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Wie man seine Freunde überzeugt, keine Fast Fashion mehr zu kaufen

Von Jackie Mallon

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Mode

Wir sind in einer Endlosschleife gefangen: H&M, Forever 21, Target, Zara....Schnelle Mode ist nach wie vor die Standardeinstellung für viele Käufer. Es bietet eine schnelle Lösung, von der man sich nur schwer befreien kann, und die Hardcore-Fans wissen, dass das perfekte Argument, um wohlmeinende Freunde zum Schweigen zu bringen, ist: Wenn wir aufhören, schnell Mode zu kaufen, was passiert dann mit all den Bekleidungsarbeitern, die von den Löhnen dieser Branche abhängig sind? Wenn die Nachfrage nachlässt, was sind dann ihre Möglichkeiten? Wie man richtig darauf antworten kann, haben wir hier aufgeschrieben.

Die Zukunft ist nicht binär

Dieses Entweder-Oder-Argument kommt von genau den Unternehmen, die ein Interesse am Erfolg von Fast Fashion haben. Aber aus dem Kreis auszubrechen, ist der Weg des aufgeklärten Konsumenten, und die Zukunft der Mode liegt in der Auflösung dieser destruktiven Strukturen. Brendan McCarthy, Parsons Program Director von BFA Fashion Design: Systems and Materiality, sagte bei der Premiere des Dokumentarfilm Made in Mexico: "Wir arbeiten hier bei Parsons hart daran, Systeme zu entwickeln, die aus der Denkweise ausbrechen, dass nur das aktuelle Paradigma eines einfachen Schwarz-Weiß-Arguments funktioniert. Wir betrachten die Schnittmenge verschiedener Systeme, ungewöhnliche Partnerschaften, die Zusammenarbeit mit Institutionen, der Öffentlichkeit, auch mit Gruppen, die Sie überraschen könnten, wie AARP (American Association of Retired Persons), um Systeme zu verändern."

Fast Fashion ist ein Schönwetter-Freund. Sobald man irgendwo in der Lieferkette anfängt zu protestieren, sobald die Löhne steigen, zieht die Industrie weiter.

Ayesha Barenblat, Remake

Lippenbekenntnise sind nicht hilfreich

Während große Fast-Fashion-Unternehmen jede Woche neue ethische Richtlinien präsentieren und schätzungsweise 2 Millionen Dollar für Audits, Blockkettentechnologie, veröffentlichte Verhaltenskodizes und Lieferantenlisten ausgegeben, geht es bei dem Verfahren im Wesentlichen um Kontrollkästchen, die man abhakt; nicht jedoch darum, sich mit Bekleidungsarbeitern in den Herstellungsländern zusammenzusetzen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen. Aber Persönlichkeiten wie Simone Cipriani, Offizierin der Vereinten Nationen und Gründerin der Ethical Fashion Initiative, oder Rebecca Van Bergen von Nest, arbeiten vor Ort daran, sinnvolle Verbindungen zwischen westlichen Modefirmen und Produzentengemeinschaften in Afrika, Afghanistan und anderswo herzustellen. Die gemeinnützige Organisation Remake bringt junge Designer nach Sri Lanka und Kambodscha, um Bekleidungsarbeiter zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Große westliche Marken setzen die Standards für Transparenz, und Maker Communities in anderen Teilen der Welt halten sich in unterschiedlichem Maße daran. Aber sie sind nicht wirklich miteinander vernetzt.

Die Gründerin von Remake, Ayesha Barenblat, sagte dem Publikum, dass unser schneller Modekonsum den Textilarbeitern, die typischerweise Frauen sind, nicht hilft, etwas Solides aufzubauen oder eine Zukunft für sich oder ihre Kinder zu sichern: "Sie ist im Wesentlichen in einem Kreislauf der Armut gefangen. Ich höre dieses Argument die ganze Zeit, dass es zumindest ein Job ist. Aber wenn man sich Chinas Wachstum ansieht, das auf dem Rücken der Arbeiter aufgebaut ist, dann ist die Wahrheit, dass schnelle Mode ein Schönwetterfreund ist. Sobald man irgendwo in der Lieferkette anfängt zu protestieren, sobald die Löhne steigen, zieht die Industrie weiter. Die Türen der Fabrik werden geschlossen, ausstehende Löhne nie bezahlt, Arbeitsplätze verschwinden einfach. Als China zu teuer wurde, ging die Industrie nach Kambodscha, und als die Gewerkschaften dort gestärkt wurden, zog sie nach Myanmar und Äthiopien. Sie hinterlässt eine Spur der Verwüstung."

Der Fabrikbrand der Triangle Shirt Waist Fabrik in Manhattan von 1911, der 146 Menschenleben forderte, ist etwas mehr als hundert Jahre her. Seitdem ist die Bekleidungsproduktion auf einer hundertjährigen Welttournee. Die Ähnlichkeiten zwischen dieser Katastrophe von 1911 und dem Zusammenbruch der Fabrik Rana Plaza in Bangladesch im Jahr 2013, die 1.134 Menschenleben forderte, zeigen, dass wir wenig gelernt haben und das Problem vertagt haben. Chinesische Unternehmen bauen nun Fabriken in Äthiopien.

