White Label Project: Die neue Destination für Mode und Design, die weltweit Frauen stärkt
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White Label Project ist ein digitaler Concept Store und eine Community-Plattform für aufstrebende, von Frauen geführte Impact Brands in der Mode- und Designbranche aus der ganzen Welt. White Label Project wurde 2019 von Caroline Foerster und Ann-Kathrin Zotz mit dem Ziel gegründet, Frauen durch nachhaltigen E-Commerce zu stärken.
White Label Project umfasst rund 35 Impact Brands aus 15 Ländern und bietet individuelle Mode, Schmuck und Interieur an. Zu den meistverkauften Artikeln gehören Mesh Tops von Nada Duele, gefertigt aus Stoffresten in Guatemala, künstlerischer mexikanische Wandschmuck von Caralarga und Ringe aus recyceltem Messing der ethischen Schmuckmarke Soko aus Kenia. In diesem Interview bieten die Gründerinnen Caroline Foerster und Ann- Kathrin Zotz einen Blick hinter die Kulissen und enthüllen, wie White Label Project die wirtschaftliche Stärkung von Frauen fördert, indem es als Sprungbrett für kleine Design- und Modemarken dient, die ihre Brand, Produkte und Geschichten internationalisieren möchten.
"White Label Project" ist viel mehr als nur ein Name, es bezieht sich auch auf eine Dynamik in der globalen Modeindustrie. Was genau spiegelt der Name wider?
Caroline Foerster: White Labeling ist eine gängige Praxis im internationalen Handel, insbesondere für generische Güter wie Kaffee, Tee, aber auch in der Mode. Retailer und Marken outsourcen ihre Produktion an externe Unternehmen, meistens im Globalen Süden, die identische Produkte herstellen, die unter verschiedenen Markennamen verkauft werden, oft nur durch Verpackung oder Preise differenziert. White Labeling ist auch sehr häufig im Markt für Design und Kunsthandwerk zu finden - sogar bei handgefertigten Produkten mit einzigartigen Designs oder solchen, die mit traditionellen Handwerkstechniken hergestellt werden. Insbesondere wenn Produkte handgemacht oder in bestimmten Kulturen verwurzelt sind, kann White Labeling zur Anonymisierung der Handwerkskünstler*innen und Kreativen führen, die die Endkund*innen von der Handwerkskunst, Tradition und Herkunft der Produkte, die sie kaufen, trennt. Darüber hinaus kann es zu kultureller Aneignung kommen, wenn das ursprüngliche Kunsthandwerk nicht anerkannt und die Produzenten hinter dem Produkt nicht fair vergütet werden.
Ein weiteres häufiges Problem im internationalen Handel betrifft die vielen Zwischenhändler, darunter Exporteure und Importeure. Je mehr Zwischenhändler es gibt, desto weniger erhalten diejenigen am Anfang der Wertschöpfungskette. Mit dem Namen 'White Label Project' möchten wir unsere Mission verdeutlichen, eine Plattform zu schaffen, auf der Design- und Modemarken ihre Geschichte erzählen, ihre eigene Marke präsentieren und verkaufen, direkt mit internationalen Endkund*innen kommunizieren und so sich international positionieren können - um die Idee des White Labeling umzukehren. Unsere Mission spiegelt sich in unserem Namen wieder, der uns ständig daran erinnert, warum wir White Label Project gegründet haben.
Auf welche Weise trägt das White Label Project zur Veränderung der Branche bei?
Caroline Foerster: Wir wollen Frauen der Mode- und Designbranche stärken, indem wir ihre Einkommen durch Markenaufbau und E-Commerce maximieren. Wir arbeiten nicht mit Zwischenhändlern, sondern nur direkt mit den Impact Brands. Wir bieten eine alternativen Verkaufskanal durch unseren digitalen Concept Store, der nachhaltige Mode- und Designmarken, die lokal verankert sind und aus der ganzen Welt kommen. Der digitale Concept Store hilft dabei, eine direkte Verbindung zu internationalen Endkund*innen aufzubauen. Dies ermöglicht es den Gründer*innen, ihr Business nach ihren eigenen Bedingungen zu internationalisieren, während sie ihre eigene Marke bewahren und Raum für ihre eigene Geschichte erhalten.
