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Wie schafft man als Modeunternehmen den Einstieg in die Künstliche Intelligenz?

Von Caitlyn Terra

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Mode
Kristel Lanjouw, Leiterin des Bereichs Daten und KI beim Beratungs- und Technologieunternehmen IG&H Credits: IG&H/Kristel lanouw

„Wo sollen wir mit Künstlicher Intelligenz (KI) anfangen?“, wird Kristel Lanjouw, Leiterin des Bereichs Data & AI beim Beratungs- und Technologieunternehmen IG&H, regelmäßig von Modeunternehmen und Einzelhändler:innen gefragt: Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: „Fangen Sie klein an, doch fangen Sie am besten gleich an.“ Die Veränderungen in der Welt der KI und der generativen KI erfolgen so schnell, dass selbst Lanjouw nicht sagen kann, wie die Welt in einem Jahr aussehen wird.

„Deshalb ist es so wichtig, Schritt zu halten, damit man in Zukunft nicht allzu große Schritte auf einmal machen muss. Fangen Sie also klein an und testen Sie weiter.“ Zunächst zurück zu den Begriffen. Zum einen die „klassische“ KI, also die Künstliche Intelligenz. Laut Lanjouw basiert diese Form auf der Betrachtung von Daten im Rückblick und der Verwendung dieser Daten für Vorhersagen über die Zukunft. Dies wird etwa für Vorhersage- und Preismodelle verwendet. Dann gibt es noch eine weitere Stufe, die Generative KI. Diese Form erschafft tatsächlich etwas eigenes. „Sie macht Musik, sie macht Bilder, sie macht Text. Sie generiert, das ist der große Unterschied.“

Mit ihrem Hintergrund in der Modebranche - Lanjouw arbeitete mehrere Jahre als Strategieberaterin unter anderem bei der Denimmarke G-Star und dem Modekonzern PVH - weiß sie besser als jeder andere, wie die Modebranche, aber auch der Einzelhandel, von KI und Gen-KI profitieren kann. Zu den Formen von KI, die in der Branche bereits jetzt bekannter sind, gehören Chatbots im Kund:innenservice, aber auch die Automatisierung und Optimierung von Prozessen hinter den Kulissen. „Viele verbraucher:innenorientierte Initiativen, die Gen-KI nutzen, stehen noch am Anfang“, sagt die Expertin.

Als Modeunternehmen mit KI beginnen?

Diese Zurückhaltung ist oft auf die Anfangsschwierigkeiten beim Einsatz von KI und Gen-KI zurückzuführen. Anfang 2024 wurde beispielsweise der Chatbot von DPD als „schlechtester Lieferservice der Welt“ bezeichnet. „Es gibt definitiv Anlaufschwierigkeiten. DPD konnte vorher nicht wissen, dass sie dem Chatbot genaue Anweisungen geben mussten, dass er nicht fluchen und schlecht über das Unternehmen sprechen sollte. Das konnten sie erst durch diesen Vorfall herausfinden.“

Diejenigen, die sagen „Einzelhandel ist Menschensache“, finden in Lanjouw unerwartet eine Verbündete. Einzelhandel ist Menschenarbeit, und KI macht die Arbeit der Menschen tatsächlich besser und kund:innenorientierter, erklärt sie. „Man muss KI als ein Werkzeug sehen, das einem all die langweiligen und sich wiederholenden Dinge in der Arbeit abnimmt, damit man sich auf das konzentrieren kann, was einem Spaß macht und was man besser machen möchte. Meiner Meinung nach ist das immer auf die Kund:innen ausgerichtet.“ Außerdem betont sie, dass die Menschen trotz des Aufschwungs des E-Commerce in der Pandemie immer noch in den Laden zurückkehren. Die Leute finden es einfach am schönsten, etwas im Laden anzuprobieren und mit jemandem darüber zu sprechen. „Das geht nie weg, so sind die Menschen“.

Lanjouw berichtet, dass bei einem Einzelhandelsgeschäft beispielsweise alle Mitarbeiter:innen des Ladens ein Gerät erhalten haben, das sie bei der Arbeit unterstützt. Damit wissen sie nicht nur genau, wo sich ein Produkt befindet und wie viele es gibt, sondern können auch schnell melden, wenn Anpassungen vorgenommen werden müssen. Mit dem Gerät kann ein Foto gemacht werden, das mithilfe von KI alle Produktdaten abruft, um genau anzuzeigen, welcher Artikel nachbestellt werden muss.

„Das macht das Leben der Mitarbeiter:innen einfacher. Früher musste man dafür zu einem Schreibtisch gehen und im Büro anrufen, dass man zusätzliche Produkte benötigt. Jetzt reicht ein einziger Schritt: ein Foto machen.“ Nicht nur die Verfügbarkeit der Produkte in den Geschäften steigt, sondern die Mitarbeiter:innen können sich noch mehr auf die Kund:innenbetreuung konzentrieren.

