The Mt. Everest Fashion Runway: Die höchste Fashionshow der Welt
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Für diese Modeschau mussten Models nicht nur schicke Kleider tragen - sondern auch an ihre Grenzen gehen. Abgeschottet von der Außenwelt liefen sie tagelang durch den Himalaya. Denn sie wollten etwas erreichen, was noch niemand vor ihnen getan hat.
So lange ist Luise Haße noch nie gewandert. Schon gar nicht auf einer Höhe von Tausenden von Metern, an einem Ort, wo es kalt ist, Schnee liegt, die Sonne grell scheint und die Luft so dünn ist, dass sie immer mal wieder nicht klar denken konnte, wie sie der Deutschen Presse-Agentur erzählt. Aber das deutsch-lettische Model, das sonst auf den Fashion Weeks in London oder Paris läuft, wollte unbedingt an sein Ziel kommen: einen Laufsteg auf 5500 Metern in der Nähe des Basislagers des Mount Cho Oyu im Himalaya. Sie wollte Teil einer Veranstaltung sein, die im vergangenen Jahr einen Rekord im Guinness Buch der Rekorde erreicht hatte, und diesen Weltrekord nun nach eigenen Angaben brach - mit der höchstgelegenen Modeschau der Welt.
Zwölf Tage Fußmarsch zum Laufsteg
Zwölf Tage lang lief Luise Haße zum Laufsteg - mit zwölf anderen Models und ein paar Dutzend weiteren Menschen wie Organisatoren, einer Designerin, Gepäckträgern und einem Kamerateam. Sie schliefen in Zelten. Zeitweise hatte Haße Fieber und eine Erkältung, wie das Model sagt. Auch andere im Team seien mal krank geworden. Aber ans Aufgeben habe sie nie gedacht. Trotzdem sagt Modeschau-Organisator Pankaj K Gupta aus Indien, dass er sich teils wie ein Armeegeneral gefühlt habe, wenn er seine Schützlinge immer wieder motivierte, indem er sie an das gemeinsame Ziel erinnerte. Er sei stolz, dass niemand Sauerstoff aus Flaschen gebraucht habe.
Ein Zeichen gegen den Klimawandel
Warum die Models wandern mussten? Zum einen, um sich an die Höhe zu gewöhnen, erklärt Gupta. Die Modeschau habe zum anderen unter dem Motto Nachhaltigkeit gestanden und sollte ein Zeichen gegen den Klimawandel setzen. Bei den Designerkleidern und dem Schmuck machte das Team jedoch eine weniger umweltfreundliche Ausnahme - sie wurden in einem Hubschrauber auf den Berg geflogen, sagt Gupta. Die Kleider wären beim Hochtragen zerknittert worden, zudem hätte man oben kein Bügeleisen gehabt. Der von einem Expertenteam berechnete CO2-Ausstoß solle aber mit einer Baumpflanzaktion ausgeglichen werden. Gut zwei Dutzend Bäume seien bereits gepflanzt worden, weitere sollen folgen. Gupta betont zudem, dass für die in Nepal gefertigten Kleider aus Pashmina-Seide keine einzige Raupe getötet worden sei. Normalerweise würden Seidenraupen bei der Seidenproduktion getötet.
Am Tag der Modeschau seien die Models um vier Uhr aufgestanden und dann bis etwa sechs Uhr das letzte Stück zum Laufsteg gewandert, sagt Luise Haße. Ihr sei kalt gewesen, es habe geschneit. Bei einem Blick auf den Mount Everest habe sie die Strapazen aber vergessen. Die Models hätten sich gegenseitig geschminkt und die Haare gemacht. Dann liefen sie bei der Show 37 Minuten lang über einen Laufsteg aus Sperrholz im Schnee und präsentierten zu indischer Musik bunte Wintermode, wie Gupta erzählt. Umgezogen hätten sich die Models in einem beheizten Zelt.
Auch Model Julia Kristina Müller aus Frankfurt war auf dem Berg. Sie sei geschockt gewesen, wie sichtbar dort Auswirkungen des Klimawandels waren. So habe es viel Gletscher-Schmelzwasser neben kleinen Dörfern gegeben und sie habe Angst gehabt, dass diese Orte künftig überflutet werden könnten. Auch der Müll in der Natur habe sie bedrückt. Bergsteigerinnen und Bergsteiger lassen bei ihren anstrengenden Expeditionen im Himalaya oft Abfall zurück - der Mount Everest gilt beispielsweise als höchste Müllhalde der Welt. Im Sinne der Nachhaltigkeit mussten die Models je einen Sack mitnehmen und ihren eigenen Abfall und den anderer Leute einsammeln. Nach der Modeschau wanderten sie wieder zurück.
Zur Modenschau ist auch ein Video gedreht worden, die Organisatoren wollen es gerne an einen Streamingdienst verkaufen. Die nepalesische Regierung hofft unterdessen, dass durch die Modeschau künftig wieder mehr Touristen ins Land kommen - wegen der Botschaft, dass die Everest-Region sicher ist. Das vom Tourismus abhängige Land hatte stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. (dpa)