Die Roboter kommen

Zu diesem Argument muss außerdem die Automatisierung besprochen werden. Für die Herstellung einer Distressed Jeans werden nicht mehr 50 Mitarbeiter benötigt, sondern nur noch eine Lasermaschine. Automatisierung kann die Kosten in den westlichen Ländern senken und die Arbeitszeit verkürzen, so dass die Herstellungsdauer einer Jeans von 20 Minuten auf 90 Sekunden sinkt. McKinsey prognostiziert, dass die Produktion einfacher Kleidungsstücke bis 2025 vollständig automatisiert sein wird.

Aus Umweltsicht können wir unseren Überkonsum nicht aufrechterhalten, anstatt in Roboter, sollten wir Menschen investieren, und das kleine Zeitfenster nutzen, das uns bleibt, um diejenigen zu unterstützen, die Gutes tun. Wir können ein neues System priorisieren, um dasjenige zu ersetzen, das für so viele nicht funktioniert und bald noch weniger funktionieren wird.

Die Einstellung des Kolonialisten lebt weiter

Das Machtungleichgewicht zwischen den Arbeitern und den Konsumenten geht auf die Tyrannei des weißen Kolonialismus zurück. Bekleidungsarbeiter sind zu über 80 Prozent weiblich, Fabrikbesitzer sind überwiegend männlich, und die Frauen sind oft Subunternehmer, die für die Lieferkette der Marken unsichtbar sind, vielleicht von zu Hause aus arbeiten, ohne Konzept von Arbeitnehmerrechten, ohne Bankkonten, bezahlt pro Stück und nicht pro Stunde. Oder sie arbeiten unter gefährlichen Dämpfen in einsturzgefährdeten Gebäuden, unter dauerhafter sexueller Belästigung und anderem Missbrauch.

So ist es herablassend, zu denken, dass wir ihnen helfen, indem wir unsere weiterhin Billigwaren kaufen, damit sie ihren Job behalten können. Was wären sie ohne uns? Die Ergebnisse von Remake aus Mexiko, Kambodscha und Sri Lanka deuten darauf hin, dass die Bekleidungsarbeiter, wenn sie ihre Rechte kennen, durchaus in der Lage sind, sich für sich selbst einzusetzen. Barenblat sagt, dass ein Zeichen des Erfolgs für diese Frauen ist, wenn sie ein Smartphone kaufen und sich mit Remake auf Facebook verbinden, um an dem Gespräch teilzunehmen. China ist nicht mehr für seine billige Fertigung bekannt und seit 2010 ist der Jahresdurchschnittslohn um 80 Prozent gestiegen.

Nearshoring

Hochwertige Marken wie Burberry setzen erneut auf ‚Made in England‘- Produkte und Hugo Boss auf ihre ‚Made in Germany‘-Etiketten. Aber laut Bloomberg weicht Fast Fashion der ultraschnellen Mode, wie sie von Online-Händlern wie Boohoo oder Asos praktiziert wird. Eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt, dass bis 2025 die Hälfte unserer Kleidung aus "Nearshoring" oder Nachbarländern kommen wird, da die erwarteten Lieferzeiten in unserem Verlangen nach sofortiger Befriedigung immer hanebüchener werden.

Man muss es nicht kaufen

Akzeptieren Sie die persönliche Verantwortung, erwarten Sie keine Verantwortung von den Marken. Weniger zu kaufen ist nicht beliebt, so wie es vor zehn Jahren nicht beliebt war, Menschen davon zu überzeugen, mit dem Rauchen aufzuhören, aber es ist die gesündere Option. Zu wissen, wo Kleidungsstücke hergestellt werden, ist ein Schritt in Richtung eines bewussten Konsumverhaltens, ebenso wie die Belohnung der vielen Marken, die versuchen, fair mit den Herstellergemeinschaften zusammenzuarbeiten.

Die wichtigsten Bewegungen wurden in der Vergangenheit durch Aktivismus an der Basis aktiviert, so dass die Änderung unseres persönlichen Verhaltens zu politischen und rechtlichen Veränderungen führen kann. Wir haben die Macht. Aber die Antwort liegt mehr in dem, was wir nicht tun: das T-Shirt und die Jeans nicht zu kaufen. Wenn wir dies tun, können wir ungerechte Regime stürzen. Wenn also das nächste Mal jemand "was würde mit den Bekleidungsarbeitern passieren, wenn wir aufhören, Fast Fashion zu kaufen" als Argument anführt, haben wir die Antwort: Wir geben ihnen die Möglichkeit, in Würde zu wachsen, finanzielle Sicherheit zu schaffen und an einer globalen Bewegung teilzunehmen.

Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mallon lehrt Mode in New York und ist die Autorin des Buches ‚Silk for the Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie spielt. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Fotos: Forever 21 store, Briarwood Mall, Ann Arbor, MI Dwight Burdette; Helping Khaleda, one of the survivors of Rana Plaza (14008308964).jpg UK Department for International Development, Created: 2 April 2014; A clothing textile garment factory / assembly line in Bangladesh Tareq Salahuddin from Dhaka, Bangladesh, all Wikimedia Commons

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