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Susumu Ai, ein Berliner Label und die Liebe für langlebige Kleidung

Von Weixin Zha

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Mode

Keiho (links) und Alisa (rechts) Menkhaus. Bild: Susumu Ai

Das Label Susumu Ai zelebriert sein japanisches Erbe mit traditionellen Stoffen und auf Langlebigkeit ausgerichtete Kleidung. Das Label verknüpft auch geschickt den Besuch der Kund:innen mit seinem Made-to-order-Geschäftsmodell.

Die Liebe im Namen

Der Name ist so persönlich gewählt, wie das Label aus Berlin arbeitet. Gegründet wurde Susumu Ai 2017 von den Geschwistern Keiho und Alisa Menkhaus. Nach vielen Stationen bei verschiedenen Unternehmen hatte die Schwester gerade ihren Job als Designerin gekündigt und rief ihren Bruder aufgelöst an. Der beruhigte sie und schlug ihr vor, doch aus ihrer Liebe zur Mode selbst etwas zu machen und ihr eigenes Label zu gründen – um den wirtschaftlichen Teil werde er sich schon kümmern.

Keiho Menkhaus ist heute der Geschäftsführer und Alisa entwirft die Kleidung des Labels, das mittlerweile sechs Mitarbeitende zählt. „Diese Kombination von Bruder und Schwester und Herz passt gut zusammen”, sagte Alisa Menkhaus vor ihrer ersten Modenschau auf der Frankfurt Fashion Week im Januar.

Susumu Ai gewinnt den Wettwerb für die Frankfurt Stage und bekommt eine Laufstegshow in Frankfurt mit Produktion als Preis. Bild: Mario Stumpf/Sascha Priesters

Der Name Susumu Ai, kommt aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt “kontinuierliche Liebe”. Der erste Teil des Namens Susumu war der Name des Großvaters und Ai ist das erste Zeichen des japanischen Namens von Alisa Menkhaus und bedeutet “Liebe”. Das Logo des Labels ist das Familienwappen des Großvaters. Diese persönliche Note spiegelt sich nicht nur darin wieder, wie das Label sein Erbe als Familienunternehmen pflegt, sondern auch in der persönlichen Anfertigung der Kleidung auf Bestellung – made-to-order eben.

Die Liebe im Detail

Die Kleidung von Susumu Ai kann im eigenen Onlineshop bestellt werden, aber das Label besucht seine Kund:innen auch in ihren Heimatstädten. Bisher fanden die Pop-up-Events in Städten wie Berlin, Frankfurt, Wien und Basel statt und dauerten drei bis sieben Tage. Die Berliner Kundschaft kommt direkt in den eigenen Laden.

Das Konzept der Pop-Ups auf Tour ist nicht ganz neu in der Mode. Alexander Brenninkmeijer, ein Spross der C&A-Familie, machte mit den Pop-ups seines Label Clemens en Auguste in Museen und Galerien von sich reden. Faex tourt mit unabhängigen Modelabels durch die Republik. In der Vergangenheit schickte Ingo Müller-Dormann Punkbands auf Tour, seit 2016 erprobt er das Konzept für Mode.

Durch die Pop-ups kann Menkhaus vor Ort die Maße und Wünsche ihrer Kundschaft entgegennehmen; die Kleidungsstücke werden danach im Berliner Studio gefertigt. Das Anfertigen der Kleidungsstücke dauert in der Regel bis zu zwei Wochen.

Mit der Maßanfertigung von Entwürfen und dem Auge für Details differenziere sich Susumu Ai bewusst von massenproduzierter Ware, sagt Alisa Menkhaus. Ihr ist es beispielsweise wichtig, dass die Nähte robust sind und lange halten. Sie verwendet nur die Französische Naht, auch unter Doppelnaht bekannt. Von außen sei eine edle Naht zu sehen, da die Nahtzugabe der ersten Naht mit der zweiten Naht versteckt wird, das gewähre eine qualitativ hochwertige Verarbeitung, erklärt Menkhaus.

Susumu Ai im Detail. Bild: © Mario Stumpf/Sascha Priesters

Und das Label hat Menschen gefunden, die ihre Arbeit wertschätzen. Es begann mit einer Freundin, die ihr Juristinnen vorstellte, die etwas “anderes” suchten. Mittlerweile gehören Menschen zwischen 35 bis 70 Jahren zur Kundschaft, über den Onlineshop kaufen auch jüngere Kund:innen günstigere Artikel. Die Preise reichen von 19,90 Euro für ein Scrunchie, über 380 Euro für eine Bluse, bis zu 1350 Euro für einen Mantel.

Die Liebe zur Mode

Der Weg von Alisa Menkhaus in die Mode war lang und wohl nicht immer einfach. Nach Stationen als Praktikantin bei Roberto Cavalli Japan in Tokio, einem Studium an der Esmod in Berlin, Tätigkeiten als Stylistin, und zuletzt als Designerin bei Nobi Talai in Berlin hat sie genug von der Modebranche gesehen, um zu wissen, was sie will. Auf jeden Fall keine „Kleidung produzieren, die im Sale landet und weggeworfen wird”.

Die während der Frankfurt Fashion Week präsentierte saisonlose Kollektion umfasst 30 Teile, die einfach kombinierbar sind und sowohl im Sommer als auch im Winter getragen werden können – also kontinuierlich, wie der Name Susumu Ai besagt. Auch eine Brautmode-Kollektion gibt es mittlerweile – mit Teilen, die nach dem besonderen Anlass, jederzeit mit der Alltagsgarderobe kombiniert werden können.

Brautmode von Susumu Ai bei der Frankfurt Fashion Week. Bild: Mario Stumpf/Sascha Priesters

Ein paar Kleidungsstücke werden aus Wolle gefertigt, aber vor allem verwendet das Label Seide. Susumu Ai verwendet Chirimen, die wegen der Textur beliebte japanische Kreppseide für Kimonos. Sie knittert kaum und kühlt im Sommer die Haut, erklärt Menkhaus. Das Label schätzt die hochwertigen japanischen Materialien, deren Herstellung und Muster auf jahrhundertelange Traditionen zurückgehen. Doch einige Handwerksberufe sind bedroht und werden nur noch von einer Handvoll Menschen ausgeführt. Weltweit wird nach Nachfolgern gesucht, bevor die Letzten, die über dieses Wissen verfügen, sterben – und mit ihnen die Tradition.

Alisa und Keiho Menkhaus wollten mit ihrem Label dieses Erbe zugänglich machen und erhalten. Am Anfang war das gar nicht so einfach und hat es insgesamt ein ganzes Jahr gedauert, die passenden Betriebe zu finden. „Es ist nicht leicht in Japan die Produktionsstätte zu finden, die uns mit unserer Arbeit vertrauen”, erzählt Menkhaus. „Sie mussten uns auch erstmal glauben, dass wir die japanische Tradition wirklich wahren wollen.”

Für die Zukunft will Susumu Ai noch mehr Pop-ups veranstalten, um mit der Kundschaft in Kontakt zu kommen. Auf der Wunschliste stehen: Stuttgart, München, Salzburg, Zürich, London, Amsterdam, Kopenhagen und natürlich Tokyo.

Alisa Menkhaus
Chirimen
Susumu Ai