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Trendforscherin Christine Boland: „Vor uns liegen die neuen Roaring Twenties“

Von Caitlyn Terra

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„Die Menschen fragen sich, wie sie in diesen turbulenten Zeiten relevant bleiben. Es ist wichtig, sinnvolle Antworten auf diese Frage zu geben“, sagt Trendforscherin Christine Boland. Ihr Webinar über die Trends der S/S 22-Saison namens „Soulful Solutions“ enthielt eine Dosis Inspiration und Positivität, die viele aktuell gut gebrauchen können.

Turbulente Zeiten: Pandemie, Polarisierung, eine phygitale Welt, Paradigmenwechsel. Das sind einige der Grundlagen, auf denen die aktuelle Unsicherheit in der Welt beruht. Zum Glück gibt es aber auch Positives und Chancen, die laut Bolands Webinar vor uns liegen. Zunächst einmal eine Vorhersage, die glücklich macht: Vor uns liegen, wenn es nach der Trendforscherin geht, die neuen „Roaring Twenties“.

Die Frage schwirrt schon eine Weile in den Medien herum: Wird das Ende der Pandemie eine neue Zeit des Feierns und der Ausschweifungen einläuten? „Wenn wir wieder in ein Restaurant gehen oder ausgehen können, ist damit zu rechnen, dass die High Heels aus dem Schrank kommen werden“, sagt Boland. „Es ist ein Ausdruck von Anspannung und Frustration. Wir werden uns schick machen, wenn das Wetter es zulässt.“ Mit dieser Vorhersage schließt sie sich anderen Trendanalysten an.

Boland skizziert zunächst die Welt, in der wir leben. Die Pandemie hat mehrere Verschiebungen, die bereits im Gange waren, verstärkt. So hat sich der Wandel zu einer phygitalen Welt mit all der Arbeit von zu Hause aus, Zoom-Meetings und Webinaren enorm beschleunigt. „Jeder versucht, sich in der Online-Welt zurechtzufinden.“ Sie gibt zu, dass die Pandemie die Menschen einschränkt, aber, so sagt sie, Menschen, die eingeschränkt sind, werden kreativ. „Wir schauen uns an, was möglich ist und verbessern das, was verbessert werden kann. Das ist unter anderem der Grund, warum jeder anfängt, sein Zuhause zu optimieren.“ Eine andere Sache, die man nicht ignorieren kann, ist die enorme Polarisierung in der Welt. Man denke nur an die Erstürmung des Kapitols der Vereinigten Staaten. „Die Polarisierung sorgt dafür, dass die Menschen in Extremen nach Halt suchen. Irgendwie muss diese Energie einfach freigesetzt werden.“

Christine Boland: Kreativität wird wuchern

Der aktuelle Zustand der Welt verursacht vier Bewegungen oder Trends, so das Webinar: „Value the true essence“, „liberate the increasing discontent“, „imagine a speculative new world“ und „connect to natural intelligence“ (Die wahre Essenz wertschätzen', 'sich von der wachsenden Unzufriedenheit befreien', 'sich eine spekulative neue Welt vorstellen' und 'sich mit der natürlichen Intelligenz verbinden'.) Diese vier Designsprachen, wie Boland die Tendenzen - nicht Trends - gerne nennt, finden gleichzeitig statt. Obwohl diese vier sehr unterschiedlich erscheinen, gibt es auch Gemeinsamkeiten.

Auffällig ist zum Beispiel, dass die Farben Grün und Lila noch lange nicht verschwunden sind. Allerdings kommt Grün in verschiedenen Formen zurück. In Bezug auf die Natur, aber auch in Bezug auf die Hygiene, etwa bei der Kleidung des medizinischen Personals. Violett, in einer tiefdunklen Variante und in Fliedertönen, taucht ebenfalls immer wieder auf. Die Boland-Farbpalette, die sich für die Saison S/S 22 herauskristallisiert, ist auf jeden Fall sehr bunt und teilweise recht intensiv. Vor allem die Farbkombinationen sind alles andere als klassisch: „Sie können sich beißen.“

Bild oben: Versace S/S 21, Catwalkpictures.com. Unteres Bild: Valentino S/S 21, Catwalkpictures.com.

„Wir werden uns schick machen, wenn das Wetter es zulässt“

Die vier Designsprachen, die Boland für die S/S 22-Saison ausmacht, sind sehr unterschiedlich. Die eine setzt auf die Klassiker, „weniger, aber besser“, die andere auf einen Mix aus Kunstformen und Collagen, mit einem Fokus auf der Natur, sowohl surrealistisch als auch wissenschaftlich. Es ist also für jeden etwas dabei, aber wie die Trendforscherin bereits andeutete, ist Kreativität im Überfluss vorhanden. Einige grobe Umrisse lassen sich aus dem Webinar skizzieren: der Wunsch nach Handwerk und Handarbeit, Oversize-Formen und skulpturale Elemente, grafische Designs und das allgegenwärtige Bedürfnis nach einer hygienischen Welt. Für die bildlich Denkenden unter uns: große Rüschen, Fransen, transparente Stoffe, Allover-Typografie, Collagen, Arbeiten mit Restmaterialien und geflochtenem Leder.

Wie immer lautet Bolands Ratschlag: „Sehen Sie sich diese Trends an und bestimmen Sie, was zu Ihnen als Unternehmen passt. Nehmen Sie alles auf und schauen Sie, was hängen bleibt. Das ist die Designsprache, mit der Sie für Ihre Marke arbeiten müssen.“

Oben: Fendi SS21, Catwalkpictures.com. Mitte: Patou SS21, Catwalkpictures.com. Unten: Elie Saab SS21, Catwalkpictures.com

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: Balmain SS21, Catwalkpictures.com

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