa recycelte Materialien (aber kein Polyester), oder die Artikel sind nachhaltig zertifiziert, etwa Leder oder Kaschmir aus verantwortungsvollen Quellen. Was ich auch für nachhaltig halte, ist die Verwendung von Deadstock.
Wie prüfen Sie das nach?
Ich habe lange Gespräche mit den Gründer:innen gehabt und viel im Internet recherchiert.
Ich schaue auch, wie nachhaltig die Produktion an sich ist, wird CO2 ausgeglichen, Strom selbst produziert, gibt es Zero -Waste-Ansätze? Auch die Produktion in Deutschland oder in der Nähe ist sehr wichtig - die derzeitigen Labels produzieren tatsächlich hauptsächlich in Deutschland, in der EU und eins in der Ukraine. Gemeinnützige Initiativen, Wasserprojekte etwa, sind wünschenswert, aber kein Muss. Ebenso vegane Produkte.
Wie funktioniert die Plattform für die teilnehmenden Marken?
Mit geringen Kosten auf beiden Seiten. Es gibt keine Onboarding-Fee für die Marken, sie zahlen bei Verkauf nur eine Provision von 20 Prozent und versenden die Artikel selbst. Also entstehen für mich keine Lagerkosten. Alles ist automatisch; da ich aus dem IT-Bereich komme, wusste ich, wie man die Shopify-Bestellsysteme am besten verbinden konnte. Die Artikelseiten und gerade die Beschreibungen für die Artikel erstelle ich selbst, damit es einheitlich ist.
Und für die Kundinnen?
Hier ist wichtig, wie gut der Customer Journey ist. Gerade nützliche Filter sind wichtig - etwa zur Farbe, zum Ausschnitt, zur Ärmellänge oder zur Kragenform eines gewünschten Artikels. Da werden bestehende Plattformen den Erwartungen oft nicht gerecht. Plastikfrei wird bald als neues Kriterium bei Upconic dazukommen.
Was ist für die Zukunft geplant?
Auf jeden Fall weitere Labels an Bord zu holen. Dann auch das Angebot für die Damenmode zu erweitern - wir haben derzeit 230 Artikel, das soll vier bis fünf Mal soviel werden, aber natürlich unter Aufrechterhaltung der exzellenten Customer Experience. An einem Punkt könnte auch Herrenbekleidung dazukommen. Wichtig ist auch, ein Ökosystem gleichgesinnter Labels aufzubauen, gemeinsam Probleme lösen, die alle haben. Dazu gehört viel Konversation mit den Labels. In einiger Zeit dann die Ausweitung des Angebots auf Europa.