Wie macht das Modelabel Janice 28-mal mehr Umsatz als vor vier Jahren?

Die Leidenschaft für Mode tragen die beiden Männer hinter der niederländischen Damenmode-Marke Janice schon seit ihrer Kindheit in sich. Der eine wuchs im Atelier seiner Eltern auf, der andere kleidete seine Mutter ein, die dann mit seinen Kreationen herumlief. Die Rede ist von Janice und Andy Bosmans.

Der sechzig Quadratmeter große Hauptsitz in Rosmalen im niederländischen Brabant wurde schnell zu klein, es blieb keine andere Möglichkeit, als umzuziehen. Und so mieteten die beiden Männer hinter der Modemarke neue Räumlichkeiten, die 15 Mal so groß waren. Zwei Hausadressen weiter betritt man eine Halle voller Spiegel. Die Türen sind leicht zu übersehen, denn es ist nirgendwo ein Türrahmen in Sicht. Auf der rechten Seite der Halle öffnet sich eine Tür zum Showroom. Es folgt ein großer, heller Raum mit einem minimalistischen und industriellen Charakter. Weiße, durchscheinende Vorhänge hängen vor den großen, bodentiefen Fenstern und bringen die Farben der Kleidung auf den goldenen Stangen zur Geltung – etwa 250 Muster der neuen Kollektion. In der Mitte des Showrooms befindet sich eine goldene Stange, auf der verschiedene, charakteristische Kleidungsstücke zu sehen sind. Bei einer Tasse Tee und einem frischen Ingwer-Shot spricht Andy Bosmans über das Aufblühen und die Professionalisierung der Marke. Mit Blick auf einen Urlaub in Asien hat Janice Bosmans alle Hände voll zu tun mit ‘allen möglichen Dingen‘.

Der Webshop ging zu Beginn der Corona-Zeit durch die Decke, sagt Andy Bosmans. „Damals haben wir beschlossen, die Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen im Einzelhandel zu beenden.“ Jedes Mal, wenn das Label sein Lager ausverkauft hatte, rief das Paar die Einzelhändler:innen an und bat sie, ihren Vorrat gegen den vollen Kaufpreis zurückzugeben. „So entstand eine nette, enge Beziehung zu unseren Einzelhändlern“, sagt Janice. Außerdem gab es in dieser Zeit neben der Arbeit wenig zu tun. Also beschlossen die Herren Bosmans zusammen mit dem Team, sich eine „positive Blase“ zu schaffen und das Unternehmen anders aufzustellen. „Weil so viele Stunden in das Geschäft und die Website geflossen sind, ist es irgendwann durch die Decke gegangen“, betont Andy. „Wir machen jetzt im Vergleich zu vor vier Jahren den 28-fachen Umsatz.“ Es kommt also regelmäßig vor, dass das Team bis spät in die Nacht Pakete packt. Das und die Erkenntnis, dass die Marke für Damenmode größer wurde als die für Herrenmode, bedeutete, dass die Zeit reif war für eine Professionalisierungsoffensive.

Janice professionalisiert sich nach enormem Wachstum

Andy Bosmans will noch nicht von einem Erfolg sprechen: „Hunderttausend Faktoren müssen zusammenspielen. Das Geschäft muss laufen. Unser Team ist von zwei auf über sieben Personen angewachsen. Wir entwerfen und verkaufen jetzt nicht nur eine Kollektion, wir sind auch Manager. Außerdem ist die Kollektion um das Zweieinhalbfache gewachsen.“ Abgesehen davon weiß der Mitinhaber, dass Janice noch viel weiter wachsen kann. „Uns geht es gut, aber ich sehe die Wachstumsgrenze noch lange nicht erreicht. Wenn wir in kurzer Zeit so wachsen können und es immer noch Menschen gibt, die noch nichts von der Marke gehört haben, dann ist das potenzielle Wachstum grenzenlos.“ Letztendlich möchte das Duo mit maximal zehn bis zwölf Mitarbeitenden in den derzeitigen Räumlichkeiten arbeiten und auslagern, was sich auslagern lässt.

Wenn sie weiter wachsen, können Janice und Andy Bosmans das nicht mehr allein tun. Deshalb nehmen sie die Hilfe einer Marketingagentur in Anspruch und suchen eine neue Kreativdirektion. Wer das ist, wird später in diesem Jahr bekannt gegeben. Andy Bosmans sagt jedoch, dass die Person professionelle Unterstützung bieten soll. „Die neue Kreativdirektion soll das Fundament stärken, das wir aufbauen“, so Bosmans. Der Schwerpunkt beim Aufbau dieses Fundaments wird auf der Logistik des Unternehmens liegen. Dazu gehört ein neues Kommissionierungssystem, aber auch in der Logistik suchen sie Unterstützung. Ein neues ICT-Teammitglied wird dem Unternehmen beitreten und weitere Digitalisierungsstrategien werden das Wachstum fördern.

