Verwandeln, entdecken und neu definieren: Drei Herrenmode-Themen für SS24
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Während es beim letzten Trendseminar von Edwin van den Hoek noch so aussah, als ob die Krise, in der sich die Welt befindet, bald ein Ende nähme, muss der Trendforscher beim Trendseminar für F/S24 feststellen, dass die eine Krise durch viele andere ersetzt wurde. Der Krieg in der Ukraine, die Inflation und die Energiekrise hinterlassen ihre Spuren in der Welt, doch Van den Hoek sucht das Positive. „Wir erheben uns aus dem Tumult und verschaffen uns Gehör.“
Jede Woche gibt es in den Medien Berichte über Proteste, Demonstrationen und Streiks. Die Welt verschafft sich eindeutig in vielen Bereichen Gehör. Das Klima, der Iran, die Löhne – Protests und Propaganda tauchen daher in vielen Kollektionen und Trends auf, ebenso wie die Elemente der Verwandlung, der Entdeckung und der Neudefinition. Die drei letztgenannten Themen sind daher die Hauptthemen in Van den Hoeks Prognose und sind alle miteinander verwoben.
FashionUnited fasst einige Einblicke aus dem SS24-Seminar zusammen.
Transformation, Entdeckung und Neudefinition im Frühjahr/Sommer 2024
Das erste Thema, das der Trendforscher nennt, ist das Thema ‘Transform‘. Eine Bewegung in der Mode, die dadurch wieder auflebt, verwandelt buchstäblich Kleidung und Stoffe. Das Reparieren und Upcycling von Kleidung sowie Patchwork und das Zusammenfügen von verschiedenen Mustern ist ein wichtiger Bestandteil des Trendbildes. Dies ist eine Bewegung, die schon seit mehreren Saisons andauert, aber jedes Mal auf eine andere Art und Weise wiederkehrt. „Es beginnt, eine ganz neue Design-Philosophie zu werden“, erklärt Van den Hoek, und so wandelt sich auch das Design immer wieder neu.
Die Verwandlung von Kleidung und Stoffen hängt auch mit der Neubewertung in der Mode zusammen. Bottega Veneta zum Beispiel hat vor kurzem das Motto “Wert vor Quantität” vorgestellt und gibt durch ein Reparaturangebot sowas wie eine lebenslange Garantie auf die Taschen der Marke. Auch Secondhand wird zunehmend von Unternehmen aufgegriffen und in ihr Geschäftsmodell integriert. Es entsteht ein Spannungsfeld: Betrachten wir alte Kleidung als Werte oder als Abfall?
Der Trend zur Workwear ist noch lange nicht vorbei und nimmt auch neue Formen an. Van den Hoek bezeichnet den Overall als einen wichtigen Artikel für F/S24. Das Element der Cargotaschen, das man unter anderem bei Boilersuits sieht, wird auch auf Westen und Hosen ausgeweitet. Gegen den Trend spricht laut Van den Hoek die Tatsache, dass Camouflage-Muster in der Herrenmode zu einer Grundfarbe geworden sind. Im Sommer 2024 kehrt der Camouflage-Print jedoch in neuen Farben und auf eine grafischere Weise zurück. Dabei begrüßt die Herrenmode mehr unebene und ausgefranste Kanten im Rahmen des Themas Transformation.
Herrenmode für F/S24: Ein Sommer voller Layering
Das zweite Thema lässt sich mit dem Wort ‘erforschen‘ zusammenfassen. Man möchte die Welt erkunden, aber auch andere Welten. Dieses Thema tendiert daher teilweise ins Futuristische. „Es ist futuristisch, aber auch lustig, einfach, fast ein Gimmick.“ Innerhalb dieses Themas gibt es also viele grafische Elemente und sogar verspielte Grafiken. Denken Sie zum Beispiel an die Pinselstriche auf den Hemden und Pullovern von Zegna.
Eine bemerkenswerte Randbemerkung von Van den Hoek zu diesem Thema ist, dass andere Kragenformen in der Herrenmode immer mehr an Bedeutung gewinnen. Anstelle des traditionellen Button-down-Kragens sieht man mehr Stehkragen. Auf diese Weise ist das Bild für F/S24 von van den Hoek im wahrsten Sinne des Wortes mit vielen Schichten gezeichnet. Obwohl es das Trendbild für den Sommer ist, gibt es viele Layering-Looks zu entdecken.
Herrenmode F/S24: „Vielleicht brauchen wir eine neue Sprache“
Was in der Herrenmode schon seit einigen Jahren stattfindet, ist die Neudefinition dessen, was überhaupt männlich ist. „Es sind turbulente Zeiten für Männer, denn was ist ein Mann?“ Van den Hoek sagt, dass dieser Wandel und dieses Thema noch nicht bei allen angekommen ist, aber Veränderungen sind bereits deutlich zu erkennen. Denken Sie beispielsweise an die Outerwear-Marke The North Face, die eine Jacke auf den Markt gebracht hat, die eine Kindertrage enthält. „Es zeigt die weiche Seite des Mannes.“
Diese Veränderungen in der Definition dessen, was es bedeutet, ein Mann zu sein und was männlich ist, erfordern möglicherweise eine neue Sprache, sagt Van den Hoek. Elemente, die seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten der Damenmode zugeschrieben werden, sind nun auch in der Herrenmode zu finden. So zum Beispiel transparente Stoffe, aber auch ein Herrenrock. „Vor Jahren wurde ein Rock in eine Herrenkollektion integriert und das war damals bahnbrechend, aber jetzt sehen wir das immer öfter.“ Das Styling durch einen Rock über einer Hose ist ebenfalls üblich, und so kehrt die Vorhersage, dass F/S24 viele Schichten in den Looks hat, noch einmal zurück.
Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