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Van Westen Mannen: Einblicke in die Ordersaison FW24

Von Sylvana Lijbaart

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Mode |Interview

Geschäft von Van Westen Mannen in Zaamslag. Bild: Van Westen Mannen

Das niederländische Herrengeschäft Van Westen Mannen feierte 2023 sein 100-jähriges Bestehen. Das Herrenbekleidungsgeschäft in Zaamslag wird in der dritten Generation von der Familie Van Westen geführt. Mittlerweile haben Johan und Peter van Westen die Zügel in der Hand: Sie machen das Modegeschäft mit Vintage-Möbeln, technischen Innovationen und einer eignen Gastronomie zu einem echten Erlebnis. FashionUnited hat mit Johan van Westen über die Ordersaison für Herbst-/Winter 2024 gesprochen.

Über Van Westen Mannen

Van Westen Mannen ist eines der größten Einzelhandelsunternehmen für Herrenmode in der niederländischen Provinz Zeeland und hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. So wurde es im Jahr 2000 zum Modeunternehmen des Jahres gekürt und erhielt vier Jahre später den ‘Retail Excellence Award’. 2023 feierte das Herrenmodegeschäft sein 100-jähriges Bestehen und nahm die Auszeichnung als Royal Supplier entgegen.

Van Westen Men ist im mittleren und oberen Preissegment angesiedelt und hat rund 48 Modemarken in seinem Portfolio, darunter Van Harper, Genti, Law of the Sea und CG Club of Gents.

Gut zu wissen: Im Juni 2023 wurde das in Goes ansässige Label Van Westen Menswear von OFM (Only for Men) übernommen. Der Name Van Westen Menswear wird bis Mitte 2024 weitergeführt, danach wird es offiziell in OFM integriert. Van Westen Menswear, geführt von Pim van Westen, gehört nicht zu dem Unternehmen Van Westen Mannen.

Der Text wird unter dem Bild fortgesetzt.

Van Westen-Geschäft in Zaamslag. Bild: Van Westen Mannen

Van Westen hat gerade ein feierliches Jahr hinter sich. Wie fällt Ihr Fazit für 2023 aus?

„2023 was fantastisch. Wir hatten ein sehr arbeitsreiches Jahr mit vielen Aktionen und Veranstaltungen. Außerdem haben wir jeden Monat 100 Preise verlost. Als Sahnehäubchen erhielten wir außerdem die Auszeichnung "Royal Supplier". Das ist natürlich großartig.”

Wirtschaftlich gesehen sind wir in guter Verfassung. Der Umsatz im Jahr 2022 lag 13 Prozent über dem des Vorjahres. Das werden wir dieses Jahr übertreffen. Darüber bin ich sehr froh, denn 2023 war durch die politischen Spannungen und die Inflation ein sehr spezielles Jahr.” Lacht: „In unserer Branche wird es nie langweilig”.

Es ist in der Tat eine Menge los. Wie sehen Sie die Lage des Einzelhandels zurzeit?

„Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass die Verbraucher:innen durch die Corona- und die Energiekrise am längern Hebel saßen, aber Geschäfte wie unseres sind aus der schwierigen Lage gut rausgekommen. In der Coronapandemie konnten wir direkt in die Online-Verkaufswelt wechseln.”

„Allerdings sind wir aufgrund der Inflation und anderer gesellschaftspolitischer Risiken mit sinkenden Gewinnmargen konfrontiert. Es wird nicht einfacher. Wir befinden uns zurzeit in einer schwierigen Einzelhandels-Landschaft: Wir haben es mit einer Vielzahl an Online-Konkurent:innen zu tun. Außerdem sind auch die Hersteller:innen unsere Konkurrent:innen im Onlinehandel. Zudem gibt es viele Fragen in Bezug auf die Verkaufsflächen. Es ist viel in Bewegung und das macht es spannend. Aber nennen Sie mir eine Branche, die nicht unter Druck steht…Der Einzelhandel ist ein Hochleistungssport."

„Aber das macht es wiederum lustig und interessant. Natürlich machen wir manchmal Unternehmensvergleiche und die zeigen, dass es größeren Geschäften wie uns, ganz gut geht. Wir sind nicht auf die belebten Einkaufsstraßen angewiesen, wir haben einen großen Kundenstamm, der uns treu bleibt. Das ist etwas sehr Gutes und das sehen wir auch in unserem Jubiläumsjahr. Aber wir haben schon andere Turbulenzen überstanden als diese."

Wie lautet ihr Fazit zu den Verkäufen der FW23-Saison?

„Der Herbst war hart, denn Ende September war es noch viel zu warm und das ist eigentlich immer noch der Fall. Das Wetter bremst den Verkauf der Winterkollektionen – das ist bei allen so.”

„Wir gehen mit unseren Hersteller:innen den Weg der Open-to-Buy-Option. Ein Teil der Kollektion wird im Voraus eingekauft, mit dem anderen Teil reagieren wir auf die derzeitigen Trends und Gegebenheiten. In diesem Fall haben wir also weniger Winterkleidung gekauft, wir hatten mehr Pullover aus Baumwolle als aus Wolle geordert. Bei den Hersteller:innen können wir slowmover gegen fastmover tauschen – das ist bis weit in die Saison hinein notwendig.

