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Traditionelle Kleidung mischt Afrikas Modemetropole auf

Von Simone Preuss

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Mode

Traditionelle Kleidung hat oft, wenn keinen biederen, dann doch einen etwas unbequemen Beigeschmack - man denke etwa an Trachtenmode im deutschsprachigen Raum - der dafür sorgt, dass traditionelle Kleidung eher zu besonderen Anlässen getragen wird als im Alltag. Dies ist in Indien so, wo Jeans und T-Shirt inzwischen auch bei den Frauen in den meisten Büros den traditionellen Salwar Kameez und Sari ablösen, aber auch etwa bei den Quechua in Peru, die traditionelle Trachten im Alltag gegen Rock und Bluse tauschen.

In der Hauptstadt Nigerias, der Modemetropole Lagos, wird dieser Trend gerade auf den Kopf gestellt, denn hier verlangen gerade junge Leute nach “Trads”, traditioneller Mode wie dem Yoruba Agbada, einem langen, kaftanähnlichem Gewand für Männer, oder dem Dashiki, einem langen, bestickten, kragenlosen Oberteil aus dem Süden des Landes.

Es hilft, dass der nigerianische Popstar Wizkid, der erst im letzten Jahr von Vogue zum “bestgekleideten Popsänger Nigerias” gekürt wurde, diesen Trend unterstützt und sich bei öffentlichen Auftritten in traditionellen Outfits blicken lässt.

“Es ist im Moment in”, bestätigte Wizkid gegenüber Vogue. “Wenn ich zu Hause bin, trage ich nur afrikanische Stoffe. Ich bekomme die Materialien aus verschiedenen Teilen Nigerias - Norden, Westen, Süden - und kombiniere sie.”

Und so kommt es, dass in den letzten Jahren traditionelle Kleidung nicht mehr nur von älteren Generationen und zu besonderen Anlässen getragen wird, sondern man sie auch in Büros und Nachtklubs sehen kann sowie auf Hochzeiten und Geschäftstreffen.

Und gerade im geschäftlichen Bereich (oder in der Politik) kann sich dieses kleine Detail - aus Respekt für sein Gegenüber dessen traditionelle Kleidung zu tragen - wirklich auszahlen, denn so ist das Eis gebrochen und es wird ohne Worte Wohlwollen ausgedrückt.

Wer sich fragt, wieviel Einfluss dieser Trend auf die Modebranche weltweit haben könnte, sollte sich folgende Fakten in Erinnerung bringen: Mit 20 Millionen Einwohnern ist die Modemetropole Lagos nicht nur die größte Stadt Nigerias oder die bevölkerungsreichste Stadt Afrikas, sondern auch der Welt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bevor sich der Trend von der nigerianischen Bevölkerung in anderen Teilen der Welt auch auf die allgemeine Bevölkerung und damit auch Designer und Trendexperten ausdehnt.

“Sogar in Paris wollen sich junge Leute aus der Diaspora als afrikanische Prinzen präsentieren”, bestätigt Nelly Wandji, Besitzerin der Afrika-Boutique MoonLook in Paris, gegenüber AFP. “Nigeria ist der klare Anführer für Mode in Bezug auf Style, Kreativität und Anzahl bekannter Designer. Lagos Fashion Week hat Johannesburg abgelöst. Nigerianer sind weit authentischer geblieben und haben 'afrikanischen Stolz' beibehalten, während Südafrika sehr europäisiert ist”, stellte sie nach ihrem letzten Besuch in Lagos fest.

Fotos: Abinami / Chima222; beide via Wikimedia
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