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Web Summit: Künstlerkollektiv Yes Men nimmt Adidas erneut ins Visier

Von Jule Scott

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Mode|Aktualisiert
Adidas sieht sich mit zweitem Schwindel durch Kollektiv konfrontiert Bild: The Yes Men

Ein Streich kommt selten allein – das scheint zumindest das Motto des Künstlerkollektivs Yes Men zu sein, das auf dem Web Summit in Lissabon den Sportartikler Adidas zum zweiten Mal in diesem Jahr mit einer öffentlichen Aktion an den Pranger gestellt hat.

Die kunstschaffenden Aktivist:innen gaben sich auf der Tech-Konferenz als Vertreter:innen von Adidas aus und gaben bekannt, dass der Herzogenauracher Sportartikler seine Beschäftigten künftig in einer virtuellen Währung, dem “adiCoin” bezahlen würde. Dadurch würden die Mitarbeiter:innen im sogenannten “adiVerse” Zugriff zu jenen Luxusprodukten erhalten, die ihnen in der Realität verwehrt bleiben.

Künstlerkollektiv stellt Adidas an den Pranger

Der jüngste Streich zielte darauf ab, die nach Ansicht des Kollektivs unangemessene Behandlung von Beschäftigten in der Lieferkette von Adidas zu bekräftigen, insbesondere im Hinblick auf die Rechte der Arbeitnehmer:innen, teilte die der Aktion angehörige Organisation Clean Clothes am Freitag mit. Auch die Unterzeichnung des "Pay Your Workers"-Abkommens wird abermals nachdrücklich gefordert, die die Marke rechtlich verpflichten würde, die Arbeitnehmer:innen zu entschädigen und zu schützen. Dabei wurde auch auf ein verwies auf einen Bericht des Schweizer Nachhaltigkeitsorientierte Nichtregierungsorganisation ‘Public Eye’ von 2021, in dem Adidas als "schlimmster Übeltäter im Zusammenhang mit Lohndiebstahl in der Pandemiezeit" bezeichnet wurde. Angeblich schulde Adidas Bekleidungsarbeiter:innen rückständige Löhne in Höhe 11 Millionen US-Dollar (10,14 Millionen Euro).

Adidas erneut im Visier des Yes Men beim Web Summit 2023 Bild: The Yes Men

„Adidas gibt beträchtliche Summen für eine alternative Währung und ein virtuelles Universum aus, um zu verhindern, dass seine Bekleidungsarbeiter:innen das ihnen zustehende Geld erhalten“, so Billy Yates, US-Direktor der Kampagne Pay Your Workers. „Die Realität könnte sogar noch düsterer sein: Adidas hat Hunderte von Millionen für das Katar-Debakel der FIFA ausgegeben, während es die berechtigten Ansprüche der Arbeiter:innen in Kambodscha, Indonesien und anderswo auf das ihnen zustehende Geld ignoriert hat.“

Yes Men schlug bereits auf der Berliner Fashion Week zu

Yes Man hatte Adidas bereits während der Berliner Modewoche Anfang des Jahres ins Visier genommen. Damals wurde eine täuschend echte Pressemitteilung an die Medien übermittelt, in der behauptet wurde, dass der Vorstandsvorsitzende Bjørn Gulden die ehemalige kambodschanische Textilarbeiterin Vay Ya Nak Phoan zur Co-CEO des Unternehmens ernannt hat. Damals hieß es, dass die neue “Own the Reality”-Initiative der ehrgeizigste “Plan für soziale und ökologische Verantwortung, der jemals von einer großen Marke umgesetzt wurde” sei. Die Organisation hatte außerdem behauptet, dass Adidas die Vereinbarung "Pay Your Workers - Respect Labour Rights" unterzeichnen würde.

Nachdem einige Medien die falsche Pressemitteilung aufgriffen und dem Kollektiv auf den Leim gingen, löste dieses seinen Streich und das damit verbundene Ziel mit einer Modenschau im Multilabel-Store Platte offen. Die vermeintliche Mitgeschäftsführerin Vay Ya Nak Phoan gab Geschichten ihrer Zeit als Näherin preis, während deutlich erschöpfte Models in recycelten Adidas-Kleidungsstücken über den Laufsteg stolperten. Einige verteilten Gutscheine mit Aufschriften wie "Das perfekte Geschenk – endlich unsere Arbeiter:innen bezahlen”.

Adidas weist Vorwürfe entschieden zurück

Wie auch schon im Januar distanzierte sich Adidas deutlich von der Aktion und wirft die Vorwürfe des Kollektivs entschieden zurück. Auch während der Pandemie habe der Sportartikler faire Arbeitsbedingungen und Löhne sowie ein sicheres Arbeitsumfeld bei seinen Zulieferer:innen gewährleistet, Produkte weiterhin von Partner:innen bezogen und den Zahlungsverpflichtungen wurde uneingeschränkt nachgekommen, kommentiert ein Sprecher von Adidas die Vorwürfe auf Anfrage von FashionUnited. Zudem habe Adidas auch die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben hinsichtlich Einkommen und Sozialleistungen gewährleistet und die Arbeitsbedingungen in jeder einzelnen Fabrik dokumentiert.

Seit mehr als 25 Jahren stelle Adidas mit vielfältigen Maßnahmen faire und sichere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten seiner Lieferkette sicher, heißt es zudem aus Herzogenaurach. Der Arbeitsplatzstandards des Sportartikler verpflichte die Zulieferer:innen, die Vergütung der Arbeiter:innen und deren Lebensstandard durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Entlohnungssysteme, Zusatzleistungen, Sozialprogramme und andere Leistungen fortschreitend zu steigern.

Dieser Artikel wurde um 14.25 Uhr am 17. November mit einer Stellungnahme von Adidas aktualisiert.

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