„In diesem Jahr sehen wir einen ganz klaren Trend bei den Farben. Die Männer fragen Sandfarben, Beige, Khaki und Ecru nach. Diese hellen Farben verkauften sich im Frühjahr gut, blieben aber auch im Herbst beliebt. Wir haben viele Hosen, Pullover und Sweatshirts in Ecru verkauft. Die Männer von der Küste kommen endlich vom Image der dunkelblauen Mode weg!”

Der Text wird unter dem Foto fortgesetzt.

Geschäft von Van Westen Mannen in Zaamslag. Bild: Van Westen Mannen

Jetzt steht die FW24-Ordersaison vor der Tür. Wo lassen Sie sich inspirieren?

„Unser Einkaufs-Abenteuer beginnt immer mit einem Besuch der Pitti Uomo in Florenz. Außerdem besuchen wir auch die Preview Men in Nieuwegein.”

„Ich bin ein echter Messefanatiker. Der Besuch von Messen ist für mich wie ein Spiel. Man muss sein eigenes Nest verlassen und sehen, was los ist, welche Trends angesagt sind. Normalerweise würden wir erst nach Florenz und dann nach Berlin fahren – das war die ideale Kombination, aber jetzt findet in Berlin nichts mehr statt. Auch die Modefabriek in Amsterdam zeigt keine Herrenmode mehr. Zum Glück haben wir noch die Preview Men – eine gut organisierte Messe, die alle unsere Anforderungen erfüllt. Wir besuchen die Pitti Uomo und die Preview Men mit unserem Einkaufsteam und besprechen dann, was uns auffällt, was wir hören und was wir sehen: Wovor schrecken wir in diesem Jahr zurück? Welche Marken stechen für uns heraus? Und wovon wollen wir mehr?"

„Auf den Messen geht es für mich nicht nur um die Trends und Kollektionen der Marken. Ich achte auch darauf, was in der Branche passiert und was es Neues gibt. Dabei schaue ich mir zum Beispiel die Schaufenster und die Menschen auf der Straße an. Letztes Jahr habe ich so viel Inspiration gesammelt! Das alles sammle ich in meiner so genannten ‘Ideenbank’, und aus diesen Ideen mache ich einen Plan für das kommende Jahr."

Welche Beschaffungspläne haben Sie für die FW24-Saison?

„Neben den Messen wollen wir das Wetter als wichtigen Faktor in unsere Einkaufspolitik miteinbeziehen. Ich bedaure, dass wir das berücksichtigen müssen, aber es geht nich anders – es ist eine Notwendigkeit. Früher haben wir viele Wollpullover und dicke Kleidung gekauft, aber diese Teile verkaufen sich aufgrund des milden Wetters derzeit nicht so gut.”

„Außerdem werden wir auf eine angemessene Verteilung der Preise und Margen achten. Das ist heute wichtiger denn je.”

„Bei der Mode stellen wir fest, dass die Beliebtheit von weiter geschnittenen Hosen und Oberteilen im vergangenen Jahr zugenommen hat. Davon wollen wir in diesem Jahr profitieren. Diese Entwicklung ist wirklich aufregend, denn weite Passformen für Männer sind derzeit ein echter Trend. In den Großstädten tragen Männer fast ausschließlich weite Hosen und übergroße Hemden, aber bei uns in Zeeland geht die Entwicklung eher zögerlich voran. Aber die Leute werden immer offener dafür.

„Was die Farben angeht, kaufen wir alles, was mit Sandfarben, Beige-Tönen, Khaki, Braun und Taupe zu tun hat. Der allgemeine Trend für FW24 wird sein: weniger casual, mehr elegant".

Worauf stützen sich ihre Beschaffungspläne?

„Ich verwende meine Verkaufsdaten für meine Planung. Ich lege alle meine Daten der letzten Jahre in eine gemeinsame Datei, in der die ideale Menge für mich berechnet wird. Das übertrage ich dann an meine Hersteller:innen und weiche nicht davon ab. Manche mögen das nicht, aber es ist klar: Meine Planung und mein Budget basieren auf der Statistik.

Van Westen hat 48 Marken in seinem Portfolio. Gibt es Raum für Expansion?

„Es gibt immer Platz für neue Marken. Es gilt: Einer rein, einer raus. Unser Laden ist voll bestückt. Ich persönlich bin der Meinung, dass es in jeder Saison einen Markenwechsel geben sollte, aber in der Herrenmode ist das schwieriger als in der Damenmode, wo es einen viel schnelleren Wechsel gibt.”

„Es gibt immer Marken, die nicht gewechselt werden sollten – sie dienen als Grundlage für das Geschäft. Bei uns sind das alles Marken von JustBrands. Darüber hinaus haben wir im letzten Jahr eine ganze Wand mit Anzügen von Carl Gross bestückt. Wir arbeiten auch gut mit Lexson Brands zusammen, zu denen Labels wie St. Steve, Plain, Law of the Sea und Van Harper gehören."

„Wir entscheiden uns jetzt zunehmen für die Hersteller:innen des mittleren bis hohen Preissegments, in dem wir uns auch bewegen – das gefällt uns.”

Was steht neben den Beschaffungsplänen noch auf der Tagesordnung?

„Das Jubiläumsjahr war für uns sehr hektisch – im positiven Sinne. Davon werden wir uns jetzt gut erholen!”

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz

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