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Textilmarkt im Umbruch: „Es geht um die Zukunft der Branche"

Von Reinhold Koehler

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Mode

Der globale Modemarkt ist keiner mehr. Entwurf, Herstellung und Vertrieb von Textilien unterliegen ständig neuen Herausforderungen, und diversifizieren sich fast täglich. Vom klassischen Direktschneider modischer Einzelstücke über fernöstliche Massenproduktion bis zu Smart Textiles oder Kleidungsstücken aus dem 3D-Drucker beschreitet die Branche derzeit hunderte Wege, um auch in Zukunft noch relevant und profitabel sein zu können. Die Konzepte, wie die Zukunft des Modegeschäfts aussehen wird, sind jedoch so vielschichtig wie noch nie.

Fakt ist: Die Modebranche ist aktuell im Umbruch, vielleicht im größten ihrer Geschichte seit der Industrialisierung. Dies weiß auch das Deutsche Modeinstitut, das vor allem in der rasant voranschreitenden Digitalisierung eine der größten Herausforderungen für das Gewerbe sieht. Schließlich habe diese nicht nur die Position der Designer neu definiert, auch der Markt zeige eine durchweg komplexere – und benutzeraffinere – Auseinandersetzung mit Mode und Bekleidung.

Dabei geht es vor allem um Geschwindigkeit: Schnell entwerfen, schnell produzieren, schnell präsentieren und schnell verkaufen. Das Motto „Zeit ist Geld“ scheint noch nie eine so große ökonomische Bedeutung gehabt zu haben wie für die Modebranche in ihrer derzeitigen Entwicklungsphase. Nicht wenige Unternehmen dünnen daher aktuell ihre Kollektionen aus und passen Produktionsverfahren an, um noch schneller liefern zu können. Der Onlinehändler Amazon meldete bereits Anfang dieses Jahres ein Patent für eine vollautomatische Modeproduktion an, deren Auswirkungen auf das Textilgeschäft noch gar nicht absehbar sind.

Awareness vor Design?

Die digital unterfütterte Schnelllebigkeit erzeugt jedoch auch einen neuen Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Kunden. Neue Brands wie auch Traditionsmarken gehen daher ungewöhnliche Verbindungen ein – mit innovativen Sportmarken, Influencern und Streetstyle-Brands oder Künstlern, um in diesem digital umkämpften Markt die notwendige „Awareness“ zu erzielen. Und treffen damit den Nerv der Zeit, wie auch das DMI festgestellt hat. Die Experten wissen: „Es braucht immer neue Ideen, die quasi sofort zum Nachstylen per Online-Shopping zu haben sind. Um bei einer Generation, die sich nichts vorschreiben lässt, von Bedeutung zu sein. Die global denkt – und dabei alle Kulturen einbezieht.“

Klar ist: Social Media hat die Mode digitalisiert. Nur was auf dem Smartphone-Screen gut aussieht, was die meisten Likes bekommt oder worüber heiß diskutiert wird, ist von Relevanz, und das in einem immer schneller werdenden Rhythmus. Zwar geht es hier auch um die kreativen Ideen des Designers, vielmehr aber noch geht es um Follower, also um erfolgreiches um Marketing.

Innovation ist daher in der Modebranche nicht mehr nur in der Kreation gefordert, sondern wird vor allem für die Kommunikation und die Vertrieb immer relevanter. Nach Ansicht des DMI gilt nämlich auch hier: „Nur wer digital gut aufgestellt ist, bleibt im Rennen“. Dabei gehe es bei weitem nicht nur um eine eine technologische Herausforderung, sondern um die Zukunft der Branche, die schon morgen Realität sein werde, heißt es.

Verschläft Deutschlands Modebranche den digitalen Wandel?

Doch gerade Deutschland sei diesbezüglich immer noch „digitales Entwicklungsland“, so das DMI. Insbesondere in der Produktionsebene hake es in Punkto digitaler Transformation. Dies liege nicht nur an der teilweise schlecht ausgebauten Infrastruktur der digitalen Datenautobahnen, sondern oftmals auch den Unternehmen selbst. Hier fehle oft der Mut, gewohnte Wege zu verlassen und sich den international wachsenden Anforderungen entsprechend digital aufzustellen. „In der deutschen Modeindustrie reisen tatsächlich noch die Designer oder Kreativverantwortlichen mit Stoffstückchen um die Welt, um Farben abzugleichen“, so das DMI. Dabei fordere der rasant wachsende globale Online-Konsum die Hersteller in Deutschland zu beschleunigtem Handeln und damit zur Umsetzung und Anwendung bereits vorhandener digitaler Technologien auf. Gerade in der Supply Chain sieht das Institut daher akuten Entwicklungsbedarf – von der globalen Kommunikation von Farbe über digitale Drucktechnologien bis hin zum Datentransfer in der Cloud.

Das DMI sieht sich daher aufgerufen, die Lücke zwischen Unsicherheit und digitalem Fortschritt zu schließen und „die Digitalisierung der Prozesskette der Mode-, Konsumgüter- und Lifestyle- Branchen zu fördern und aktiv zu begleiten“. Etliche Foren, Workshops und Vorträge sollen in den kommenden Monaten dazu beitragen.

Foto: Amazon Robotics / Amazon

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