In der Mode- und Designbranche konzentrieren sich derzeit viele neue Start-ups auf die Vereinfachung der Beschaffung von nachhaltigen Produkten für große Retailkund*innen, , während es noch sehr wenig Fokus auf die Steigerung der Nachfrage für nachhaltige Produkte bei Endkund*innen gibt. Mit unserer Erfahrung im Marketing und Branding wissen wir, dass Nachfrage nicht nur ein absoluter Begriff ist, sondern auch aus dem Marketing und der Positionierung von Marken und Produkten auf die richtige Weise und im richtigen Kontext entsteht. Wenn wir uns nur auf Lösungen in den ersten Stufen der Wertschöpfungskette konzentrieren, aber keine Kund*innen an den Produkten interessiert sind, weil sie nicht wissen, dass sie existieren, kommen wir nicht wirklich weiter. Hier liegt unser Fokus: Aufklären, Nachfrage und Attraktivität von nachhaltigen Produkten steigern, so dass die Marken davon profitieren, mehr über den von ihnen gewählten Kanal zu verkaufen.
Viele Marken fokussieren sich nicht auf die Schaffung von Nachfrage. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass es einer Nachfrage bedarf, um ein Handelsgeschäft aufzubauen. Wie vereinbart ihr das mit Nachhaltigkeit?
Ann-Kathrin Zotz: Von Anfang an war es uns sehr wichtig, eine Plattform aufzubauen, die auch einen Anteil von unnachhaltigen Märkten einnimmt. Daher schaffen wir keine zusätzliche Nachfrage, sondern versuchen stattdessen, einen angemessenen Marktanteil an den bestehenden Märkten zu erlangen, indem wir Kund*innen zu unserem Concept Store leiten. Wir haben unseren Store bewusst so gestaltet, dass er für Design- und Mode-Liebhaber*innen attraktiv ist - nicht nur für bewusste Kund*innen, die aufgrund der Nachhaltigkeit der Produkte und Marken zu uns kommen. Diejenigen, die nach einem einzigartigen Design suchen, können es auf unserer Website finden und kaufen. Dann ist es auch noch nachhaltig. Für uns ist Nachhaltigkeit eine Selbstverständlichkeit, aber unsere Kund*innen müssen nicht nur aus diesem Grund bei uns einkaufen. White Label Project ist eine moderne und kuratierte Design & Fashion Destination - das ist das Gefühl, das wir vermitteln wollen.
Einer eurer Slogans lautet "Auf einer Mission, Impact-Brands zu stärken". Wie definiert ihr Impact Brands?
Ann-Kathrin Zotz: Der Begriff stammt von "impact-driven brands" - Marken mit einer klaren Mission, sozial, umweltfreundlich und wirtschaftlich nachhaltig. Kurz: "Impact Brand", die jeweils auf ihre eigene Weise einen positiven Einfluss hinterlassen. Alle haben gemeinsam, dass sie traditionelles Wissen und Kunsthandwerk aus ihren Herkunftsländern modernisieren, indem sie sie durch einen neuen Designkontext wiederbeleben und hervorheben. Auf diese Weise wird jenes Kunsthandwerk wieder wirtschaftlich attraktiver. Die Kreativen und Handwerkskünstler*innen dieser Impact Brands arbeiten mit nachhaltigen, aufbereiteten, recycelten oder natürlichen Materialien: Vom Silber, das aus Röntgenbildern für die Herstellung von Schmuck gewonnen wird, bis hin zu Lotusfaser für Pyjamas. Es gibt neben den heute im Globalen Norden üblicherweise verwendeten Praktiken zahlreiche jahrhundertealte traditionelle Techniken im Recycling, der Produktion von Textilien aus Naturfasern und natürlichen Färbetechniken . Dieses traditionelle Wissen wollen wir fördern und an den Kund*innen übermitteln. Alle Impact Brands haben die Mission, Frauen zu stärken - etwa 95% der auf White Label Project vorgestellten Gründer*innen sind Frauen und sie arbeiten auch mit Frauen. Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette, stehen hinter den Produkten 99% Frauen, die sich gegenseitig wirtschaftlich stärken und sich gegenseitig unterstützen, bessere Positionen in ihren eigenen Gemeinden und Haushalten zu erreichen.
