• Home
  • Nachrichten
  • Mode
  • Textilproduktion: Kritik an „Europas Sweatshops"

Textilproduktion: Kritik an „Europas Sweatshops"

Von Reinhold Koehler

Wird geladen...

Scroll down to read more

Mode

Die Textilproduktion steht generell immer wieder in der Kritik, vor allem aufgrund der schlechten Produktionsbedingungen. Meist werden weder fundamentale Sozialstandards noch Umweltschutzrichtlinien eingehalten, wenn in den berüchtigten Textilfabriken in China oder Bangladesh Mode für westliche Konzerne hergestellt wird. Doch nicht nur in Asien scheint einiges mit der Textilproduktion im Argen zu liegen.

Wie die Organisation „Clean Clothes Campaign“ (CCC) herausgefunden haben will, soll es auch in Europa schwere Missstände in den Produktionsstätten internationaler Modekonzerne geben. Die Befragung von mehr als 110 Arbeitern in Schuh- und Modefabriken in Ungarn, Serbien und der Ukraine habe offenbart, dass viele nicht einmal den ohnehin niedrigen Mindestlohn verdienen, so CCC. Für die Modekonzerne stellten die Länder Ost- und Südosteuropa ein Billiglohnparadies dar. „Viele werben mit ‚Made in Europe‘ und suggerieren, in Europa würde fair hergestellt. Doch viele der 1,7 Millionen ArbeiterInnen in den Bekleidungsfabriken leben in Armut, sind überschuldet, überarbeitet und krank infolge der gesundheitsschädlichen Arbeiterbedingungen“, heißt es.

„Atmosphäre der Einschüchterung“

Europas Sweatshops bieten billige und doch erfahrene und qualifizierte Arbeitskräfte. Damit Arbeiter Existenzlöhne erhalten, müssten ihre Gehälter laut CCC-Berechnungen vier bis fünf mal höher sein. Die Folgen sind gravierend: „Manchmal haben wir einfach nichts zu essen", berichtet etwa eine interviewte Arbeiterin einer ukrainischen Bekleidungsfabrik, die für in Deutschland beheimatete Marken des mittleren Preissegments näht. Und eine Arbeiterin aus Ungarn berichtet: „Unser Lohn reicht gerade, die Rechnungen für Strom, Wasser und Heizung zu bezahlen."

Nach Angaben der CCC beklagten viele der interviewten Arbeiter darüber hinaus Hitze und gefährliche Chemikalien, sehr schlechte hygienische Bedingungen, unbezahlte und unerlaubte Überstunden und respektlose Behandlung durch Manager. Das Fazit der Menschenrechtler: „Es herrscht durchgängig eine Atmosphäre der Einschüchterung und ständigen Drohung mit Kündigung und Verlagerung.“

Als Hauptprofiteure des Billiglohnsystem in der Region hat die CCC internationale Modekonzerne ausgemacht, die oft in Deutschland ihren Sitz haben. Die Fabriken der Interviewten Arbeiter produzieren u.a. für Benetton, Esprit, Geox, Triumph und Vero Moda. Die Clean Clothes Campaign fordert die Unternehmen nun auf, Existenzsichernde Löhne zu zahlen und gemeinsam mit den Zulieferfabriken die aufgedeckten Missstände zu beseitigen. Reaktionen seitens der beschuldigten Unternehmen stehen aktuell noch aus.

Foto: KFM / pixelio.de

CCC
Greenpeace
romero