Die Möglichkeiten der KI im Einzelhandel: Optimierung, Automatisierung und Personalisierung

Die Daten- und KI-Expertin sieht auch in der datengesteuerten Lieferkette die Rettung. Nicht nur, um das Modesystem auf einen Weg zu bringen, bei dem nicht chronisch überproduziert wird und Wintermäntel schon im August in den Geschäften sind, sondern auch, um noch genauer zu werden. „KI kann bereits eine Menge mit der Analyse von Daten und der Vorhersage der Nachfrage anfangen, und Gen AI kann Daten anreichern“, erklärte Lanjouw. „Wenn Produkte in das System eingegeben werden, bleiben viele Felder zur Beschreibung leer.“

„Das wird in das System eingegeben als 'kurzärmelig, schwarz, V-Ausschnitt, mit Spitzeneinsatz, das ist das Material'“, erklärt sie, als sie auf eine Bluse zeigt. „Oft werden diese Elemente nicht korrekt eingegeben, so dass man keine guten Prognosen erstellen kann. Fehlerhafte Daten im System bedeuten, dass Sie keine korrekten Prognosen mehr erstellen können, und hier kann Gen AI helfen. Sie kann das Produktbild analysieren, das bereits in einem Online-Shop eingestellt ist, und alle Beschreibungsfelder für Sie ausfüllen. So werden Ihre Daten viel sauberer. Sie erhalten eine bessere Vorstellung davon, welches Produkt am besten funktioniert und wo Sie mehr und wo weniger tun müssen.“

Was bei der Verwendung von KI und Daten um die Ecke kommt, ist der Schutz dieser Daten. Nehmen wir zum Beispiel eine Analyse der Kaufhistorie einer Person. Dies sind wertvolle Daten, die beispielsweise für die Personalisierung mit einer Person verknüpft werden sollten, aber wenn diese Informationen nach außen dringen, sollten sie nicht zu dieser Person zurückverfolgt werden können. Ein komplexes Element, bei dem die Sicherheit daher unbedingt berücksichtigt werden muss. „Stellen Sie sicher, dass diese Daten sicher sind und dass Sie sie verwenden dürfen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir oft noch dazu raten, Daten zu nutzen, aber noch nicht wirklich zu den Verbraucher:innen zu gehen und damit nach außen zu gehen.“

Auf die Frage nach einer idealen Welt, in der die Modeindustrie, der Einzelhandel, Daten und KI zusammenkommen, denkt Lanjouw zuerst daran, was sie nicht sehen möchte. „Augmented Reality, bei der man ein Kleid am eigenen Körper sehen kann. Das funktioniert einfach noch nicht gut genug und sieht klobig aus. Auch die Vorhersage einer besseren Passform funktioniert oft noch nicht gut genug. Woran ich glaube, ist die Hyper-Personalisierung. Dass wir wissen, was in der Vergangenheit gekauft wurde, dass wir scannen, was Sie jetzt tragen und dass Sie angeben, für welchen Anlass Sie etwas suchen.“ Da Gen AI analysiert und kreiert, ist sie auch in der Lage, das Outfit eines Trägers im Detail zu analysieren. Auf der Grundlage der dabei gesammelten Informationen kann sie auch ein neues Outfit nach den Wünschen der Kund:innen empfehlen. In diesem Bereich gibt es noch viele Möglichkeiten für Einzelhändler:innen.

Die Möglichkeiten sind also vielfältig. Wie die Welt in diesem Bereich in einem Jahr aussehen wird, ist jedoch auch für Lanjouw noch ungewiss. „Diese Technologien entwickeln sich so schnell. Die Geschwindigkeit sollte nicht unterschätzt werden.“ Da es so viele Entwicklungen gibt, fordert Lanjouw die Unternehmen auf, einfach anzufangen. „Fangen Sie an, zu testen und experimentieren Sie. Der Rat ist dreifach. Erstens: Fangen Sie an. Da es sich um ein typisches Thema handelt, müssen Sie nicht mit einem großen Knall beginnen, sondern können ganz klein anfangen. Fangen Sie mit einem kleinen Anwendungsfall an und schauen Sie, ob er ankommt. Das zweite ist: Geben Sie den jungen Leuten im Unternehmen eine Chance. Sie wissen wahrscheinlich viel mehr als Sie, geben Sie ihnen eine Bühne zum Ausprobieren. Drittens: Es beginnt an der Spitze. Die jungen Leute wissen zwar am meisten darüber, aber wenn Sie als Management das nicht aufgreifen, wird trotzdem nichts passieren. Geben Sie den Leuten also den Raum und die Bühne, um ihre Erkenntnisse mitzuteilen, aber legen Sie einfach los.“

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl

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