Was ist die Verbindung zwischen Frauen, Kunsthandwerk und Empowerment? Und welche Rolle spielt dabei der E-Commerce?
Ann-Kathrin Zotz: Es gibt eine sehr starke Verbindung zwischen den dreien. Traditionell sind es hauptsächlich Frauen, die innerhalb ihrer Gemeinschaften traditionelles Kunsthandwerk, insbesondere im Bereich der Mode, Schmuck und Heimtextilien ausüben. Allerdings generiert Kunsthandwerk heutzutage oft nicht ausreichend Einkommen, insbesondere im Globalen Süden, aufgrund des begrenzten Zugangs zu Märkten - nur wenige Menschen kaufen und schätzen handgemachte Stücke vor Ort und international. Eine Person, die dieses Problem in seinen Wurzeln erkannt und verstanden hat, ist Yasmin Sabet, Gründerin der kolumbianischen Modemarke Mola Salsa, die Hand in Hand mit den Gemeinschaften des indigenen Kuna Volkes in Kolumbien arbeitet. Ursprünglich fertigten diese Frauen Bustiers, die über Blusen getragen wurden, mit einer traditionellen Applikationstechnik, bei der ausgeschnittene Stofflagen von Hand zusammengenäht wurden, um ein komplexes Kunstwerk zu schaffen. Heutzutage tragen vor allem junge Frauen sie sehr selten, da sie sich lieber moderner kleiden. Vor Ort ist das Kunsthandwerk nicht nur wirtschaftlich uninteressant geworden, sondern es wird auch hauptsächlich von älteren Frauen praktiziert. Yasmin Sabet wollte dazu beitragen, diese Applikationstechnik zu erhalten, indem sie die ikonischen Kuna Stoffe in einen modernen Designkontext brachte und die Kuna Clutches gemeinsam mit den Kuna Gemeinden kreierte. Dadurch finden heute auch jüngere Generationen es wieder relevant und wirtschaftlich attraktiv, sich mit dem Kunsthandwerk zu beschäftigen. Die Schaffung neuer Einkommensquellen für Frauen kann die Machtstrukturen innerhalb der Haushalte und der Gemeinschaft verändern. Es geht darum, die Position der Frauen zu verbessern, was sogar dazu führen kann, dass sie durch ein höheres Einkommen auch mehr Entscheidungsmacht erlangen. E-Commerce kann ein zusätzlicher Katalysator sein, indem das Kunsthandwerk, seine Geschichte und Produkte nicht nur lokal, sondern international präsentiert werden. Auf diese Weise können Marken Einkommensströme generieren, die der gesamten Gemeinschaft zugutekommen. Die Marken, mit denen wir zusammenarbeiten, entwerfen Produkte, um Frauen zu empowern. Mit unserem digitalen Concept Store wollen wir ihren Impact vervielfachen.
Eines der Versprechen von White Label Project ist es, "Arbeitsplätze und stabile Einkommen" zu schaffen, insbesondere für Frauen. Könnt ihr einige Beispiele geben, wie ihr dies in die Praxis umsetzt?