Janice: Belgien und Deutschland oben auf der Liste

„Alles, aber auch wirklich alles“, betont der Miteigentümer, „muss wie am Schnürchen laufen, bevor wir den Schritt ins Ausland wagen. Außerdem wollen wir nicht zu schnell vorgehen.“ Wenn das Duo also den Schritt ins Ausland wagt, stehen Belgien und Deutschland ganz oben auf der Liste. Die beiden werfen auch einen Blick auf England und die skandinavischen Länder.

Janice hat rund 30 Filialen in den Niederlanden. Auf die Frage, ob Herr Bosmans mehr Filialen möchte, ist die Antwort klar: maximal 40 insgesamt (in den Niederlanden), denn die Marke soll exklusiv bleiben. Die Verbraucher:innen müssen mindestens 15 Minuten fahren, um ein Janice-Stück zu kaufen, sagt Andy Bosmans. „Wir wollen in die Breite gehen. Wir möchten, dass der Einzelhandel das gesamte Spektrum anbietet, von Taschen über Schuhe bis hin zu Kleidung.“

Das Duo Janice sieht die Wachstumsgrenze noch lange nicht erreicht: „Die Möglichkeiten sind endlos“

In Sachen Kollektion entwirft Janice Bosmans alle Artikel und sorgt für den It-Faktor. Andy Bosmans ist da, um ihn „im Zaum zu halten“ und sorgt für eine gute Grundlage. Janice bringt zweimal im Jahr eine nicht saisonale Kollektion heraus. „Unsere Kollektionen sind saisonübergreifend. Wir fordern unsere Partner:innen im Einzelhandel auf, von ‘neuer Kollektion‘ und nicht von ‘Sommer- oder Winterkollektion‘ zu sprechen.“ Janice verwendet ‘23-1‘ und ‘23-2‘ als Namen für die Kollektionen, die in diesem Jahr auf den Markt kommen. Ausgeliefert werden sie in den Monaten Januar bis Februar sowie Juli bis August. In den ersten Monaten des Jahres kommt die Kollektion mit dunklen Farben, erklärt Andy Bosmans. Von Juli bis August kommen die Artikel in hellen Farben in die Läden. „Es gibt eine gute Resonanz. Wir glauben nach wie vor an ‘Neuheiten‘, aber wir haben auch ein Never-Out-of-Stock-Programm (NOS).“

Das sind ‘Basisartikel‘, erklärt Bosmans, während er aufsteht und an den Ausstellungsmodellen vorbeigeht. „Es ist sowohl für die Verbraucher:innen als auch für den Einzelhandel wichtig, NOS-Artikel in der Kollektion zu haben. Der Einzelhandel behält seine Marge und die Kundschaft weiß, dass sie nicht auf Rabatte oder den Sale zu warten braucht. Wir stellen schöne Stoffe her, die lange halten. Warum sollten wir also eine weiße Baumwollbluse oder eine Jeans, die eine Nuance heller ist, eine Saison früher rabattieren? Die NOS-Artikel sind Stücke, die unserer Meinung nach jede Frau in ihrem Kleiderschrank haben sollte.“

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Qualität ist eines der Alleinstellungsmerkmale von Janice, wenn man die Bosmans fragt. „Wir stellen nur Artikel her, die sich gut anfühlen, von hervorragender Qualität sind und lange halten.“ Außerdem ist die Passform wichtig: die Größen sind nicht ‘italienisch-petit‘, sondern genau auf niederländische und westeuropäische Frauen zugeschnitten. Das Alleinstellungsmerkmal der Mode von Janice ist, dass sie „ehrlich, humorvoll und positiv“ sei, sagen die Gründer. „Was vielleicht kein Alleinstellungsmerkmal ist, aber Janice charakterisiert“, fügt Andy Bosmans hinzu, „ist, dass wir alles andere als arrogant sind. Wir kommen im Kapuzenpulli, wir sind die Ersten, die die Ärmel hochkrempeln und die Letzten, die das Licht ausmachen. Janice ist eine Modemarke, die von Herzen kommt und an der sehr hart gearbeitet wird. Wir sind bereit zu wachsen, wir machen einen Schritt nach dem anderen. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt und wir wollen noch weiter gehen."

Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