Together Tomorrow: Hunkemöllers Weg zu nachhaltigerer Wäsche
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Die Modemesse Neonyt in Düsseldorf zeichnet mit dem Green Product Award im Bereich Fashion aus. Dieses Jahr hat Hunkemöller den Hauptpreis erhalten – und das zu Recht: Spitze, Garne, Futter und Cups der "Wies"-Kapselkollektion bestehen aus recycelten Materialien. Ein prägender Moment für Hunkemöller und ein Statement an die Lingeriebranche: Selbst als etabliertes Unternehmen mit langer Tradition kann man den Produktionsprozess nachhaltig gestalten. Die nachhaltigste Kollektion im festen Sortiment von Hunkemöller, "Josefina", unterstreicht dies. Die biologisch abbaubaren Cups bestehen zu 30% aus organischem Material und die Cup-Laminierung sogar vollständig aus recyceltem Polyester. Dank dieser Verbesserungen enthält jedes Design der Kollektion mindestens 50% zertifizierte recycelte Materialien.
Hunkemöllers nachhaltige Vision spiegelt sich im progressiven Projekt 'Together Tomorrow' wider. Wie gestaltet sich die nachhaltige Reise weiter? Wir sprachen mit Hunkemöllers Nachhaltigkeitsmanagerin Anke Fransen, dem Experten für nachhaltige Produkte, Bodil Huisman, und der CSR-Beraterin Juliana Batitucci.
Recycling: Ein BH besteht aus bis zu 50 verschiedenen Teilen
Für Hunkemöller steht Recycling an erster Stelle, eine Herausforderung mit hoher Komplexität, wie Fransen betont. „Betrachtet man die Möglichkeiten einer Bio-Baumwollhose, so scheint es simpel, doch unsere Produkte sind oft komplizierter. Ein BH kann 30 bis 50 verschiedene Materialien beinhalten, die vor dem Recycling zerlegt werden müssen. Zugleich müssen diese Teile hohe Qualitätsansprüche erfüllen. Recycelte Materialien stehen dieser Anforderung manchmal im Weg.”
Huisman zufolge wird intensiv mit neuen recycelten Materialien experimentiert. Doch Qualität und Passform dürfen nicht beeinträchtigt werden. „Konsistenz ist uns sehr wichtig, und das stellt eine echte Herausforderung dar. Ein Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft besteht darin, eng mit Pionieren und vertrauenswürdigen Produzenten zusammenzuarbeiten. Wir sind im ständigen Dialog mit unseren Hauptlieferanten, suchen gemeinsam nach Lösungen für alle Komponenten und hinterfragen bestehende Grenzen. Es reicht nicht, abzuwarten – wir müssen gemeinsam handeln."
End-of-life von Dessous: „Es bleibt ein Tabu"
Ein besonderes Thema für Hunkemöller ist die Verantwortung nach dem Gebrauch, insbesondere seit der Einführung von UPV-Textilien. „Die Gesetzgebung wird immer strenger", sagt Fransen. „Es ist wichtig, unseren Produkten am Ende ihres Lebenszyklus einen neuen Sinn zu geben. Doch gerade bei Unterwäsche, einem intimen Produkt, ist das heikel. Wenn wir unsere Kunden bitten, ihre Produkte zurückzugeben, können viele sich nicht vorstellen, ihre getragene Wäsche zurückzusenden. Trotzdem wollen wir dieses Konzept weiter erforschen."
Bessere Beschaffung: Lern- und Umsetzungsgemeinschaft
Juliana Batitucci, mit ihrer Expertise im CSR-Bereich, leitet Hunkemöller in der „Learning and Implementation Community", einer globalen Initiative. "Wir vernetzen uns mit Marken, Produzenten und Organisationen wie Fair Wear und Ethical Trading Initiative (ETI). Wir tauschen uns regelmäßig online aus, teilen Best Practices und entwickeln praktische Aktionspläne. Ein Beispiel ist die Produktionsplanung: Wie können wir mit unseren Lieferanten zusammenarbeiten, um die Bedingungen für die Arbeiter zu verbessern? Die Fabriken sind Experten in ihrem Bereich, und es ist uns wichtig, ihre Perspektive zu hören."
„In diesem Zusammenhang ist Praxisorientierung essentiell", fügt Fransen hinzu. „Wenn wir unsere Designs ständig ändern, wirkt sich das direkt auf die Arbeiter aus. Sie geben uns ehrliches Feedback darüber, was unsere Entscheidungen für sie bedeuten. Indem wir auf ihre Erfahrungen hören, können wir effiziente und nachhaltige Lösungen für den gesamten Beschaffungsprozess entwickeln und unsere Unternehmensstrategie entsprechend anpassen."
Bessere Arbeitsbedingungen: Lohnmanagement-Projekt
Für Batitucci stehen Beschaffungsprozesse und Arbeitsbedingungen der Arbeiter Hand in Hand. Daher hat Hunkemöller das „Wage Management Project" in Zusammenarbeit mit Solidaridad ins Leben gerufen. „Wir kooperieren auch mit drei unserer Fabriken in China", sagt sie. „Das Hauptziel ist es, die Lohnsysteme vor Ort zu verbessern. Ergebnisse könnten höhere Löhne, Schulungen für Arbeiter oder mehr Transparenz bezüglich ihrer Löhne sein. Dies ist eng verknüpft mit den zukünftigen Sorgfaltspflichtgesetzen. Die Zeit wird es zeigen."
All diese Initiativen werden ihre Zeit brauchen, doch das ist laut Fransen genau die richtige Herangehensweise an Nachhaltigkeit – mit einer langfristigen Perspektive. „Unter dem Banner 'Together Tomorrow' werden wir unsere Nachhaltigkeitsinitiativen weiter ausbauen, denn das Thema ist stets im Wandel. Wir werden weiterhin mit verschiedenen Interessenvertretern zusammenarbeiten, insbesondere bei lokalen Projekten. Veränderung passiert oft an der Basis, sowohl sozial als auch ökologisch."