Ann-Kathrin Zotz: Wir unterstützen die Marken dabei, zu wachsen, indem wir ihre Produkte verkaufen und sie international positionieren. Dadurch schaffen sie neue Arbeitsplätze und stabile Einkommensströme, für Handwerkskünstler*innen und Kreative. Die Marken, die wir in unserem digitalen Concept Store präsentieren, sind Impact Brands aller Größen, dazu gehören Ein-Frau-Unternehmen ebenso wie Sozialunternehmen, manche sogar NGOs oder Kooperativen. Alle vereint, dass sie von Grund auf darauf ausgelegt sind, einen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Impact zu schaffen.
Nehmen wir zum Beispiel Caralaga aus Querétaro, Mexiko. Das ist eine Marke, an die wir schon sehr früh geglaubt haben. Und Caralarga hat auch uns schon von Anfang an ihr Vertrauen geschenkt. Sie kamen 2019 als eine der ersten vier Impact Brands, mit denen wir gearbeitet haben, in unseren Concept Store. Damals waren es 10 Personen, jetzt sind es etwa 60. Sie sind in Querétaro, das neben Mexiko City liegt, in einer alten Textilfabrik ansässig. Die meisten Textilfabriken sind nach China abgezogen - was in Mexiko zu vielen verlassenen Fabriken führte und die Arbeiter ohne Arbeit zurückließ. Sie haben diesen Ort bewusst gewählt, um Arbeitsplätze für die Menschen in Querétaro zu schaffen, und sie verwenden Rohbaumwolle für ihre Stücke. Es ist eine sehr schöne Geschichte, die die Aspekte nachhaltiger Materialien und sozialen Einflusses verbindet. Sie schaffen Kunstwerke aus Rohbaumwolle in Form von einzigartigen Wandbehängen und Tischständern. Bei White Label Project verkaufen wir kleine Versionen, aber sie machen auf Bestellung auch große, die meterlange Wände dekorieren. Durch ihre Etablierung im internationalen Interior Designmarkt haben sie eine verlässliche Einkommensquelle geschaffen und einen großen internationalen Kundenstamm aufgebaut.
Welche Preispolitik ist notwendig, um diejenigen am Anfang der Wertschöpfungskette zu schützen? Wie stellt ihr sicher, dass die Schöpfer ihre Löhne verdienen, wenn ihr gleichzeitig aber zum Erhalt der Plattform auch Gewinne erwirtschaften müsst?
Ann-Kathrin Zotz: Ein großes Problem für sehr kleine Marken ist die Vorfinanzierung ihrer Produktion. Wir geben die Bestellung auf und zahlen bereits im Durchschnitt 50% im Voraus und den Rest vollständig, bevor sie überhaupt verschifft werden. Es basiert auf viel Vertrauen. Wir verpflichten uns auch dazu, über mehrere Jahre hinweg mit einer Marke zusammenzuarbeiten, mit kontinuierlichen Bestellungen. Viele der Impact Brands, mit denen wir arbeiten, orientieren sich nicht am regulären Modekalender, viele produzieren nicht in Kollektionen pro Saison. Daher ist es wichtig zu wissen, dass wir alle paar Monate neue Bestellungen aufgeben. Es ist das Gegenteil von dem, was normalerweise passiert, wenn große Labels eine einmalige, sehr große Bestellung aufgeben und dann vielleicht nie wieder.
Darüberhinaus, müssen wir uns den Erwartungen der Kund*innen stellen , die von den untragbaren Praktiken der Fast Fashion und des schnellen E-Commerce getrieben werden. Diesen begegnen wir durch Aufklärung und Transparenz zu unserer Preispolitik, Produktionsprozessen und logistischen Abläufen. Wir bieten auch immer neue Kollektionen zum Vorbestellen an sowie neben dem Lagerbestand auch Maßanfertigungen. Unser Fokus liegt auf Kund*innen, die handgefertigte Stücke zu schätzen wissen und es begrüßen, dass ihr Stück in Kolumbien, Ghana oder Kambodscha hergestellt wurde. Die richtige Ansprache von Kund*innen hat uns sehr geholfen. Und wir mussten lernen, wie man die richtigen Marketingkanäle nutzt und wie man die Endkund*innen erreicht, die auf der Suche nach besonderen Stück sind!
