Zoe Karssen: Newness is the trend
Wird geladen...
Und das passt prima zur Umstellung der Modeindustrie
Nachhaltigkeit in der Mode ist in aller Munde. Und ja, das beginnt mit nachhaltigen und biologischen Materialien. Für die Modemarke Zoe Karssen ist dies noch längst nicht alles. Im Gegenteil. „Wir haben unsere Lieferkette so umgedreht, dass wir produzieren, was wir verkaufen“, berichtet der Hauptgeschäftsführer Franklin Thielsch. „Überproduktion kommt in unserem Wörterbuch nicht mehr vor.“
“Rocking items created on your demand & made of organic cotton. To contribute to a sustainable fashion industry” steht auf der Website von Zoe Karssen. Ein einziger Satz verdeutlicht die Ambitionen: Rocking Fashion anbieten und gleichzeitig die Branche strukturell verbessern und die Umweltauswirkungen minimalisieren.
No waste
Das ist so Einiges. Franklin Thielsch: „Das ist aber auch wirklich wichtig. Wir wollen nicht mehr Teil dieser Verschwendung sein. Deshalb haben wir in der letzten Zeit die Abläufe, vom Design bis zur Auslieferung, genau unter die Lupe genommen und inzwischen gehen wir alles ein bisschen anders an. Es beginnt schon beim Design. Die meisten Marken arbeiten entwurfsgesteuert: Jede neue Kollektion stammt rein aus der Tinte der Designer. Mit dem Risiko, dass ein Großteil nicht ankommt. Im Allgemeinen werden zwanzig Prozent der Kollektion verkauft und achtzig Prozent sind nahezu unverkäuflich. Mit anderen Worten: Wir verbrauchen die Erde für nichts.“
Richtiges Gleichgewicht von Daten und Design
Was macht also Zoe Karssen? Thielsch: „Wir suchen die richtige Balance zwischen Kreativität und Daten. Anhand der Daten können wir genau sehen, welche Produkte gut laufen und welche nicht. Mit diesen Informationen begibt sich unser Creative Director Erik Frenken an die Arbeit. Auf diese Weise entwickeln wir ein gezieltes Sortiment. Anstelle von zwei großen Kollektionen pro Jahr bringen wir gezielte Kollektionen in Form mehrerer Lancierungen pro Jahr heraus. Das Tolle daran ist: Genau das wollen unsere Konsumenten und Einzelhändler auch, Newness is the trend. Dank gezielter Kollektionen gibt es zwölf Monate im Jahr Bedeutsames im Geschäft. Das ist Schritt eins.“
Kurze Vorlaufzeiten
Schritt zwei sind laut Thielsch die kürzeren Vorlaufzeiten. „Wir machen keine Vorbestellungen mehr. Unsere Vorlaufzeiten betragen nur drei bis vier Wochen. Das ist möglich, weil wir unsere Kollektionen in Europa herstellen lassen. Unsere Lieferanten können schon ab einer Stückzahl von 75 produzieren. Im Gegensatz zu Ländern wie China, in denen man mindestens tausend Stück bestellen muss. Selbstverständlich hat dies Auswirkungen auf den Preis, der Selbstkostenpreis liegt etwas höher. Das Problem besteht darin, dass Kunden wohl Nachhaltigkeit haben wollen, aber noch nicht dafür bezahlen wollen. Wir wollten jedoch diese Änderung vornehmen. Wir glauben auch, dass es möglich ist; weniger Lagerbestand führt zu geringerem Ausverkauf und im Durchschnitt zu einer höheren Marge. So entwickeln wir ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Für uns sind Qualität und Nachhaltigkeit ausschlaggebend und nicht die Marge.“
On-demand
Letztendlich müssen sich Nachfrage und Angebot angleichen,“ stellt Thielsch fest. „Nicht mehr produzieren als man verkauft; das bedeutet für uns Nachhaltigkeit. Mit all dieser Überproduktion konditioniert man nur den Verbraucher. Diese denken dann: Ich warte mal auf den Ausverkauf. Aber man kann das auch umdrehen. Wenn Nachfrage und Angebot übereinstimmen, gibt es keinen Überschuss mehr. So schafft man Exklusivität und verwirklicht eine gesunde Marge. Dann hat man ein schönes Ertragsmodell. In der Praxis bedeutet dies, dass wir keine Pre-order mehr machen, sondern nur noch Re-order. Wir verkaufen nur ab Lager, auf Abruf. Geht ein Produkt gut weg, können wir notfalls mehr produzieren lassen. Ansonsten heißt es: weg ist weg. Und ja: Natürlich verlangt dies eine andere Denk- und Arbeitsweise für die Einzelhändler. Aber wenn wir transparent miteinander umgehen und alles gut aufeinander abstimmen, wird es jedem besser gehen. Davon bin ich überzeugt.“
Säulen
Neu sind auch die Säulen, mit denen die Marke Zoe Karssen weiter gestützt wird: Zoe On Demand, Zoe By Me und Zoe On Stage. Thielsch: „Zoe on Demand läuft bereits. Bei diesem Konzept bestellt der Konsument im Online-Shop ein Kleidungsstück, danach wird das Produkt produziert und einen Tag später wird es schon geliefert. Das Konzept Zoe by Me wird in Kürze live gehen, hierbei können Konsumenten die Kleidungsstücke auch noch mit graphischem Design anpassen. Und mit Zoe on Stage werden wir jungen Talenten eine Plattform im Bereich Design, Fotografie und Artwork geben.“
Weitere Pläne
Bis hierhin sind dies die konkreten Schritte, die Zoe Karssen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit festgelegt hat. Aber es gibt noch viele weitere Pläne. „Wir untersuchen unter anderem ein Szenarium, bei dem gebrauchte Produkte von den Verbrauchern zurückgenommen werden, woraufhin sie zu einem reduzierten Preis etwas Neues kaufen können. Die eingegangenen Produkte werden dann recycelt. Auch beschäftigen wir uns mit einem Pilotprojekt bei ‘Masterpiece’, bei dem Konsumenten Designerkleidung mieten können, entweder einmalig oder über ein Abonnement. So brüten wir noch viele weitere Ideen aus. Immer basierend auf der Frage: Wie können wir ein Geschäftsmodell entwickeln, bei dem wir nachhaltig und verantwortungsvoll Geld verdienen können?“
Lesen Sie mehr über Zoe Karssen auf der Markenseite: fashionunited.com/companies/zoe-karssen
Bildnachweis: Paul Bellaart