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Warum kriegen junge Kund:innen nicht genug von gefälschten Waren?

Von Don-Alvin Adegeest

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Mode
Bild: Open for Vintage

Vor einigen Wochen ging eine Tasche auf TikTok viral. Mit einem geknoteten Griff und einer bekannt scheinenden Webtechnik handelte es sich augenscheinlich um die ‚Jodie‘-Tasche von Bottega Veneta. Doch der erste Eindruck täuschte: In Wirklichkeit handelte es sich um ein ‚Duplikat‘ des Einzelhändlers Anthropologie, wie in einem Video von Tia Allen gezeigt wird.

‚Dupes‘ ist zu einem beliebten Hashtag auf TikTok geworden und hat bereits über 2,3 Milliarden Aufrufe. Die Abkürzung steht für ‚Duplikat‘ und ist unter Eingeweihten, die auf TikTok erschwingliche Beauty- und Modealternativen zu Luxusmarkenprodukten anbieten, oder auch suchen, weit verbreitet.

In vielen Videos preisen die Nutzer:innen Kleidungsstücke, Accessoires und sogar Schuhe von Chanel, Louis Vuitton und Balenciaga an, aber selten sind sie echt. Der Konsum von Fälschungen nimmt bei jungen Konsument:innen zu, die zwar von der enormen Marketingkraft des Luxus angezogen werden, sich die luxuriösen Preise aber nicht leisten können. Genau wie Tia Allen bewerten Nutzer:innen gefälschte oder billigere ähnliche Produkte und informieren darüber, wo sie zu finden sind.

Auf Instagram hat der Account @dupethat 1,2 Millionen Follower:innen und bietet Informationen über günstigere Kosmetikprodukte sowie Bewertungen und Informationen darüber, wo man günstige Kopien kaufen kann.

Mit den Trends der Modeindustrie entwickelt sich auch der Markt für Replikate weiter. Vor allem junge Menschen akzeptieren den Kauf von Fälschungen zunehmend. Während der Kauf von gefälschten Luxusgütern früher als Tabu galt, hat er sich in den letzten Jahren mehr und mehr normalisiert.

Warum geht es im Verständnis junger Menschen in Ordnung, gefälschte Waren zu kaufen?

Ein Grund ist die Erschwinglichkeit dieser Artikel. Luxusmarken liegen preislich oft außerhalb der Reichweite junger Kund:innen, was gefälschte Alternativen zu einer attraktiven Option macht. Junge Verbraucher:innen wollen modisch und trendy aussehen, haben aber möglicherweise nicht das nötige Einkommen dafür. Gefälschte Waren bieten ihnen eine erschwingliche Möglichkeit, ihren Lieblingsprominenten oder Influencer:innen nachzueifern.

Ein im letzten Jahr vom Europäischen Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) veröffentlichter Bericht stellt fest, dass der vorsätzliche Kauf von gefälschten Waren zugenommen hat. 37 Prozent der jungen Leute bestätigen, dass sie in den letzten zwölf Monaten mindestens ein gefälschtes Produkt gekauft haben (gegenüber 14 Prozent im Jahr 2019). Wo der Austausch von Informationen im digitalen Zeitalter ganze Gemeinschaften geschaffen hat, werden die rechtlichen Konsequenzen möglicherweise nicht verstanden, insbesondere von jüngeren Zielgruppen.

Außerdem sind Luxusmarken, die gezielt Werbung für jüngere Generationen schalten, um sie zu Kauf ihrer Produkte zu ermutigen, nicht ganz unschuldig. Junge Menschen sind das Lebenselixier der Beauty- und Modeindustrie, und der Markt ist für sie von entscheidender Bedeutung, um Umsätze und Reichweite zu generieren. Teenager, die noch zu Hause wohnen und zur Schule gehen, werden sich keine Chanel-Tasche leisten können, wenn das Original 7.000 Euro kostet – die Fälschung aber schon.

Modeketten wie Zara oder Anthropologie nutzen die Begehrlichkeit, die Luxusmarken mit ihren Budgets für Werbung und Influencer:innen für Millionen Euro erzeugen, und machen ihre Produkte zur Alternative zu echtem Luxus.

Wenn Luxusmodehäuser hauptsächlich auf Kampagnen und Influencer:innen setzen, anstatt auf die Vermittlung von Werten wie Handwerk und Wertschätzung von edlen Materialien, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn die junge Generation sich mit einer auf Kopie zufriedengibt, die auf TikTok angepriesen wird.

Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.com veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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