Was können andere Marken von White Label Project in Bezug auf Respekt gegenüber Herkunft und Tradition sowie die angemessene Anerkennung lernen?
Caroline Foerster: Es ist immer schwierig zu sagen, was andere von uns lernen können. Und man sollte da vorsichtig sein. Wir wollen inspirieren, mehr über Marken, Designer und Produkte als über nur Kunsthandwerk zu sprechen. Es ist üblich, in der Erzählung über das handwerklich hergestellte Produkt zwar die Handwerkskünstler*innen anzuerkennen. Aber der Ursprung des Designs, die Kultur und die Traditionen, die einfließen, werden nicht, oder nur selten erwähnt. Uns geht es darum, die ganze Geschichte zu erzählen, einen Kontext zu bieten und allen Beteiligten im Prozess Anerkennung zu geben. Das ist eine Möglichkeit, kulturelle Aneignung zu vermeiden.
Zudem möchten wir zeigen, dass kreative Hubs auch woanders als in Paris, London und New York zu finden sind. Wir wollen die Aufmerksamkeit z.B. auf Accra, Mexico City oder Mumbai lenken - Orte, die reich an Kultur und traditionellem Kunsthandwerk sind, die heutiges Design beeinflussen und ständig neu durch zeitgenössische Kunst, Design und Mode definiert werden. Das Alte und das Neue verbinden und die Menschen auf dem Weg stärken. Es geht darum, Licht auf diese vibranten Städte zu werfen, die oft übersehen werden.
Und dann geht es uns um einen kollaborativen Ansatz und Offenheit für Feedback. Wir setzen Marken nie in eine Position, in der wir eine 'Take it or leave it' Haltung haben. Wir wollen einen Dialog eröffnen und zusammenarbeiten. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Marken, oft über WhatsApp - wenn etwas zu besprechen ist, texten wir einfach. Es geht viel um offene Kommunikation. Sicherzustellen, dass wir eine Plattform schaffen, auf der alle an Bord sind, ist der Schlüssel und wir meinen, dass andere Akteure in der Mode- und Designindustrie dies etwas mehr umsetzen könnten.
Die Arbeit mit marginalisierten Gruppen, indigenen Menschen und ihr traditionelles Kunsthandwerk birgt ein gewisses Risiko des White Saviorism - oder des White Feminism. Wie navigiert White Label Project in diesem Umfeld?
Ann-Kathrin Zotz: Wir haben White Label Project als Plattform aufgebaut, sodass Impact Brands - ihre Gründer*innen, Kreative und Handwerkskünstler*innen - nicht nur gesehen und gehört werden, sondern auch wirtschaftlich wachsen können. Wir möchten keine eigenen Design- und Modemarken schaffen und auch keine Marken, mit denen wir arbeiten, selbst übernehmen - ganz im Gegenteil. Mit White Label Project möchten wir Marken mit Dienstleistungen, Systemen und Strukturen unterstützen, die benötigt werden, um ihre eigenen Marken einem internationalen Kundenkreis zu präsentieren. White Label Project ist keine Wohltätigkeitsorganisation und es wäre den Impact Brands und den Frauen dahinter gegenüber unfair, dies zu behaupten. Wir möchten ein Geschäftsmodell aufbauen, das ganzheitlich nachhaltig ist und nicht nur soziale, sondern auch ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit umfasst. Manchmal werden wir gefragt, warum wir nicht unsere eigenen Produkte herstellen - da wir jetzt genug Wissen über das Kunsthandwerk gesammelt hätten. Aber es widerspricht dem, was wir für richtig halten und es ist auch nicht unsere Aufgabe. Wir können nicht nachahmen, wie man eine Gemeinschaft von Handwerkskünstler*innen vor Ort auswählt, wie man mit ihr interagiert, wie man mit ihr co-designt als jemand, der im gleichen Land und in der gleichen Kultur aufgewachsen ist. Die Unternehmer*innen, mit denen wir arbeiten, machen alles, um Frauen und ihre lokalen Gemeinschaften zu stärken und ihre Unternehmen aufzubauen. Deshalb sollte ihre Marke vorgestellt werden und keine andere.
Sind Authentizität, Individualität, Wertschätzung für Kunsthandwerk und die Bereitschaft, mehr auszugeben, die wahren Lösungen für eine Rückkehr zum bewussten Konsum?
Caroline Foerster: Ich denke, die Bereitschaft, einen bestimmten Betrag für ein Produkt auszugeben, kommt von dessen Begehrenswertigkeit und von den Werten und Attributen, die den Produkten zugewiesen werden, die von einer Marke vertreten werden. Zum Beispiel, wenn man sich einen Modeartikel einer prominenten Modemarke anschaut, spiegelt der Wert nicht nur die tatsächliche Qualität, Produktions- und Marketingkosten wider - sondern er spiegelt das Begehren der Kund*innen in Bezug auf die Marke und das Produkt. Deshalb müssen wir nachhaltige Produktionsprozesse mit Begehren und Markenaufbau vereinen, so dass Verbraucher nie das Gefühl haben das eine gegen das andere austauschen zu müssen.
Wir müssen auch anerkennen, dass nachhaltige Produkte im Durchschnitt mehr kosten, weil die Menschen fair bezahlt werden und sie die Umwelt nicht schädigen. Wenn etwas sehr billig ist, bedeutet das meistens, dass irgendwo in der Wertschöpfungskette jemand verliert oder die Umwelt leidet. Es ist wichtig zu verstehen, dass bei einem ethischen und grünen Geschäftsmodell höhere Preise nicht bedeuten, dass es höhere Margen gibt. Es bedeutet einfach, dass die Produktion umweltfreundlich ist, jeder fair bezahlt wird und der durch die Begehrenswertigkeit des Produkts generierte Überschuss unter allen gerecht verteilt wird.
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Wo seht ihr White Label Project in ein paar Jahren?
Caroline Foerster: Wir möchten wachsen und dabei die Mission und Ziele unserer Plattform weiter verfolgen. Und wir wollen das auf zwei Wegen erreichen: Für Impact Brands möchten wir ein Sprungbrett sein, das ihnen hilft, sich zu internationalisieren und deren langfristiges Wachstum zu beschleunigen. Für Kund*innen wollen wir eine der spannendsten digitalen Destinationen für aufstrebende Design- und Modemarken aus der ganzen Welt werden - wo Frauenförderung und Nachhaltigkeit selbstverständlich sind und Inspiration und individueller Stil im Fokus stehen.
Ann-Kathrin Zotz: Wir möchten wirklich beides kombinieren. Und wir wollen bis 2025 etwa 100 gut verkaufende Impact Brands in unserem digitalen Concept Store anbieten - im Moment sind es rund 35. Gleichzeitig möchten wir gut kuratiert und boutique-like bleiben.
Und zuletzt: Was können Kund*innen machen, um Handwerkskünstler*innen und Kreative, insbesondere Frauen, zu unterstützen, abgesehen davon, natürlich Kund*innen von White Label Project zu werden?
Caroline Foerster: Natürlich ist der Erwerb der Produkte die beste Unterstützung! Darüber hinaus können sie auch Ambassadors für Impact Brands werden und ihre Geschichten weiterverbreiten. Persönlich trage ich unsere Produkte die ganze Zeit und ich liebe die Möglichkeit, ihre Geschichten zu erzählen, wenn Leute mich danach fragen. Sie werden so inspiriert und neugierig, dass sie anfangen, selbst danach zu suchen. Das können Kund*innen auch machen, aber natürlich auch Medien. Sie können dafür sorgen, dass sie nachhaltigen Marken mit fantastischen Geschichten und tollem Design mehr Raum geben. Vielleicht können sie auch auf andere als die üblichen Modestandorte hinweisen. Und alle positiven Beispiele von Impact Brands und Unternehmer*innen zeigen!